4.3.1 Kapitalmarktreaktionen
Bereits die ersten empirischen Untersuchungen befassen sich mit den Auswirkungen von Conference Calls auf den Kapitalmarkt. Frankel et al. (
1999) analysieren die Volatilität der Aktienrendite und das Handelsvolumen während Conference Calls. Die Untersuchung weist auf eine erhöhte Volatilität der Aktienkursrendite während Conference Calls im Vergleich zu Kontrollperioden ohne Conference Calls hin. Ebenso lassen sich erhöhte Handelsvolumina feststellen (Frankel et al.
1999). Im Gegensatz dazu finden Dell’Acqua et al. (
2010) mit Fokus auf die Hightech Industrie eine sinkende Volatilität des Aktienkurses bei einem vermehrten Einsatz von Conference Calls.
10 Zudem legt die Analyse der durchschnittlichen Handelsvolumina nahe, dass insbesondere große institutionelle Investoren im Laufe von Conference Calls handeln und somit Informationen sofort verwerten. Demgegenüber verfügen kleine Investoren ohne Zugang zu Conference Calls nicht über die gleichen Informationen (Frankel et al.
1999).
Nicht alle am Kapitalmarkt veröffentlichten Informationen werden sofort, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg von den Marktteilnehmern verarbeitet. Dieses Phänomen wird als „post-earnings-announcement drift“ bezeichnet (Bernard und Thomas
1989). Kimbrough (
2005) zeigt, dass der post-earnings-announcement drift und der Anteil der Gesamtmarktreaktionen, der sich auf den nachgelagerten Teil der Ergebnisbekanntgabe bezieht, beim Einsatz von Conference Calls vermindert wird. Trotz gesteigertem Informationsumfang durch Conference Calls scheinen Investoren die größere Menge an Informationen zur Beurteilung jedoch nicht zu nutzen.
Seit der Einführung der Reg FD in den USA, sind Unternehmen unter anderem dazu verpflichtet, Conference Calls für alle Interessierten zu öffnen und damit den gesamten Kapitalmarkt gleichermaßen mit Informationen zu versorgen. Für Wissenschaftler ist dies eine gute Gelegenheit, die Auswirkung der Gesetzesänderung auf die Unternehmen und den Kapitalmarkt zu beobachten. So ist die Frage, ob Investoren unterschiedlich auf offene und geschlossene Conference Calls reagieren, Gegenstand von diversen Untersuchungen. Da Informationen durch eine offene Ausgestaltung einem größeren Investorenkreis zugänglich sind, vermuten Bushee et al. (
2003) eine Erhöhung der Preisvolatilität und des Handelsvolumens durch die unterschiedliche Bewertung von institutionellen und privaten Investoren. Die Studie findet zwar eine höhere Aktienkursvolatilität für offene Conference Calls, aber kein höheres Handelsvolumen, was auf eine ähnliche Einschätzung der Informationen durch die Marktteilnehmer hindeutet.
Der veränderte Informationszugang durch die Öffnung von Conference Calls wirkt sich auch auf die Informationsmöglichkeiten diverser Kapitalmarktteilnehmer aus. Aufgrund der Erweiterung des Informationszugangs auf eine breitere Investorengruppe, wird bei Unternehmen, die zuvor geschlossene Conference Calls ausgerichtet haben, die Preisvolatilität vermutlich stärker steigen als bei Unternehmen, die diese bereits vor der Gesetzesänderung offen ausgerichtet haben. Bushee et al. (
2004) finden diesen Effekt, Lee et al. (
2004) jedoch nicht. Die Analyse der Handelstransaktionen während Conference Calls zeigt eine erhöhte Aktivität von kleineren Investoren durch die Einführung der Reg FD (Bushee et al.
2004; Lee et al.
2004). Zudem untersuchen Lee et al. (
2004) mit Hilfe des bid-ask spread, ob sich die Neuregelung auf die Handelskosten der Investoren auswirkt. Sie vermuten, dass sich bei gleichem Informationszugang für alle Marktteilnehmer die Komponente der adversen Selektion im bid-ask spread reduziert. Einen gegenläufigen Effekt erwarten die Autoren, wenn Unternehmen durch die Reg FD weniger Informationen veröffentlichen. Die Studie findet keine signifikante Veränderung der Komponente der adversen Selektion durch die gesetzliche Änderung, sodass das erhöhte Informationsvolumen vermutlich keine Auswirkung auf die Informationsasymmetrien hat (Lee et al.
