1991 | OriginalPaper | Chapter
Abfall
Author : Prof. Dr. rer. nat. Ulrich Förstner
Published in: Umweltschutztechnik
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
Included in: Professional Book Archive
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Der Begriff “Abfall” enthält zunächst persönliche Aspekte, wie Thompson [8.1] an dem Beispiel der ererbten Bücher gezeigt hat, die entweder Antiquitäten oder verpflichtendes Erbe oder schlichter Sperrmüll sein können1. In einem weitergehenden sozialen Rahmen ist festzustellen, daß die meisten Menschen in den Industrieländern bislang kein bewußtes Verhältnis zu den verbrauchten Produkten besitzen (“Wegwerfgesellschaft”). War die Abfallabfuhr ursprünglich eine Maßnahme im Rahmen der Hygienebemühungen, Heizungsrückstände und Nahrungsreste aus den immer stärker besiedelten Räumen zu entfernen, so ist sie heute eine Einrichtung, Überflüssiges, Verbrauchtes und Gebrauchtes abzufahren [8.15]. Der Inhalt des Abfalls ist die gesamte Palette von Gütern, die eine produktive und mit allen Mitteln der Werbung arbeitende Industrie in Haushalt und Kiemgewerbe verkauft hat. Auf der technisch-ökonomischen Ebene - in der “Abfallwirtschaft” - finden zumindest konzeptionell Entwicklungen statt, die über den zunehmenden Problemdruck (“Müllnotstand”) unausweichlich auf die Gesellschaft zurückwirken werden. Dies hat Schenkel [8.16] drastisch beschrieben: “Glücklicherweise erleben wir am Beispiel der suppenden und wabernden Altablagerungen, daß unsere Auseinandersetzung mit dem veränderten Chemismus von Abfällen und die bisherigen Behandlungs- und Beseitigungstechniken in der Realität vielfach nicht angemessen waren. Unserer hohen Produktionstechnik steht keine adäquate Beseitigungstechnik gegenüber. Die vermeindlich billige Behandlung führt nun zu teuren Spätschäden”.