Auch wenn Geldwäsche oft als bloße Wirtschaftskriminalität betrachtet wird, sind einige der abscheulichsten Straftaten darauf zurückzuführen, zeigt eine Studie. Um dagegen besser vorzugehen brauchen Banken mehr Ressourcen und intelligentere Werkzeuge.
Laut der aktuellen Studie von BAE Systems "The global state of anti-money laundering" schlüpft mehr als die Hälfte aller Geldwäscheaktivitäten weltweit durchs Netz. 62 Prozent der für die Erhebung befragten Geldwäsche- und Compliance-Experten sagten, dass die damit verbundenen kriminellen Aktivitäten in den letzten zwölf Monaten schwerer zu erkennen waren.
Einer der wichtigsten Gründe zur Besorgnis ist vielleicht die Tatsache, dass sich die Einhaltung der Vorschriften aus Sicht der Finanzinstitute als nicht zweckmäßig erweist. Vor dem Hintergrund drohender Budgetkürzungen waren 92 Prozent der Befragten der Ansicht, dass die mangelnde Zusammenarbeit zwischen ihnen, den Strafverfolgungsbehörden und den politischen Entscheidungsträgern den Fortschritt behindert.
Kosten- und Ressourcenprobleme behindern den Kampf gegen Geldwäsche
Laut der Umfrage sind Betrug, Korruption, organisiertes Verbrechen, Terrorismus und Menschenhandel die fünf wichtigsten Geldwäscheaktivitäten des vergangenen Jahres. Die Studienergebnisse deuten darauf hin, dass die Mischung aus technologischen Herausforderungen, Problemen mit einem breiteren Informationsaustausch und sektorübergreifender Zusammenarbeit sowie Kosten- und Ressourcenprobleme die Bemühungen zur Bekämpfung der Geldwäsche ineffektiv gemacht hat.
Ein Drittel der Befragten (35 Prozent) sagt, dass es äußerst schwierig sei, das Ausmaß der Geldwäsche zu messen. Ein Viertel (25 Prozent) gab an, dass die Technologie veraltet sei, und 27 Prozent beklagten, dass die Ermittler mit der Zahl der Warnmeldungen nicht Schritt halten können. Viele der Befragten kritisieren auch, dass die Ressourcen fehlen, um Probleme zu erkennen.
Geldwäsche verursacht menschliches Elend und Ausbeutung
Auch wenn es sich vordergründig um Wirtschaftskriminalität handelt, dürfen die Auswirkungen der Geldwäsche auf menschliches Elend und Ausbeutung nicht ignoriert werden. Nach Angaben der Vereinten Nationen sollen im Jahr 2018 etwa 50.000 Menschen Opfer von Menschenhandel geworden sein, wobei die tatsächliche Zahl vermutlich weit höher liegt. Etwa die Hälfte der Opfer weltweit waren erwachsene Frauen und ein Fünftel junge Mädchen.
Angesichts dieser Situation wollen die Geldwäsche- und Compliance-Experten der Finanzinstitute so viel wie möglich tun, um alle mit Geldwäsche verbundenen Straftaten aufzudecken und zu verhindern. Die Hälfte der Befragten gab an, dass die Verfolgung von Geldwäsche wichtig ist, um Kriminelle zu stoppen und knapp die Hälfte (46 Prozent) wollen die Opfer von Finanzkriminalität identifizieren und unterstützen.
Banken beklagen Mangel an internationaler Zusammenarbeit
Ausreichende Ressourcen und die richtigen intelligenten Werkzeuge würden einen großen Unterschied machen. Die der Fachleute der Finanzinstitute scheinen sich jedoch von denjenigen, die dieselben Ziele bei der Verbrechensbekämpfung verfolgen sollten, nicht ausreichend unterstützt zu fühlen. Sie beklagen, dass zu wenige ihrer Verdachtsmeldungen zu strafrechtlichen Verfolgung führen und dass es einen Mangel an internationaler Zusammenarbeit gibt.
Um es klar zu sagen: Mehr Geld allein löst das Problem nicht. Die Ressourcen müssten vielmehr für die intelligente Tools eingesetzt werden, um Indikatoren für die Vortaten von Geldwäsche besser erkennen zu können. Diese können die Grundlage für einen neuen proaktiven Ansatz zur Geldwäschebekämpfung bilden. Man kann sich das als eine Art Feedbackschleife zur Bekämpfung von Finanzkriminalität vorstellen, die auf Aufklärung, Automatisierung und Zusammenarbeit beruht.
Ausmaßes von Geldwäsche in Banken oft nicht bekannt
Derzeit verfügen die meisten Finanzinstitute aufgrund von Budgetkürzungen nicht über eine den Anforderungen gerecht werdende Abteilung zur Geldwäschebekämpfung. Hier wird die Aufklärung intern zu einem der wichtigsten Treiber, denn nur etwa ein Viertel der Umfrageteilenehmer waren sich nur teilweise des Ausmaßes von Geldwäsche und der Herausforderungen ihrer Bekämpfung bewusst.
Zusammenarbeit, sowohl intern als auch extern, ist ein wesentlicher Bestandteil dieser Feedbackschleife zur Bekämpfung von Finanzkriminalität. Dies wird den Dialog mit den politischen Entscheidungsträgern verbessern und ihnen helfen, wirksamere Regelungen zu entwickeln, die besser auf die Realität moderner Geldwäschekriminalität abgestimmt sind. Und es könnte auch dazu beitragen, den Informationsaustausch mit der Strafverfolgungsbehörden zu verbessern, die Wahrscheinlichkeit von Festnahmen und Verurteilungen zu erhöhen und den Finanzinstitute bei ihren eigenen Ermittlungen zu helfen.
Das Bindeglied zwischen diesen beiden Aspekten ist Technologie. Obwohl 80 Prozent der Finanzinstitute über automatisierte Tools verfügen, die sie bei der Aufdeckung von Geldwäschedelikten unterstützen, glauben nur 43 Prozent, dass solche eine Herangehensweise, die allein auf Automatisierung setzt, die Antwort auf das Problem ist. Dies weist darauf hin, wie wichtig es ist, das Management von der Relevanz der Geldwäschebekämpfung, zu überzeugen. Die Finanzinstitute wissen, dass sie dafür verantwortlich sind, das Leid, das durch die Geldwäsche verursacht wird, zu minimieren. Sie sind jedoch nur ein Teil eines zunehmend komplexer werdenden Puzzles im Kampf gegen diese tief verwurzelte Geißel der Menschheit.