2004).
Zudem beeinflusst die Regulierung auch institutionelle Investoren. Ke et al. (
2008) untersuchen das Handelsverhalten von institutionellen Investoren, die auf kurzfristige Gewinne spekulieren. Im Zeitraum vor der Änderung kann ein erhöhtes Verkaufsverhalten von institutionellen Investoren festgestellt werden (Ke und Petroni
2004), welches die Autoren zumindest teilweise auf den Zugang zu privaten Informationen zurückführen. Ein solches Verhalten ist nach Einführung der Gesetzesänderung nicht mehr zu beobachten (Ke et al.
2008).
Sowohl Untersuchungen vor als auch nach Reg FD gehen mit ökonometrischen Problemen einher. So weisen Studien vor Reg FD das Problem der endogenen Selbstselektion auf. Der analysierte Datensatz beruht dabei auf einer Stichprobe, die nicht nach dem Zufallsprinzip erhoben wird. Studien, welche die Ausrichtung von offenen versus geschlossenen Conference Calls untersuchen, stehen vor der Herausforderung, dass herkömmliche Regressionsmethoden zu inkonsistenten und verzerrten Schätzern führen können.
11 Die Sample-Selection Korrektur wird daher häufig durch das Heckman-Zweistufen-Verfahren vorgenommen (Bushee et al.
2003; Jung et al.
2018). Studien nach Einführung der Reg FD stehen vor dem Grundproblem, dass es sich bei der Regulierung nicht um einen exogenen Schock handelt, sondern der Gesetzgeber vielmehr die vorherige Benachteiligung von Kapitalmarktteilnehmern bewusst durch die Gesetzesänderung einschränken möchte.
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Manager verfügen über private Informationen und die Gründe für das Vorenthalten von Informationen bzw. die Verzerrung der Informationslage können vielfältig sein. Eine mögliche Folge der Zurückhaltung von Informationen ist die kognitive Dissonanz. Diese beschreibt einen Zustand, bei dem das Gefühl und Wissen des Managers auf Basis privater Informationen nicht zur getroffenen Aussage passt und somit ein innerliches Spannungsverhältnis erzeugt. Liegt dadurch bei Managern eine negative emotionale Stimmungslage (wie beispielsweise Angst oder Verärgerung) vor, so nehmen Mayew und Venkatachalam (
2012) an, dass diese über negative Informationen verfügen, die auf schlechte Nachrichten oder Unsicherheiten bezüglich guter Nachrichten hinweisen. Mittels LVA-Software (Layered Voice Analysis) bestimmen sie das emotionale und kognitive Level des Sprechenden in Conference Calls. Nach Berechnung eines quantitativen Werts für das Level von kognitiver Dissonanz, ordnen die Autoren den Managern ab einem bestimmten Wert eine negative emotionale Stimmungslage zu. Ähnlich verhält es sich mit dem emotionalen Level, welches durch die Begeisterung des Managers gemessen wird und anhand dessen man auf eine positive Stimmung schließen kann. Eine positive emotionale Stimmungslage lässt auf gute Nachrichten über die zukünftige Unternehmensentwicklung schließen. Demgegenüber deutet eine negative Stimmungslage auf schlechte Nachrichten hin (Mayew und Venkatachalam
2012). Die Reaktion des Kapitalmarkts auf die positiven und negativen Signale wird mit Hilfe der abnormalen Rendite gemessen. Die Autoren finden eine positive (negative) abnormale Rendite bei einer positiven (negativen) emotionalen Stimmungslage.
Als eine Alternative zur Vorenthaltung von Informationen, können Manager auch auf vorformulierte Antworten zurückgreifen und so ungewollte Aussagen vermeiden. Die Studie von Lee (
2016) legt eine negative Reaktion des Kapitalmarkts auf vorformulierte Aussagen nahe, allerdings werden die Informationen nicht unmittelbar vollumfänglich im Aktienkurs eingepreist, sodass das Ziel der Manager zumindest teilweise erreicht wird. Zudem findet der Autor Hinweise darauf, dass die vermehrte Verwendung vorformulierter Antworten auf unerwartete negative Ergebnisse hindeutet und der Informationsgehalt von Conference Calls durch weniger Spontanität sinkt (Lee
2016).
