Ein Großteil der Deutschen fürchtet finanzielle Lücken im Alter. Zwar sorgt die Mehrheit bereits vor, doch vielen ist die Altersvorsorge zu kompliziert, hat die Deka Bank herausgefunden. Zu selten wird deshalb mit aktienbasierten Anlagen gespart.
Um ohne Sorgen im Alter leben zu können, braucht es finanzielle Sicherheit. Doch die Menschen fürchten trotz privater Vorsorge später den Gürtel enger schnallen zu müssen.
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Mit 47 Prozent ist fast die Hälfte der Bevölkerung unzufrieden mit ihrer finanziellen Absicherung im Alter (Frauen: 54 Prozent, Männer: 40 Prozent). 72 Prozent der Deutschen sorgen sich, dass die gesetzliche Rente nicht reicht und 63 Prozent befürchten, ihren Lebensstandard im Ruhestand deutlich senken zu müssen. Dabei sagen gut zwei Drittel (67 Prozent), dass sie bereits privat vorsorgen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag der Deka Bank unter mehr als 4.200 Menschen im Alter zwischen 18 und 75 Jahren, die im Juli und August 2024 durchgeführt wurde. Fragen zur Altersvorsorge wurden den Teilnehmern bis 60 Jahre gestellt.
Geringverdiener sparen seltener
Während 74 Prozent der Befragten, die über ein Haushaltsnettoeinkommen zwischen 2.500 und 4.000 Euro verfügen, zusätzliche Rücklagen bilden, liegt dieser Anteil bei Personen mit weniger als 1.500 Euro im Monat nur bei 38 Prozent. Zudem investieren Letztere mit nur 13 Prozent seltener in chancenreichere Anlageklassen wie Wertpapiere. Unter den Besservierdienern liegt der Anteil bei 35 Prozent.
Die Masse spart nicht aktienbasiert
Allerdings liegt das Niveau der aktienbasierten Anlagen laut Studie unter allen Befragten mit 34 Prozent nur leicht über dem der beiden Vorjahre mit jeweils 29 Prozent. Aktiensparen setzt sich folglich in der breiten Masse noch nicht durch.
Hinzu kommt die Komplexität der privaten Altersvorsorge. Für die Hälfte der Teilnehmer (50 Prozent) ist das Thema zu kompliziert. 56 Prozent wollen sich daher nur ungern damit auseinandersetzen. Zudem sind für 20 Prozent der befragten Menschen Fonds- und für 27 Prozent ETF-Sparpläne kein Begriff. Dabei seien diese "oft die einzige Möglichkeit für Menschen mit kleinem Budget, langfristig Vermögen aufzubauen", so Deka-Vorsorgeexperte Elmar Gaugenrieder.
Von der Wichtigkeit des Vermögensaufbaus überzeugen
Doch allein das Wissen um Sparpläne führt nicht automatisch zu deren Nutzung: Von denjenigen, denen Fonds- und ETF-Produkte bekannt sind, kann sich jeweils rund ein Viertel (29 Prozent / 25 Prozent) nicht vorstellen, in entsprechende Anlagen zu investieren. "Häufig müssen Kundinnen und Kunden erst von der Notwendigkeit eines Vermögensaufbaus überzeugt und an den Kapitalmarkt herangeführt werden", erklärt Gaugenrieder. Daher komme es entscheidend auf eine entsprechende Vorsorgeberatung an.
Um den Kapitalmarkt für die private Vorsorge attraktiver zu machen, gibt es verschiedene Konzepte von Politik und Verbänden:
Lösungsansätze für eine bessere Vorsorge |
Der Bundesregierung schwebt ein förderfähiges Altersvorsorgedepot ohne Garantievorgaben, in dessen Rahmen Vorsorgende in Fonds und andere geeignete realwertorientierte Anlageklassen investieren können. Dabei folgt die Politik den Empfehlungen des Abschlussberichts der "Fokusgruppe private Altersvorsorge" vom Sommer 2023. Die staatliche Förderung soll dem zufolge mit "zielgenauen Zulagen" für bestimmte Einkommens- und Personengruppen strukturiert werden - und dies möglichst unbürokratisch. Ein erweitertes Zertifizierungsverfahren soll bei den förderfähigen Altersvorsorgeprodukten für eine hohe Transparenz im Hinblick auf Risikodiversifikation, Kosten und Garantien sorgen. Wie diese Altersvorsorgedepots in Detail ausgestaltet werden, hat die Expertengruppe allerdings nicht konkretisiert |
Der Mittelstandverband BVMW plädiert für ein sogenanntes Altersvorsorgekonto: Diesem sollen besser gestaltete Produkte sowie eine einfachere Förderung einschließlich bereits bestehender staatlicher Angebote zugrunde liegen. Nach der Idee des BVMW erhöhen sich die Renditechancen, indem verpflichtende Beitragsgarantien wegfallen. Zudem schlägt der Verband eine Förderung von 50 Cent pro eingezahltem Euro vor, bei einer maximalen nachgelagerten Besteuerung von 25 Prozent. Auch Selbstständige sollen entsprechende Produkte abschließen und bereits bestehende Vorsorgeverträge steuerneutral integriert können. |
Schon Anfang 2023 stellte der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) sein Konzept für einen Neustart der privaten Altersvorsorge in Form einer Bürgerrente vor. Hierbei soll auf jeden eingezahlten Euro zusätzlich eine Förderung von 50 Cent kommen. Die förderfähigen Beiträge sollen auf vier Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung begrenzt werden, das wären 284 Euro monatlich in den neuen und 292 Euro in den alten Bundesländern. Durch die Absenkung des Garantieniveaus soll eine verglichen mit der Riester-Rente höhere Rendite erzielt werden. |