Künstliche Intelligenz, Blockchain, Robotics – die Versprechen der Digitalisierung sind groß, auch im Finanzbereich. Treasury-Experte Christian Debus erklärt, wie sich die Arbeit durch Vernetzung in Echtzeit, Prozessautomatisierung und technischer Tools und das klassische Bild eines Treasurers ändert.
Besonders großes Potenzial der technologischen Entwicklungen liegt in Anwendungsfeldern wie der Automatisierung, Analytics, Compliance und Performance. Doch trotz des wirtschaftlichen Mehrwerts, den sie versprechen, fällt es vielen Unternehmen und Banken noch schwer, sich auf die neuen Möglichkeiten des digitalen Corporate Treasury einzulassen sowie Methoden und Prozesse anzupassen. Zu groß sind die Bedenken, was die Implementierung digitaler Methoden und Ansätze mit sich bringen könnte. Daher ist es neben dem zeitlichen und finanziellen Aufwand vor allem die tiefgreifende Veränderung der Arbeitswelt, die die 'Revolution' im Treasury ausbremst.
Automatisierung und Analytics: Verlagerung der Arbeitsprozesse
Die Automatisierung eignet sich besonders gut für Prozesse, die stark regelbasiert sind, wie etwa das Erstellen von Treasury Reportings. Diese können von Computern erstellt werden. Durch den automatisierten Zugriff auf Systemdaten in Echtzeit, wird aus einem meist statischen PDF-Report ein agiles Format, das sich leicht über Computerbildschirm oder Tablet abrufen lässt und sich regelmäßig mit den zugrundeliegenden Daten synchronisiert. Weitere Anwendungsmöglichkeiten liegen im Währungs- und Cashmanagement, in dem das Erfassen von Kontoauszugssalden, die Kontendisposition oder die Ermittlung des Währungsexposures und die Ableitung von Sicherungsgeschäften automatisiert werden.
Zusammen mit Künstlicher Intelligenz (KI) verspricht Analytics das größte Potenzial in Punkto digitale Transformation. Gerade im Treasury kann Analytics beispielsweise bei der Liquiditätsplanung, bei Fraud Prevention und Sanctions Screening sowie bei der Kreditrisikobeurteilung einen echten Mehrwert schaffen. Die steigende Vernetzung und das Internet als schier endloser Informationsanbieter machen es dem Menschen unmöglich, der stetig wachsenden Datenmenge gerecht zu werden. Der Einsatz von leistungsfähigen Computern ist unumgänglich.
Compliance und Performance: Sicherheit für Unternehmen und Mitarbeiter
Der Mensch als größter Risikofaktor im Treasury wird durch die Digitalisierung mehr oder weniger umgangen. Mithilfe des Compliance Monitors reagieren Kontrollmechanismen automatisch und greifen bei Unregelmäßigkeiten oder Verstößen ein. Darüber hinaus garantiert Blockchain nicht nur die Fälschungssicherheit der Stammdaten, sondern erleichtert die Prüfung bei Kontoeröffnungen und -änderungen, was wiederum eine gravierende Zeitersparnis mit sich bringt.
Durch die Digitalisierung, ob in Form von Automatisierung, Analytics oder Compliance, lassen sich sowohl Kosten reduzieren als auch Verarbeitungsgeschwindigkeiten steigern und Arbeitskapazitäten sinnvoller einsetzen. So verbessert sich die Performance des Treasury maßgeblich.
Keine Technologie um der Technologie Willen
Die Digitalisierung im Treasury ist keine bahnbrechende Revolution im eigentlichen Sinne. Vielmehr geht es um eine stetige Weiterentwicklung und Optimierung, während gleichzeitig die Zahlungsfähigkeit und Compliance gewährleistet wird. Technologie sollte also nicht um der Technologie Willen implementiert werden, sondern einer sinnvollen und zielgerichteten Vision folgen.
Um sich als Unternehmen und Bank dabei nicht selbst im Weg zu stehen, sollte zum einen eine stabile und leistungsstarke IT-Infrastruktur mit entsprechender Datenverfügbarkeit geschaffen werden. Zum anderen empfiehlt sich eine systemübergreifende und interdisziplinäre Herangehensweise, die keinen Platz für Bedenken gegenüber der digitalen Transformation lässt. Arbeitgeber sind hier gefragt, ihre Mitarbeiter in den Prozess des Wandels zu involvieren. Transparenz, eine gemeinsame Vision und Weiterbildungsmaßnahmen sind essentiell.