Auch die textuelle Stimmung in der Kommunikation innerhalb von Conference Calls kann weitreichende Implikationen haben. Da im Diskussionsteil Manager und Analysten sprechen, untersuchen beispielsweise Brockman et al. (
2015), ob sich das textuelle Sentiment zwischen beiden Gruppen unterscheidet und inwieweit Investoren darauf reagieren. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Manager nicht in der Lage sind, den optimistischen textuellen Tonfall der Präsentation in den Diskussionsteil zu transferieren und der Tonfall der Analysten generell pessimistischer ist als der von Managern. Die abnormale Rendite während des Conference Calls weist zudem darauf hin, dass Investoren dem Tonfall der Analysten mehr Beachtung schenken (Brockman et al.
2015). In ähnlicher Weise finden Chen et al. (
2018) Indizien dafür, dass Investoren insbesondere auf die generell neutralere Analystenstimmung und weniger auf die vom Management vermittelte Stimmung reagieren. Übereinstimmend hiermit finden Milian und Smith (
2017) einen positiven Effekt von lobenden Worten der Analysten auf die zukünftige abnormale Rendite. Eine Studie von Price et al. (
2012) zeigt durch Inhaltsanalysen von Conference Call Protokollen einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem textuellen Sentiment und der abnormalen Aktienrendite zum Zeitpunkt der Ergebnisbekanntgabe, dem post-earnings-announcement drift und dem abnormalen Handelsvolumen.
Die Auswirkung der textuellen Stimmung kann jedoch auch von den Adressaten abhängen. So legt die Studie von Blau et al. (
2015) nahe, dass die Reaktion von der Qualifikation der Investoren abhängt. Leerverkäufer als qualifizierte Investoren beziehen die im Conference Call übermittelten Informationen generell in ihre Aktivitäten mit ein. Dabei finden die Autoren Indizien dafür, dass andere Investoren gegenüber Leerverkäufern auf einen abnormalen Ton in Kombination mit einer Überschreitung der Analystenerwartung zu stark reagieren. Qualifizierte Investoren mit einer besseren Informationsverarbeitung interpretieren den übertriebenen Ton zumeist als negative Information. Während die meisten Studien, die den textuellen Ton untersuchen, mit einer simplen Relation von z. B. negativen bzw. positiven Wörtern zu den Gesamtwörtern als Stimmungsmaß arbeiten, nehmen Allee und DeAngelis (
2015) hingegen an, dass auch die temporäre Verteilung der Stimmung von Bedeutung ist. Sie zeigen, dass die negative (positive) Reaktion von Analysten und Investoren umso stärker wird, je weiter die negative (positive) Stimmung innerhalb des Conference Calls gestreut ist. Zudem stellen die Autoren fest, dass die Verteilung des textuellen Tons mit der Erfüllung von Analystenschätzungen, den Offenlegungsentscheidungen sowie den Anreizen und Darstellungsweisen des Managements zusammenhängt.
Da die meisten hier erwähnten Studien im Bereich der Textanalyse mit Wortlisten arbeiten, ist deren Konstruktvalidität zur Messung von Stimmungen zu hinterfragen. Regelmäßig stammen die verwendeten Wörterbücher aus anderen Fachrichtungen (z. B. Psychologiewörterbuch Harvard-IV) und beinhalten keine finanzspezifischen Wörter. Die Anwendung allgemeiner Wörterbücher auf finanzspezifische Texte kann nach Henry und Leone (
2016) sowie Loughran und McDonald (
2011) zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Selbst die Verwendung von finanzspezifischen Wörterbüchern ist kritisch zu prüfen, da sich Conference Calls gerade durch eine freie und interaktive Kommunikation auszeichnen. Neuere Studien thematisieren dieses Problem bewusst (Allee und DeAngelis
2015) und nehmen eine kontextspezifische Anpassung der Wortlisten von Loughran und McDonald (
2011) vor. Andere Studien verwenden Wortlisten, deren Anzahl der positiven bzw. negativen Wörter unausgeglichen oder extrem gering sind.
