Wie Finanzinstitute mit der Cloud Effizienz und Innovation steigern, zeigen Analysen von Capgemini und KPMG. Doch technologische Hürden und Sicherheitsanforderungen bremsen viele Ansätze aus. Für die Branche bleibt noch einiges zu tun.
Auch wenn sich Banken und Sparkassen von Cloud-Technologien etliche Vorteile versprechen, gilt ihr Einsatz in den Unternehmen laut Experten nicht als Selbstläufer.
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Die Datenwolke gehört mittlerweile zu den zentralen Technologien in der Finanzbranche. Sie ermöglicht sowohl traditionellen Finanzinstituten als auch Fintechs, ihre Geschäftsmodelle zu transformieren. Sowohl der Capgemini-Report "World Cloud Report for Financial Services 2025", der Mitte November veröffentlicht wurde, als auch der "Cloud-Monitor 2024: Financial Services" der Beratungsgesellschaft KPMG von Oktober 2024 beleuchten aktuelle Cloud-Strategien bei Banken und Finanzdienstleistern, die Herausforderungen und Potenziale.
Die Cloud steiger die betriebliche Effizienz
Während etablierte Institute mit der Cloud vor allem die betriebliche Effizienz steigern wollen (84 Prozent), nutzen Fintechs und Insurtechs sie hingegen primär, um den Vertrieb zu beschleunigen (62 Prozent). Dabei identifizieren die Capgemini-Experten sogenannte Cloud-Innovatoren, die rund zwölf Prozent der betrachteten Unternehmen ausmachen. "Ein Cloud-nativer Ansatz ermöglicht es Unternehmen, neue Produkte schneller auf den Markt zu bringen und Innovationen zu skalieren", so Sabrina Kerber, Head of Cloud Transformation bei Capgemini Invent, das Ergebnis zusammen.
Die Analyse stützt sich auf Daten aus insgesamt drei Studien, die im laufenden Jahr erhoben wurden. Die Primärforschung umfasst Ergebnisse aus Umfrage unter 600 Führungskräften von Finanzdienstleistern aus dem Banken- und Versicherungsbereich sowie 120 leitende Fintech- und Insurtech-Führungskräften aus insgesamt 13 Märkten - darunter auch Deutschland, Frankreich, Japan, Kanada, die Vereinigten Arabischen Emirate, Großbritannien und die USA.
Public-Cloud-Lösungen auf dem Vormarsch
Laut dem KPMG-Report stoßen vor allem Public-Cloud-Lösungen auf ein großes Interesse: 41 Prozent der großen Finanzdienstleister mit mehr als 5.000 Mitarbeiter setzen inzwischen vollständig auf diese Angebote. Das sind fast doppelt so viele wie 2023. Die Institute nutzen die Datenwolke vor allem für Echtzeit-Betrugsanalysen und personalisierte Finanzprodukte. Versicherer setzen sie hingegen in erster Linie für die Verwaltung großer Datenmengen ein.
Dennoch ist die Cloud-Transformation laut der KPMG-Experten kein Selbstläufer: "Eine optimale Cloud-Strategie sollte gut durchdacht sein, branchenspezifische Anforderungen und technologische Reifegrade berücksichtigen. Ein interdisziplinäres Team, etwa ein Cloud Center of Excellence, führt im Idealfall eine aktuelle Bedarfsanalyse durch, definiert die Ziele der Transformation und stellt sicher, dass die jeweilige Cloud-Strategie den Bedürfnissen des Unternehmens gerecht wird", heißt es im Cloud-Monitor.
So hat ein gutes Drittel (37 Prozent) der Finanzdienstleister bereits eine Cloud-Only-Strategie. 2023 lag der Anteil noch bei elf Prozent. "Damit liegt die Branche sogar deutlich über dem Gesamtdurchschnitt der Wirtschaft (23 Prozent)", so die Studienautoren.
Nicht überall befriedigende Ergebnisse
Allerdings stehen die Institute und Dienstleister bei der Maximierung der Cloud-Effekte vor Hindernissen, wie der World Cloud Report ermittelt hat. Betriebliche Herausforderungen beeinflussen dem zufolge die Entscheidungsträger auf C-Ebene und verlangsamen die Rentabilität entsprechender Transformationsinitiativen und -investitionen. Weniger als 40 Prozent der Führungskräfte sind mit den Ergebnissen ihrer Cloud-Lösung im Großen und Ganzen "sehr zufrieden".
Im Hinblick auf die Fähigkeit, Betriebskosten zu senken, sagen das nur 33 Prozent. Bei immerhin 27 Prozent verbessert die Technologie die Skalierbarkeit, beschleunigt Innovationen (26 Prozent), erweitert die Analyse von Daten (24 Prozent) und optimiert die Sicherheit und Compliance (21 Prozent). Im Detail übertrifft fast ein Drittel (32 Prozent) der befragten Häuser die Upselling- und Cross-Selling-Ziele und 22 Prozent erreichen die anvisierten Innovationen.
Hürden bei der Umsetzung von Cloud-Strategien
Probleme entstehen vor allem dadurch, dass Finanzinstitute bei der Cloud-Migration einen sogenannten Lift-and-Shift-Ansatz verfolgen und damit eine schnelle Skalierung, die höhere Kosten als erwartet verursacht, komplizierte Preismodelle und ineffiziente Governance- und Managementpraktiken.
Laut KPMG führt aber auch die wachsende Komplexität der Sicherheitsanforderungen bei vielen Finanzinstituten zu Problemen. Zwar wird hier die Einführung sogenannter Sovereign-Clouds, die eine vollständige Datenkontrolle versprechen, von 41 Prozent der Finanzinstitute als relevant eingestuft. Jedoch bleiben diese aufgrund ihres eingeschränkten Funktionsumfangs noch hinter den Erwartungen zurück.
Ein weiteres Problem sind laut der Capgemini-Experten technologische Hürden wie etwa beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI). Nur 15 Prozent erreichen hier einen ausreichenden Reifegrad, offenbart die Analyse. Zudem behindern Altsysteme die Datenintegration (71 Prozent), was die Cloud-Transformation verlangsamt.
To-dos für Finanzdienstleister
Aus diesen Ergebnissen ergeben sich Handlungsempfehlungen für Finanzdienstleister:
- Fokussierung auf die Entwicklung von Cloud-nativen Anwendungen
- Datengestützte Ansätze priorisieren und dabei Sicherheits- sowie Compliance-Maßnahmen verstärken
- Zero-Trust-Strategien umsetzen und die Netzwerksicherheit modernisieren
- Sovereign-Clouds prüfen, um Datenschutzanforderungen zu erfüllen
- Investitionen in KI, prädiktive Analytik und robotergestützte Prozessautomatisierung erhöhen
- Cloud Center of Excellence zur Optimierung von Cloud-Strategien etablieren und damit eine effiziente Kostenkontrolle gewährleisten
- Prozesse standardisieren und Schatten-IT vermeiden
- Klare Preismodelle und die Überwachung von Egress-Kosten implementieren
- Innovationskultur fördern und Silodenken überwinden
- Mitarbeiter kontinuierlich in Cloud-Technologien schulen