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23-11-2015 | Bankenaufsicht | Schwerpunkt | Article

Drohendes Provisionsverbot trifft Banken

Author: Stefanie Burgmaier

2:30 min reading time

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Die zweite Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente könnte die Beratung in Europa radikal verändern. Doch die Übertragung von Mifid II in nationales Recht verzögert sich.

Die Umsetzung der Markets in Financial Instruments Directive II, kurz Mifid, in nationale Gesetze wird gerade in Brüssel von der zuständigen EU-Kommission vorbereitet. Umstritten ist vor allem der künftige Umgang mit Provisionen. Der vorliegende Umsetzungsentwurf, der im Moment zwischen der European Securities and Markets Authority, kurz ESMA, und der EU-Kommission diskutiert wird, sieht vor, dass Vermittler und Berater nur noch in Ausnahmefällen Provisionen annehmen dürfen.

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Ein Provisionsverbot würde die Beratung in Europa „radikal verändern“, sagte Philip Warland, Head of Public Policy bei der Fondsgesellschaft Fidelity, auf dem Fidelity Media Forum in London. Der Regulierungs-Experte belegt seine Aussage durch Beispiele. So dürfen in Großbritannien seit Anfang 2013 für Vorsorgeprodukte keine Provisionen mehr genommen werden. Viele Vermittler haben deshalb ihre Geschäftstätigkeit aufgegeben. Gab es 2009 noch rund 85.000 unabhängige und konzerngebundene Vermittler, waren es 2013 nur noch etwa 32.700 Berater.

Niederländische Banken leiden unter Neuordnung

Ähnlich hat sich in den Niederlanden das Provisionsverbot, das seit 2012 für Lebensversicherungen und ähnliche Produkte gilt, ausgewirkt. Vor der Regelung ließen sich

  • 70 Prozent der Kunden beraten,

  • 20 Prozent vertrauten ihr Vermögen einem Portfoliomanager an und

  • zehn Prozent entschieden selbst über ihre Vorsorge.

Mittlerweile zerfällt der Markt in drei gleich große Segmente. Ein Drittel der Kunden entscheidet allein, ein Drittel ist der Bank treu geblieben und ein Drittel vertraut einem Asset Manager. Den größten Verlust mussten die Banken hinnehmen. Einer der Gründe: Die niederländischen Institute besitzen keine Fondsanbieter mehr. Sie haben sich in der Finanzkrise davon getrennt.

Das ist in Deutschland anders. Hierzulande haben nahezu alle großen Banken und Verbünde eigene Fondsgesellschaften. Trotzdem dürfte ein Provisionsverbot auch in der Bundesrepublik und den anderen europäischen Staaten die Banken treffen. In Schweden wird deshalb gerade heftig diskutiert, ob ein Provisionsverbot dem Verbraucher eher nützt oder eher schadet.

Start von Mifid II verzögert sich

Rein formal ist Mifid II bereits Anfang Juli 2014 in Kraft getreten, bis Sommer 2016 sollte es in nationales Recht umgesetzt und Anfang 2017 wirklich gelebt werden.

Springer-Autor Detlef Hellenkamp beschreibt, welche einzelnen Punkte in den laufenden Konsultationsverfahren geregelt werden müssen. Ob und wann die Vorschriften genau kommen, ist noch unklar. Der Beratungsprozess verzögert sich. Die Diskussionen zwischen ESMA und EU-Kommission stocken, so dass ein Start erst zu Jahresanfang 2018 wahrscheinlich ist. Springer-Autor Pascal Pfisterer kritisiert, dass Mifid II keine Haftungsregeln enthält. Nur mit solchen Vorschriften würde der Anlegerschutz wirklich gestärkt. Die aufsichtsrechtlichen Bußgeldvorschriften reichten dazu nicht aus.

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