Auch die ökonomische Wirkung sprachlicher Komplexität in Conference Calls erlangt eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Literatur. Brochet et al. (
2016) untersuchen beispielsweise die Auswirkung von Sprachbarrieren auf die Komplexität und Informationsverarbeitung am Kapitalmarkt. Dazu werden englische Conference Call Protokolle von Unternehmen aus nicht englischsprachigen Ländern untersucht. Die Autoren finden heraus, dass Sprachbarrieren die Transparenz im Rahmen von Conference Calls vermindern, indem Manager zu komplexen Formulierungen neigen oder falsche Ausdrücke verwenden. Hieraus resultieren schwächere Kapitalmarktreaktionen, was die Autoren auf eine verminderte Informationsqualität aufgrund von Sprachbarrieren zurückführen.
Die bisher vorgestellten Studien befassen sich ausschließlich mit den Kapitalmarktwirkungen von Unternehmen, die selbst Conference Calls durchführen. Dabei liegt die Vermutung nahe, dass sich auch für Unternehmen derselben Branche, die ähnlichen makroökonomischen, aber auch branchenspezifischen Chancen und Risiken unterliegen (Peer-Unternehmen), Auswirkungen ergeben. Dieses Phänomen zeigt sich empirisch in der Parallelbewegung der Aktienkurse aller Peer-Unternehmen im Falle der Offenlegung neuer Informationen von einem dieser Unternehmen. Brochet et al. (
2018) untersuchen dieses Phänomen erstmals für Conference Calls. Die Autoren stellen fest, dass die Parallelbewegung nach Conference Calls stärker ausgeprägt ist als nach Ergebnisveröffentlichungen. Als einen wesentlichen Treiber dieses Effekts identifizieren Brochet et al. (
2018) die Rolle von Analysten. So können sell-side Analysten, die sich auf eine Branche spezialisieren und/oder mehrere Peer-Unternehmen gleichzeitig abdecken, Auswirkungen von neuen Informationen auf Peer-Unternehmen besser abschätzen und effizient an ihre Kunden kommunizieren. Mit der Vermutung übereinstimmend ist das beobachtete Phänomen besonders stark ausgeprägt, wenn sell-side Analysten sowohl das Conference Call durchführende Unternehmen als auch die Peer-Unternehmen abdecken.
Eine wesentliche Herausforderung der untersuchten Studien liegt in der Identifikationsstrategie der festgestellten Effekte, da Conference Calls zumeist unmittelbar nach Veröffentlichung der Quartals- oder Jahresabschlüsse erfolgen. Studien, die Renditen auf Tagesbasis ermitteln, können letztlich nicht eindeutig separieren, ob sich Kapitalmarkteffekte auf die Informationen aus dem Abschluss oder jene aus dem Conference Call beziehen. Daher greifen neuere Studien vermehrt auf Intraday-Daten zurück (z. B. Brochet et al.
2018). Diese Vorgehensweise ermöglicht eine klarere Separierung von Kapitalmarkteffekten von Conference Calls versus Ergebnisveröffentlichungen.
4.3.2 Analystenschätzungen
Die folgenden Studien analysieren den Einfluss von Conference Calls auf die Arbeit von Analysten. Bowen et al. (
2002) zeigen, dass sowohl der Vorhersagefehler als auch die Streuung der Analystenvorhersagen in Quartalen mit Conference Calls geringer sind als in Quartalen ohne. Die Autoren sehen dies als Indiz dafür, dass durch Conference Calls zusätzliche Informationen veröffentlicht werden. Davon profitieren insbesondere Analysten mit weniger stark ausgeprägten Prognosefähigkeiten. Für den deutschen Kapitalmarkt kommen Bassemir et al. (
2013) in einer vergleichbaren Studie zu ähnlichen Ergebnissen. Die Vorhersagefehler reduzieren sich jedoch stärker, was die Autoren auf das weniger strenge Prognoseumfeld zurückführen. Zudem konnte keine Veränderung der Streuung der Analystenvorhersagen festgestellt werden. Dieses Ergebnis sehen die Autoren als Resultat aus zwei gegenläufigen Effekten. Einerseits aus dem Rückgang der allgemeinen Unsicherheit und andererseits aus der Zunahme der Informationsasymmetrien zwischen den Analysten durch neue, private Informationen (Bassemir et al.
