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21-09-2020 | Auslandsgeschäft | Schwerpunkt | Article

Asien ist wichtigste Wachstumsregion deutscher CFOs

Author: Angelika Breinich-Schilly

4:30 min reading time

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Der asiatisch-pazifische Raum ist als Wachstumsregion für deutsche Finanzentscheider deutlich wichtiger als für ihre internationale Konkurrenz, zeigt eine Umfrage. Doch die CFO fürchten zugleich auch Wechselkursrisiken, Liquiditäts- und Finanzierungsprobleme.

Wohin blicken Chief Financial Officer (CFO), wenn es um die globalen Wachstumsmärkte geht? Das hängt davon ab, aus welchem Land ihr Unternehmen kommt. Eine Umfrage der Standard Chartered Bank unter 300 CFOs und Finanzchefs in Unternehmen in Europa und Amerika hat ermittelt, dass bei deutschen Finanzmanagern mit Auslandsgeschäft die Asien-Pazifik-Region mit 23 Prozent häufiger an erster Stelle steht. Bei der Gesamtheit der Befragten sind es nur 18 Prozent. Deutsche CFOs sind zudem mit 20 Prozent stärker an Afrika interessiert als ihre Wettbewerber (17 Prozent gesamt). Auch der Nahe Osten ist für immerhin noch sechs Prozent wichtig (drei Prozent gesamt). 

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Finanzplanung und Finanzkontrolle

Der Finanzplanung vorangestellt ist der Kapitalbedarf eines Unternehmens, dessen Höhe sich aus der Geschäftstätigkeit ergibt. Dabei tragen interne und externe Faktoren zur Bestimmung des jeweiligen Kapitalbedarfs bei. Der dynamische Prozess der Finanzplanung wird begleitet durch eine ständige Finanzkontrolle.

CFOs sorgen sich um Liquidität

Sorgen um die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf ihre Wachstumspläne machten sich aber alle Umfrageteilnehmer. Dabei steht länderübergreifend Liquidität an erster Stelle. Für deutsche CFOs spielt die Einnahmenseite hierbei eine besonders wichtige Rolle. 

31 Prozent der deutschen Manager gaben an, dass überfällige Forderungen für sie eine ernste Herausforderung seien – im Gesamtdurchschnitt sagen das nur 17 Prozent der Befragten. Deutsche Finanzentscheider legen daher ein großes Gewicht auf die Optimierung ihrer Betriebsmittel. 74 Prozent wollen daher auch die  Zahlungsvereinbarungen mit Lieferanten neu verhandeln. International sind das nur 61 Prozent. 

Liquiditätsvorsorge bleibt wichtigste Aufgabe

"In seiner Rolle als Finanz- und Kapitalmarktexperte hat der CFO jederzeit für eine ausreichende Liquidität zu sorgen sowie die finanziellen Risiken im Unternehmen im Rahmen der Risikotragfähigkeit angemessen zu steuern", erläutern Matthias J. Rapp und Axel Wullenkord die Aufgabe der Finanzentscheider. 

Im Buchkapitel "Der CFO als Finanz- und Kapitalmarktexperte" schreiben die Springer-Autoren, dass es bei der Liquiditätsvorsorge einerseits darum gehe, sicherzustellen, dass das Unternehmen jederzeit in der Lage ist, den laufenden Zahlungsverpflichtungen nachzukommen. "Andererseits geht es aber auch darum, die zur Erreichung der Rentabilitätsziele geplanten Investitionen in das Anlagevermögen (einschließlich Akquisitionen) und/oder das Working Capital adäquat finanzieren zu können."

Deutsche CFOs fürchten Wechselkursrisiken

Die Umfrage wurde vom 25. Mai bis zum 5. Juni 2020 durchgeführt. "Unter dem Eindruck der Pandemie sahen die Finanzmanager viele Herausforderungen für Wachstum außerhalb ihrer angestammten Märkte", erläutern die Studienexperten das Ergebnis. Dementsprechend machten sich mehr als die Hälfte (51 Prozent) aller Befragten Sorgen über die Auswirkungen von Covid-19 auf ihre Wachstumspläne außerhalb der Heimatregion. 

Dabei stellt für 32 Prozent aller Befragten der Bedarf nach Informationen und Beratung über die regulatorischen Rahmenbedingungen außerhalb ihrer Heimatregion die größte Herausforderung dar. Auf die Frage nach der Herausforderung Nummer eins nannten deutsche Finanzchefs die Absicherung von Wechselkursrisiken mit 20 Prozent deutlich häufiger als ihre Kollegen in anderen Ländern (zwölf Prozent). 

