Der Markt für nachhaltige Geldanlagen lag mit 419,5 Milliarden Euro zum 31. Dezember 2016 – neuere Zahlen liegen nicht vor – 29 Prozent höher als ein Jahr zuvor, wie der Marktbericht Nachhaltige Geldanlagen 2017 des gleichnamigen Forums zeigt. Das Wachstum ist nicht allein der Hausse an den Finanzmärkten zu verdanken. Auch der Anteil am Gesamtmarkt ist gestiegen: In Österreich und der Schweiz kommen nachhaltige Fonds und Mandate auf 7,6 und 7,0 Prozent, in Deutschland immerhin noch auf 2,8 Prozent. Der Großteil entfällt dabei auf institutionelle Investoren. Hier liegt Deutschland mit 90 Prozent vorn, gefolgt von der Schweiz mit 82 Prozent.
Kodex für nachhaltige Geldanlagen überarbeitet
Der wachsenden Bedeutung trägt der erneuerte Europäische Transparenz Kodex für Deutschland, Österreich und die Schweiz Rechnung. Das Regelwerk wurde vom Forum Nachhaltige Geldanlagen, dem europäischen Zusammenschluss zur Förderung der Nachhaltigkeit auf den Finanzmärkten Eurosif und den nationalen Sustainable Investment Foren Ende März veröffentlicht. Ziel ist es, die Entwicklungen auf dem europäischen Markt für nachhaltige Geldanlagen besser zu erfassen. Zwei Grundsätze prägen den Kodex. Einerseits verpflichtet er die Unterzeichner, "den Nachhaltigkeitsansatz von nachhaltigen Publikumsfonds Anlegern und anderen Stakeholdern leicht verständlich und vergleichbar zur Verfügung zu stellen". Andererseits soll er "proaktiv Initiativen zu stärken, die zur Entwicklung und Förderung von Nachhaltigkeitsfonds beitragen".
Die Transparenzrichtlinien gibt es seit 2004 und sie wurden 2008 um das Transparenzlogo, einem TÜV für nachhaltige Geldanlagen, ergänzt. Das Logo zeigt Anlegern, ob und wo sie ausführliche Informationen über die Anlagestrategie finden. Dies ist ein Lösungsansatz für ein wesentliches Problem am Markt für nachhaltige Anlagen, denn derzeit "können Fondsanbieter ihre Angebotspalette quasi uneingeschränkt deklarieren, um die steigende Nachfrage zu befriedigen", wie Axel Steudle im 8. Kapitel "Potenziale und Grenzen nachhaltiger Geldanlagen" in "Banking & Innovation" kritisch anmerkt. Das aber stellt derartige Anlagen in Frage. Der Markt wird "unglaubwürdig und intransparent", so Steudle.
Regeln für die Anlageschwerpunkte sind mit dem Kodex nicht verbunden. Das Regelwerk bekennt sich zu der Vielfalt nachhaltiger Geldanlagen und ist alleine der Transparenz verpflichtet. Dabei geht es aber nicht nur um den Anlegerschutz. Vielmehr sollen die Rahmenbedingungen für Investitionen verbessert werden, damit institutionelle Investoren auf die Unternehmen einen "gewissen Druck ausüben, sich in Richtung Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln", wie es das Forum Nachhaltige Geldanlagen erklärt.
Vorbehalte abbauen
Mehr Transparenz ist keineswegs Selbstzweck, sondern Voraussetzung, immer noch vorhandene Vorbehalte abzubauen. Eine Studie der GfK im Auftrag des Instituts für nachhaltige Kapitalanlagen spricht für sich. Danach halten zwar vier von zehn der befragten deutschen Haushalte eine nachhaltige Anlage für sinnvoll, aber rund 40 Prozent bemängeln zugleich unzureichende Informationen. Die Folge: Gerade einmal 4,8 Prozent der Befragten gaben an, "bereits in Kapitalanlagen zu investieren, bei denen soziale, umweltbezogene und/oder ethische Kriterien berücksichtigt werden". Und dies, obwohl die für Anleger wichtigsten Themen, die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten sowie die Förderung des Umwelt- und Klimaschutzes, inzwischen auch bei den Anlagestrategien im Vordergrund stehen. Laut Marktbericht 2017 des Forums für Nachhaltige Geldanlagen waren Klimawandel, Unternehmensethik und Menschenrechte die wichtigsten Engagement-Themen in Deutschland.