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26-10-2017 | Corporate Social Responsibility | Interview | Article

"Alles fließt in einem gesunden Digitalisierungsprozess"

Author: Andrea Amerland

3:30 min reading time

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Wie kann die Digitalisierung nachhaltig gesteuert und nicht nur irgendwie bewältigt werden? Ein Interview über den digitalen Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft mit Alexandra Hildebrandt.

Wo haben Unternehmen besonders digitale Verantwortung zu übernehmen?

Das hängt vom jeweiligen Stand des Unternehmens ab – einige entwickeln sich schneller, andere langsamer. Grundsätzlich geht es jetzt vor allem darum, wie Unternehmen die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Arbeit steuern und dabei erfolgreich bleiben können. Unternehmen, die mit dem Totschlagargument "Das haben wir schon immer so gemacht" arbeiten, werden bald im Markt verschwinden. Was es jetzt braucht, sind neue Schlüsselkompetenzen und Werkzeuge, die es Mitarbeitern und Führungskräften ermöglichen, mit der Digitalisierung richtig umzugehen. Dazu werden ganzheitliche Digitalisierungsstrategien benötigt, die aber erst einmal  erarbeitet müssen. Das geht nicht von heute auf morgen, sondern bedarf tiefgreifender Veränderungsprozesse, die auch schmerzhaft für Unternehmen sind, weil Altbewährtes auch wegfällt. Zudem braucht es für digitale Fitness eine  innovationsfreundliche Unternehmenskultur. Der Managementexperte Niels Pfläging prägte für diesen Transformationsprozess ein wunderbares Bild: Milch in Kaffee geben. Es ist nicht möglich, zum ursprünglichen Muster zurückzukehren, alles vermischt sich zu einem neuen Muster. Es ist ein kluger, ja rühriger Vergleich, weil er keinen zerstörerischen Beigeschmack hat. Alles fließt in einem gesunden Digitalisierungsprozess.

Editor's recommendation

2017 | Book

CSR und Digitalisierung

Der digitale Wandel als Chance und Herausforderung für Wirtschaft und Gesellschaft

Dieses Buch ist ein Kaleidoskop unserer Gesellschaft und Zeit. Es beschäftigt sich mit Herausforderungen, Chancen und Risiken der größten Transformation der Geschichte: der Digitalisierung. 


Die meisten Unternehmen kämpfen mit der Komplexität der digitalen Transformation. Wie würden Sie diesen Leid geplagten Unternehmen die Chancen des CSR-Ansatzes für die Digitalisierung schmackhaft machen? Ich könnte mir vorstellen, dass manch einer sagt: Bitte nicht noch eine Anforderung …

Im Kontext von Komplexität und dynamischer Transformation von Unternehmen müssen bisherige Umsetzungen von CSR hinterfragt und neue Impulse gesetzt werden. Digitalisierung und CSR müssen nicht schmackhaft gemacht werden, sondern gehören zu den unternehmerischen Grundnahrungsmitteln, um im Ernährungskontext zu bleiben… Sie sind Bestandteil des Kerngeschäfts. Worauf es jetzt ankommt, ist die Vernetzung aller wesentlichen Komponenten und der Verzicht auf allerlei Unsinn wie die so genannten Learning Journeys ins Silicon Valley, die einige Manager zwar optisch verändern, aber innerlich häufig substanzlos bleiben. Das betrifft auch einige Brutstätten der Beschleunigung, die mitunter Feigenblatt-Charakter haben und häufig nur signalisieren sollen, dass das Unternehmen etwas zum digitalen Wandel beiträgt. 

Wie verändert die digitale Transformation in Hinblick auf gesellschaftliche Verantwortung die Anforderungen an Manager und Führungskräfte? 

In einer stetig sich wandelnden Welt kann Wissen allein nicht die Zukunft sichern. Deshalb macht es auch keinen Sinn, nur von einer Wissensgesellschaft zu sprechen. Digitalisierung braucht auch eine Könnensgesellschaft, denn der Umgang mit neuen Problemen braucht Könner, "geübte Menschen mit Ideen", wie Pfläging sagt. Regelmäßige Übung schärft unsere Urteilsfähigkeit und macht uns nicht bloß zu Konsumenten digitaler Techniken, sondern vielleicht sogar zu Meistern der Digitalisierung. Deshalb ist es wichtig, so früh wie möglich ein Grundverständnis davon zu erhalten, was theoretisch und praktisch möglich ist. Die gesellschaftliche Debatte darf nicht erst beim Management beginnen, sondern muss das Grundschulalter einbeziehen. Wer in jungen Jahren beispielsweise richtig programmieren gelernt hat, wird auch später die Möglichkeiten und Grenzen dieser Technik besser verstehen. Zudem nimmt das die diffuse Furcht vor allem Technischen. 

Braucht man einen Digital-Report, damit Nachhaltigkeit und Verantwortung rund um die Digitalisierung im Unternehmen auch wirklich fest verankert werden? Welche Möglichkeiten gibt es noch?

Das Reporting ist keine Garantie für die richtige Verankerung des Themas und dessen Umsetzung. Worauf es ankommt, ist, dass die gesamte Organisation konsequent darauf ausgerichtet wird. Voraussetzung dafür ist wiederum eine authentische Unternehmenskultur mit gemeinsamen Werten und einer gemeinsamen Mission, um sich von der Konkurrenz zu differenzieren, Top-Talente zu gewinnen und sie langfristig zu binden. Damit sich die Digitalisierungseuphorie am Ende nicht als fauler Zauber entpuppt, braucht es zuerst die Anpassung der Organisationsstruktur und der Unternehmensprozesse, da sie viel länger dauern als die Etablierung neuer Technologien.

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