2013).
Kimbrough (
2005) untersucht, ob Analysten durch Conference Calls aktuelle Ergebnisinformationen für Prognosen effizienter nutzen können. Die Ergebnisse zeigen eine sinkende Autokorrelation der Vorhersagefehler bei Unternehmen mit Conference Calls. Dies ist ein Anzeichen dafür, dass Analysten durch Conference Calls schneller auf zukunftsbezogene Informationen reagieren.
Kross und Suk (
2012) nehmen an, dass Analysten nach Einführung der Reg FD nur noch Informationen durch die öffentliche Berichterstattung der Unternehmen erhalten und kein Zugang zu privaten Informationen besteht. Damit stehen allen Marktteilnehmern zum Zeitpunkt der Veröffentlichung die Informationen gleichermaßen zur Verfügung. Sie finden Hinweise dafür, dass sich nach der Gesetzesänderung die Geschwindigkeit und Anzahl von Änderungen der Analystenprognosen erhöht und sich deren Qualität durch den Fehler- und Streuungsrückgang verbessert hat. Die Relevanz der Reg FD zeigt auch Irani (
2004), dessen Ergebnisse darauf hindeuten, dass Conference Calls nach der Regulierung mehr relevante Informationen beinhalten und so die Übereinstimmung und Genauigkeit der Analystenprognosen erhöhen.
Im Rahmen von Conference Calls gibt es Analysten, die teilnehmen und sich aktiv einbringen und solche, die dies nicht tun. Mayew et al. (
2013) können zeigen, dass teilnehmende gegenüber nicht teilnehmenden Analysten genauere und zeitnähere Einschätzungen veröffentlichen. Dabei stellt sich die Frage, ob teilnehmende Analysten ihre privaten Informationen aus der Teilnahme am Conference Call gewinnen oder diese bereits zuvor besaßen. Wenn Manager Conference Calls als Quelle von privat zugänglichen Informationen ansehen, dann vermuten Mayew et al. (
2013), dass sich Analysten für den aktiven Zugang durch positive Aktienbewertungen empfehlen müssen. Diese Vermutung kann allerdings nicht nachgewiesen werden.
Eine weitere Studie analysiert die Auswirkungen von Lob der Analysten an das Management mit Hilfe von Wortlisten. Milian et al. (
2017) finden in ihrer Studie einen positiven Zusammenhang zwischen der Prognosegenauigkeit von Analysten und deren Sprachfärbung innerhalb von Conference Calls. Einen möglichen Grund für diese Beziehung sehen die Autoren im besseren Zugang zu privaten Informationen des Managements für wohlgesonnene Analysten.
Frankel et al. (
2017) zeigen in einem aktuellen Arbeitspapier einen neuen Ansatz zur Messung der für Analysten verwertbaren Information durch neue (teil-)automatisierte Verfahren. Die Autoren nutzen dabei insgesamt vier Textanalyseverfahren, um aus den Protokollen von Conference Calls zukünftig revidierte Analystenschätzungen zu prognostizieren und so die Nützlichkeit der qualitativen Informationen zu messen. Drei Verfahren (support vector regressions, supervised LDA sowie random forest regression trees) des maschinellen Lernens versuchen jeweils auf unterschiedliche Weise den Inhalt von Texten zu extrahieren. Zudem wird der textuelle Ton auf Basis von Wortlisten hinzugezogen. Die Autoren kombinieren die Maße zu einem Gesamtmaß und finden eine hohe Erklärungskraft für das Auftreten einer revidierten Analystenprognose im Folgequartal. Diese kann jedoch weiter gesteigert werden, wenn erstens extrem seltene Wörter aus der Berechnung eliminiert werden und zweitens, wenn der unternehmensindividuelle oder marktspezifische Kontext in der Schätzung berücksichtigt wird. In gleicher Weise kann die Anwendung von linguistischen Netzen, wie etwa Clusteranalyse (Feldman und Sanger
2007), von Assoziationsnetzen (Feldman und Sanger
2007), GABEK-Netzen (Zelger
2000; Raich et al.
2014) oder ähnlichen Mixed-Methods Verfahren, die Textanalysemöglichkeiten von Conference Calls erweitern und neue Zusammenhänge aufdecken.