Erstmals seit vier Jahren werden in der Automobilbranche weniger Vertriebler gesucht. Die aktuellen konjunkturellen Probleme der Autokonzerne werden damit auch im Stellenmarkt deutlich sichtbar.
Der konjunkturelle Negativruck, der derzeit durch den Automobilsektor geht, trifft auch die Stellenausschreibungen für Vertriebler in der Branche. Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft ist die Produktion der deutschen Autoindustrie seit 2018 zum Beispiel um 25 Prozent zurückgegangen. Auch Zulieferer sind von der konjunkturellen Delle betroffen, wie der Engineering-Experte Dr. Wolfgang Strecker in einem Sales-Excellence-Beitrag (Ausgabe 7-8/2024, Seite 26) skizziert: "Zulieferer sind im volatilen Markt der Fahrzeughersteller unterwegs, denen die Transformation Auslastung und EBIT verdirbt. Eine bislang unvergleichbare Transformation, die disruptiv enden könnte. Marktschwächen stressen Vertriebler. Der Forecast wird zum Blick in die Glaskugel."
Markt im Wandel
Die Gründe für die Marktsituation, die jetzt auch auf den Vertriebsstellenmarkt durchschlagen, sind vielfältig. Neben dem überstürzten Wandlungsdruck hin zu neuen technologischen Antrieben, der viele Automobilhersteller vor Herausforderungen stellt, der damit verbundenen Transformation im Automobilvertrieb sowie der Digitalisierung ist vor allem die Konzentration auf Exporte nach China zu nennen. Im Reich der Mitte sinken inzwischen die Verkaufszahlen, während chinesische Hersteller wie BYD ihren Absatz verdoppeln, so die Einschätzung von Experten der Salesjob Stellenmarkt GmbH.
Weniger Vertriebsprofis im Automobilsektor
Erstmals seit 2020 würden als Folge dieser Entwicklung weniger Vertriebsfachkräfte im Automobilsektor gesucht. Das zeigen Zahlen einer Stellenmarktanalyse von Salesjob. Demnach beträgt der Rückgang bei Stellenangeboten im Vertrieb zum Vorjahreszeitraum 3,8 Prozent. Das Bundesland Bayern, in dem zum Beispiel große Automobilhersteller wie Audi oder BMW sitzen, verzeichnet mit mehr als 12.500 Stellenanzeigen noch die meisten Ausschreibungen, während die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Bremen und das Saarland weit abgeschlagen sind. Fachkräfte bleiben darunter mit fast 35.000 Stellenanzeigen zwar weiterhin stark nachgefragt. Jedoch werden ungelernte Arbeitskräfte und Führungskräfte deutlich seltener gesucht.
Verkäufer, Kaufleute sowie Kundenberater gehören nach wie vor zu den gefragtesten Berufsprofilen im Automobilbereich, wie die weiteren Zahlen zeigen: So stehen Verkäufer mit über 10.600 offenen Stellen in der Automobilbranche an der Spitze bei den gefragtesten Berufsprofilen. Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Bayern mehr als 6.000 Vertriebsstellen, vor Nordrhein-Westfalen mit knapp 5.800 und Baden-Württemberg mit als 4.800 Ausschreibungen. Schlusslichter bilden Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 400, das Saarland mit rund 280 Stellen und Bremen mit etwa 240, wie die Salesjob-Stellenmarkt-Analyse ergibt. Für die Auswertung wurden die Stellenanzeigen aus 197 Printmedien, 300 Onlinebörsen, das Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit sowie 657.000 Firmenwebsites analysiert.
Die Stellenmarkt-Entwicklung für die Branche und die Top-3-Profile der gefragtesten Positionen im Automobilvertrieb verdeutlichen die nachfolgenden Grafiken:
Fachkräfte sind am meisten gefragt
Mit fast 17.000 Stellen bleiben Fachkräfte mit Berufsausbildung die am meisten gesuchten Arbeitskräfte im Sektor. Auch für Auszubildende gibt es mit über 5.750 offenen Positionen Chancen, gefolgt von akademischen Fachkräften mit etwas mehr als 2.800 Stellen. Deutlich weniger gefragt sind hingegen Führungskräfte. Das belegt die Zahl von knapp 65 Positionen für Vorstände und Geschäftsführer aus der Analyse.