Zusammenfassung
Durch Typenbildung realer Arbeitssysteme und Tätigkeiten wird die enorme Vielfalt menschlicher Arbeit geordnet und dadurch die Komplexität reduziert. Basis der Typenbildung sind sowohl organismische Segmente oder Funktionen als auch vorwiegende Aufgaben- oder Leistungsarten. Dies bedeutet, dass Arbeitsformen nach dem Prinzip eines aussagefähigen minimalen Satzes von Mess-, Bewertungs- und Beurteilungsgrößen zusammengefasst werden. Die wohl geläufigste Gliederung von Arbeitsformen ist die Unterscheidung von geistiger und körperlicher Arbeit, umgangssprachlich auch Kopf- und Handarbeit genannt. Die arbeitswissenschaftliche Gliederung in 1. energetische (energetisch-effektorische) und 2. informatorische (informatorisch-mentale) Arbeit beruht auf 2 organismischen Modellvorstellungen: zu 1. Kraftausübungen (Statik) und Bewegungen (Dynamik) beruhen auf Muskelaktionen und Skelettelementen (Effektoren), die durch Ver- und Entsorgungsprozesse (Energetik) an das Herz-Kreislauf-Atmungssystem gebunden sind und via Metabolismus (Energieumsatz, Thermoregulation) überhaupt aktionsfähig werden. Ergo ergibt sich eine Art hierarchisch – sequentielle Beziehung in einer bio-mechanischen Baugruppenanordnung von Muskelgruppen (einseitige), Kreislaufregulation (mehrseitig) und Energieumsätzen (allseitig), die je nach Tätigkeit organismische Engpässe unterscheidet, die durch Gestaltungsansätze beeinflussbar sind.
Zu 2.: Die organismische Modellvorstellung für die Gliederung informatorisch-mentaler Arbeit beruht auf Phasenmodellen menschlicher Informationsverarbeitung, die sowohl informationstheoretisch als auch physiologisch begründet werden können. Auch hier sind Engpassbetrachtungen im Informationsfluss für die Gliederung in sensorische (frühe Prozesse), diskriminatorische und kombinatorische (zentrale Prozesse) und signalisatorisch-motorische (späte Prozesse) entscheidend.
Durch diese Typenbildung sind den Engpässen in einem realen Arbeitsvollzug Kennwerte und Kennlinien aus Modellierungen und Experimenten zuzuordnen, die sowohl biomechanische Variablen aus der Arbeitssystemanalyse mit organismischen Reaktionen (Physik zu Physiologie) verbinden, als auch informationstechnische Modellbeschreibungen und Variablen-Konfigurationen mit der Psychophysik neuronaler Prozesse kombinieren. Solche elementaren Einwirkungs-Auswirkungs-Zusammenhänge machen den Kern des Kapitels 3 aus. Sie sind notwendig für die Beurteilung von Gestaltungszuständen und Interventionsmöglichkeiten, z. B. via technischer, organisatorischer und ergonomischer Gestaltung.
Aufgrund der naturwissenschaftlich-technisch orientierten Zugangsweise zur Gliederung und detaillierten Variablen-Beschreibung der Arbeitsformen, sind z. B. ökonomische, politische und sozialwissenschaftliche Gliederungsschemata vernachlässigt bzw. bewusst ausgeschlossen.