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2018 | OriginalPaper | Chapter

36 verschiedene Schokoladenrichtlinien: Der Einfluss von Kontextvariablen auf die Verhandlungsergebnisse in EU-Simulationen

Author : Simon Fink

Published in: Europa spielerisch erlernen

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

EU-Simulationen werden in verschiedenen Kontexten verwendet - einige Simulationen dauern nur einige Stunden, andere nehmen mehrere Tage in Anspruch; einige werden mit wenigen Teilnehmern durchgeführt, andere mit großen Gruppen; einige werden mit Schülern gespielt, andere mit Berufstätigen. Wir wissen jedoch nur wenig darüber, wie diese Kontextvariablen die Verhandlungsergebnisse von Simulationen beeinflussen. Dieser Artikel schließt diese Forschungslücke. Seit 2003 haben wir dieselbe Simulation der Schokoladenrichtlinie in verschiedensten Kontexten durchgeführt: An einem oder zwei Tagen, mit Schülern, Studenten, oder Beamten, sowie mit unseren Teamleitern oder den Teilnehmern als Europäisches Parlament (EP). Da alle Vorschläge und Verhandlungspositionen nicht nur verbal, sondern als Zahlen in räumlichen Politikmodellen formuliert sind, können wir die Ergebnisse der Simulationen miteinander vergleichen und in Relation zu den Kontextbedingungen setzen. Die wesentlichen Ergebnisse sind, dass erstens alle Simulationen Richtlinien ergeben, die strikter sind als der Kommissionsvorschlag. Dennoch ist die Variation der Ergebnisse groß. Zweitens haben Simulationsdauer und Teilnehmerzahl kaum Einfluss auf das Spektrum der Verhandlungsergebnisse. Drittens sind die Ergebnisse strikter – also näher an der Position der Schokoladenpuristen – wenn das EP nicht von den Teilnehmern, sondern von Spielleitern verkörpert wird. Viertens sind die Richtlinien deutlich strikter, wenn die Simulationen in der Schweiz stattfanden. Außerdem sind diese Richtlinien deutlich konsensualer. Das Schweizer Selbstbild einer Nation von Schokoladenliebhabern und Konsensusdemokratie zeigt sich also auch in den Ergebnissen einer Simulation. Für die Diskussion über EU Simulationen zeigt der Beitrag, wie hilfreich es ist, Simulationen als Quasi-Experimente aufzufassen. Jede Simulation ist einzigartig; doch wenn wir eine große Zahl von Simulationen quantitativ analysieren, sehen wir Muster, die uns sonst verborgen blieben. Diese Muster zu erkennen kann uns wiederum helfen, die Simulationen zu verbessern.

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Footnotes
1
Beamte und Studierende lernen vor allem etwas über die Institutionen der EU und über Verhandlungen. Einige Teilnehmer wissen bereits viel über die EU, in diesem Fall können sie sich darauf konzentrieren, mit verschiedenen Verhandlungsstrategien zu experimentieren. Für Studenten ist der Haupteffekt – den Feedback-Bögen zufolge – dass sie Dinge in der Praxis erleben, die sie bisher nur aus der Theorie kannten. Bei Schülern ist das Hauptziel, dass sie lernen, wie Politik überhaupt funktioniert. Details über die europäischen Institutionen sind eher sekundär.
 
2
Etwa die Hälfe aller Simulationen benötigt einen Vermittlungsausschuss.
 
3
Die Kommission wird fast immer von EuroSoc-Spielleitern verkörpert.
 
4
Vor allem die Verbindung zu den theoretischen Konzepten ist wichtig. Feedbackbögen lassen manchmal vermuten, dass Teilnehmer eben nicht automatisch ihre Erfahrungen mit theoretischen Konzepten verknüpfen. Das Feedback „Theoretische Einführung nicht hilfreich für die Simulation“ bedeutet nicht unbedingt, dass die theoretische Einführung nicht gut war. Es könnte auch darauf hindeuten, dass die Verbindungen zwischen Theorie und Anwendung am Ende in der Reflexionsphase nicht ausreichend beleuchtet wurden.
 
5
Unsere Kunden setzen auch formalere Methoden der Auswertung ein. Häufig wird EuroSoc engagiert, um die Simulation im Rahmen eines breiteren Curriculums durchzuführen, und die formale Auswertung (z. B. eine schriftliche Klausur) ist dann die Sache des Auftraggebers, z. B. der Bildungseinrichtung. Daher haben wir auch keine systematischen Daten über die Ergebnisse dieser Form der Auswertung, z. B. über Lernergebnisse.
 
6
Diese Messung von Komplexität über die Zahl der Wörter ist eine häufig verwendete Methode in der quantitativen Politikwissenschaft.
 
7
„Bis zu 5 % Ersatzfette.“ and „Klare, neutrale und objektive Angabe der verwendeten Fette.“
 
8
Schüler bekommen vereinfachte Vorbereitungsdokumente, aber die Positionen und die Grundlogik der Simulation sind gleich.
 
9
Wenn es einen systematischen Zusammenhang gäbe (z. B. wenn Studentengruppen immer größer wären als Schülergruppen), dann wäre es unmöglich, die Effekte dieser beiden Kontextfaktoren auseinanderzuhalten.
 
10
Viele Studenten an Schweizer Universitäten kommen natürlich nicht aus der Schweiz. Auf der Basis typisch Schweizer Namen in unseren Teilnehmerlisten können wir aber annehmen, dass ein großer Prozentsatz unserer Teilnehmer wirklich Schweizer sind.
 
11
Dieser Zusammenhang liegt aber an einer einzigen Simulation mit 100 Teilnehmern, die stark issue linkage betrieben haben (50/100/0/100), eine starke Liberalisierung der Schokoladenzutaten, die aber mit der Bezeichnung „Schokoladenersatz“ einherging.
 
12
Es gibt keinen Zusammenhang zwischen der Teilnehmerzahl und dem durchschnittlichen Verhandlungsergebnis.
 
Literature
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Metadata
Title
36 verschiedene Schokoladenrichtlinien: Der Einfluss von Kontextvariablen auf die Verhandlungsergebnisse in EU-Simulationen
Author
Simon Fink
Copyright Year
2018
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17463-7_6