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19-05-2015 | Automobil + Motoren | Nachricht | Article

Universität Stuttgart erstellt Ökobilanz für Blue Crude

Author: Katrin Pudenz

2:30 min reading time

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Kürzlich ist es Sunfire in seiner Dresdner Forschungsablage gelungen, künstlichen Dieselkraftstoff auf Basis von Wasser, CO2 und Ökostrom zu produzieren. Mit der Ökobilanz, der wissenschaftlichen Bewertung der Anlage und des produzierten Treibstoffs hinsichtlich der potenziellen Umweltwirkungen beschäftigte sich der Lehrstuhl für Bauphysik der Universität Stuttgart.

Im Rahmen ihrer Studie zur Ökobilanz verglichen die Stuttgarter Wissenschaftler den neuen Kraftstoff mit biogenen und fossilen Treibstoffen. "Die ersten Ergebnisse zeigen, dass Blue Crude prinzipiell ein deutliches CO2-Einsparpotenzial gegenüber fossilen Kraftstoffen aufweist und somit erhebliche Vorteile für die Umwelt bringen kann. Dieses Potenzial kann jedoch nur ausgeschöpft werden, wenn bei der Herstellung erneuerbare Energien zum Einsatz kommen", fasst Aleksandar Lozanovski, Projektleiter in der Abteilung Ganzheitliche Bilanzierung (Gabi) des Lehrstuhls für Bauphysik der Universität Stuttgart die Ergebnisse der Untersuchung zusammen.

Das Sunfire-Konzept basiert auf der sogenannten Power-to-Liquids-Technik. Das dreistufige Verfahren mit einem Systemwirkungsgrad von etwa 70 Prozent ermöglicht es, CO2, das unter anderem bei der konventionellen Nutzung fossiler Energieträger entsteht, zu synthetischen Kraftstoffen für Autos oder Flugzeugen aufzubereiten und damit doppelt zu nutzen. Dadurch ergibt sich sowohl eine deutliche CO2-Einsparung, als auch das Potenzial, andere Emissionen und Ressourcen einzusparen.

Ökologische Bewertung

Für eine differenzierte ökologische Bewertung der Technik ist die Betrachtung mehrerer Wirkungskategorien nötig, betonen die Forscher. Und so wählten die Stuttgarter Wissenschaftler den Weg der Ökobilanz (englisch Life Cycle Assessment), eine in Forschung und Industrie international anerkannte und normierte Methode, um die Umweltauswirkungen von Produkten beziehungsweise Prozessketten zu quantifizieren und vergleichbar zu machen. Dabei werden zunächst die Randbedingungen definiert, anschließend das Produktsystem in einem Modell dargestellt, die ökologische Wirkung abgeschätzt und schließlich die Ergebnisse aufbereitet.

Für die Analyse verwendeten die Forscher den Well-to-Wheel (vom Rohmaterial bis zum Rad)-Ansatz und betrachteten die Produktion und Aufbereitung sowie die Verteilung und Nutzung des Kraftstoffs. Im Mittelpunkt standen dabei die Wirkungen auf mehreren ökologischen Problemfeldern wie zum Beispiel Treibhauseffekt, Versauerung der Böden, Überdüngung, Sommersmog und Ressourcenverbrauch, berichten sie. Die letztgenannten, bei einem Kraftstoff zunächst überraschend scheinenden Kriterien, seien in die ökobilanzielle Analyse integriert worden, da der Anbau von nachwachsenden Rohstoffen für die Herstellung der als Vergleichssysteme herangezogenen Biokraftstoffe vergleichsweise landintensiv sei.

Mithilfe der Ökobilanz lässt sich zudem identifizieren, ob eine neue Technik tatsächlich umweltfreundlicher ist oder die Belastungen nur verschiebt, erklären die Wissenschaftler. Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn Emissionen von einem Lebensabschnitt zu einem anderen oder von einer Wirkungskategorie zu einer anderen verlagert würden. Durch die Analyse werde es ermöglich, sich mit den Verschiebungen auseinanderzusetzen und gegebenenfalls im weiteren Projektverlauf gegenzusteuern.

Am 23. März 2015 entnahmen die Ingenieure den Kraftstoff "Blue Crude" erstmals einer Power-to-Liquids-Demonstrationsanlage in Dresden. Mittel- und langfristig könnte Blue Crude als überall produzierbarer alternativer Kraftstoff den Autofern- und den Flugverkehr umweltfreundlicher machen - insbesondere in den Mobilitätssektoren, in denen die Elektromobilität noch eine ganze Weile keine Alternative sein dürfte, urteilen die Stuttgarter. Im November vergangenen Jahres hatte Audi zusammen mit den Projektpartnern von Climeworks und Sunfire die Pilotanlage eröffnet.

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