Risikobegrenzung durch Derivate

Ralf Kesten schreibt dazu im einführenden Kapitel zum Buch "Finanzwirtschaft klipp & klar" (Seite 3), dass exportorientierte Unternehmen dieses Risiko durch ergänzende Finanzierungsmaßnahmen (Derivate) begrenzen oder sogar eliminieren können. Das gelinge etwa durch den Erwerb einer sogenannten Verkaufsoption für die betreffende fremde Währung. Bei dieser wird der zum Lieferzeitpunkt der Ware aktuelle Wechselkurs "eingefroren" und damit eine nachteilige Wechselkursveränderung zum Zeitpunkt der Bezahlung der Ware neutralisiert. 

Aus Sicht des Kapital nachfragenden Unternehmens ist es wichtig zu wissen, ob und welche Sicherheiten beziehungsweise Sicherungsmaßnahmen existieren, da dies unter anderem Auswirkungen auf die Auswahl von Finanzierungsmöglichkeiten und die Gestaltung der Finanzierungskonditionen hat", so Kesten.

Europäer bevorzugen Bankkredite

Bei der Finanzierung ihres Wachstums außerhalb der Heimatmärkte setzen europäische Unternehmen laut Umfrage stärker als ihre US-Kollegen auf Bankkredite: 75 Prozent der europäischen Unternehmen würden demnach Bankkredite zur Finanzierung der internationalen Expansion nutzen. Das sind zwölf Prozentpunkte mehr als bei den amerikanischen CFOs. 

44 Prozent der Befragten aus Amerika wollen hingegen Barmittel aus dem Unternehmen verwenden. In Europa sind das 39 Prozent. Auch sei in Amerika der Einsatz von Risikokapital, etwa Privatplatzierungen und privates Beteiligungskapital, stärker verbreitet als in Europa. Allerdings sei der US-Markt auch etablierter als auf dem alten Kontinent.

Alternativen zur Außenhandelsfinanzierung im Überblick

"Im Außenhandel gibt es besondere Finanzierungsinstrumente, Spezialkreditinstitute sowie spezielle Formen der Kreditbesicherung", erläutert Clemens Büter im Buchkapitel "Außenhandel" (Seite 321). Dabei werde zwischen Export- und Importfinanzierung sowie Bestellerkrediten und Bank-zu-Bank-Krediten unterschieden. Für Unternehmen kommen dem Springer-Autor zufolge unter anderem nachstehende, kurzfristige Finanzierungsalternativen in Frage: 

  • Kontokorrentkredit, den eine Bank ihrem Kunden nach Prüfung der Bonität bis zu einer bestimmten Kreditlinie (credit line) zusagt, 
  • Exportvorschuss, mit dem sich ein Unternehmen zur kurzfristigen Überbrückung eines gewährten Zahlungsziels seine Forderungen aus Exportgeschäften bevorschussen lässt, 
  • Importvorschuss zur Zwischenfinanzierung, wenn Waren auf der Grundlage eines Sichtakkreditivs importiert werden und sich diese noch auf dem Transport befinden oder bereits mit kurzfristigem Zahlungsziel weiterverkauft wurden, 
  • Wechselkredite, die je nach Gestaltung der Geschäftsbeziehungen eine Zahlungs-, Sicherungs- oder Finanzierungsfunktion haben, in verschiedenen Ausprägungen, 
  • Export-Factoring, also der Verkauf von kurzfristigen Forderungen aus Exportgeschäften an ein spezialisiertes Finanzinstitut, den sogenannten Factor, und 
  • Euromarktfinanzierung auf internationalen Finanzmärkten, auf denen Währungen außerhalb ihres Währungsgebietes gehandelt werden und auf denen es keine unmittelbare geld- und währungspolitische Steuerung sowie bankenaufsichtsrechtliche Kontrolle gibt.  

"Die mittel- und längerfristige Außenhandelsfinanzierung umfasst die Finanzierung von Außenhandelsgeschäften mit einer Laufzeit von ein bis fünf Jahren und darüber hinaus. Die zeitlichen Abgrenzungen sind fließend", erläutert Büter. 

Unterschiede im Vergleich zur kurzfristigen Außenhandelsfinanzierung ergeben sich vor allem durch die Art der gehandelten Güter, durch die Finanzierungsquellen sowie durch die erforderlichen Sicherheiten. Zur mittel- und längerfristigen Außenhandelsfinanzierung zählt die mittel- bis längerfristige Kreditfinanzierung von Exportgeschäften sowie im weiteren Sinne auch die Forfaitierung und das internationale Leasing."

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