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09-08-2016 | Bank-IT | Schwerpunkt | Article

Blockchain — digitaler Hype oder technische Revolution?

Author: Detlev Spierling

3:30 min reading time

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Bis zum Jahr 2017 will die Finanzbranche eine Milliarde US-Dollar in die Blockchain-Technik investieren. Über ein disruptives, digitales Phänomen, das die Fachwelt umtreibt und elektrisiert wie kaum ein anderes Thema.

Haben Sie schon einmal etwas von den beiden Brüdern Simon und Christoph Jentzsch aus der kleinen Universitätsstadt Mittweida in Mittelsachsen gehört? Diese beiden Programmierer haben "die erste Firma ohne Menschen" programmiert, die zwar nur als Code existiert, aber dennoch 140 Millionen US-Dollar eingesammelt hat, wie "Zeit online" am 26. Mai 2016 berichtete. Ihre virtuelle Investmentfirma DAO — kurz für Dezentrale Autonome Organisation — basiert auf der Blockchain-Technologie, die viele IT-Visionäre und Risikokapital-Geber im Silicon Valley zur Zeit für eine Wunderwaffe und für die “größte Erfindung einer ganzen Generation“ halten, wie es der Berater Don Tapscott überschwänglich formuliert hat. Die Entwicklungen rund um das Phänomen Blockchain veranlasste die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bereits zu besorgten Schlagzeilen: "Wie viel Macht überlässt man den Maschinen?"und "Löst Blockchain die nächste Krise aus?".

Sogar Grundstücke oder Autos können via Blockchain den Inhaber wechseln

Wie begründet solche Fragen und Bedenken sind, wird klar, wenn man sich die grundsätzlichen Möglichkeiten und das innovative, disruptive Potenzial der neuen Technologie anschaut, die auch die Basis der obskuren Kryptowährung Bitcoins bildet. Über die Blockchain lassen sich nämlich nicht nur Bitcoins oder andere Digitalwährungen transferieren. Darauf weist Stefan Mey im BANKMAGAZIN Nr. 1 | 2016 unter der Überschrift “Wohin die Blockchain führt“ hin:

Auch Euro oder US-Dollar sowie Wertpapiere, Gold oder Bonusmeilen lassen sich digital übertragen. Sogar Grundstücke oder Autos können via Blockchain den Inhaber wechseln. Für die Transaktion muss nur ein ökonomisch unbedeutender Teil eines so genannten Coins von der einen zur anderen digitalen Wallet geschickt werden. Er ist die Transportwährung, an die die Information geheftet ist, dass ein Stück Land oder eine Aktie den Besitzer wechselt. Mit der Technik lassen sich auch so genannte Smart Contracts realisieren, sich selbst erfüllende Verträge, bei denen in die Blockchain eine Wenn-dann-Bedingung programmiert ist."

Ein solche programmierte "Wenn-dann-Bedingung" bedeutet, dass automatisch Aktion B ausgelöst wird, wenn die vertraglich geregelte Bedingung A erfüllt wird, indem beispielsweise eine Zahlung eintritt, erläutert der Springer-Autor auf Seite 48.

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Die Finanzbranche hat erst angefangenn das Potenzial der Blockchain zu begreifen

Einer der zentalen etablierten Finanzdienstleister im Hintergrund, der in den Augen der Blockchain-Visionäre durch die Technologie in Zukunft überflüssig werden könnte, ist die Clearstream Holding. Die hundertprozentige Tochtergesellschaft der Deutschen Börse mit Sitz in Luxemburg fungiert als technische Clearing-Stelle und Treuhänder für die internationalen Kapitalmärkte und für deutsche und luxemburgische inländische Wertpapiere. Auf dem Online-Portal “Treasury Management" fragt Clearstream-Chef Marc Robert-Nicoud “Is Blockchain Technology Really the Solution to All Our Problems?

In seinem Beitrag räumt der CEO selbstkritisch ein, dass die Finanzindustrie erst jetzt angefangen habe, das Potenzial von Blockchain zu begreifen, und plädiert für eine ausgewogene Betrachtung und Bewertung der Technologie.

Banken befinden sich im Umbruch und dürfen die Kunden nicht vergessen

Das Beispiel Blockchain verdeutlicht wie stark die Branchengrenzen auch im Bankenumfeld im Umbruch sind beziehungsweise beginnen, sich aufzulösen. Auf diese generelle Entwicklung weist Thomas Barsch im Buch “Banking & Innovation 2016“ hin:

Die traditionellen Erlössäulen fallen weg oder sind aufgrund der politisch bedingten Niedrigzinsen nicht sehr ertragsreich. Die Beschäftigung mit diesem Thema beziehungsweise die Abwehrbemühungen benötigen Ressourcen in den Banken. Bei alldem sollten die Banken achtgeben, dass sie nicht die Kunden vergessen und die von außen eindringenden Wettbewerber übersehen“, empfiehlt der Springer-Autor im Kapitel “Mobile Payment: Branchengrenzen verschwinden“.

Wie die Blockchain funktioniert

Das Funktionsprinzip einer Blockchain erläutert das Consulting-Unternehmen Sopra Steria GmbH auf seiner Website:

  1. Nachdem sich zwei Handelspartner einig sind, wird eine Transaktion (z.B. eine Zahlung) angestoßen.
  2. Es wird ein Block mit dieser Transaktion erzeugt.
  3. Der Block wird an jeden Netzwerkteilnehmer kommuniziert.  
  4. Nun erfolgt die Verifizierung durch den Pool aller Netzwerkteilnehmer.
  5. Sobald die Transaktion von einem vorher festgelegten Quorum der Netzwerkteilnehmer als korrekt anerkannt wurde, kann dieser Block in die Blockchain eingereiht werden. Dadurch ist die Transaktion dauerhaft und unveränderbar erfasst.
  6. Nun ist die Wertstellung der Transaktion zwischen den beiden Handelspartnern gültig vollzogen.

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