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31-07-2020 | Bankenaufsicht | Nachricht | Article

Branche steht hinter Finanzaufsichtsreform

Author: Angelika Breinich-Schilly

2:30 min reading time

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Über die von der Wirecard-Affäre angetriebenen Reform der Finanzaufsicht herrscht auch in der Branche selbst Einigkeit, wie eine aktuelle CFS-Umfrage zeigt. So befürworten Top-Manager auch eigene Prüfungen durch die Bafin und eine bessere technische Ausstattung. 

Der Wirecard-Bilanzskandal sorgt für hohe Wellen. Die Finanzbranche selbst, Wirtschaftsprüfer, die Bafin und die zuständigen Ministerien stehen unter Beschuss. Mit seiner Ankündigung, die Finanzaufsicht nun zügig reformieren zu wollen, ist Finanzminister Olaf Scholz (SPD) in die Offensive gegangen. Damit trifft er offenbar auch den Nerv vieler Führungskräfte in der Branche, wie eine aktuelle Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) zeigt. 

Laut der Erhebung, die Mitte Juli als Sonderbefragung im Rahmen des CFS-Index stattfand, sehen mehr als 85 Prozent der Bankmanager einen Reformbedarf bei der deutschen Finanzaufsicht. 76 Prozent sind dafür, die Zuständigkeit der Bafin zu erweitern und dadurch sicherzustellen, dass alle Finanzdienstleistungen in deren Zuständigkeitsbereich fallen. Darüber, ob die bislang zwischen Bafin und Bundesbank aufgeteilte Bankenaufsicht zusammengeführt werden soll, sind sich die Befragten allerdings nicht ganz einig. Während 58 Prozent dafür sind, sprechen sich 36 Prozent dagegen aus. 

Bankenaufsicht braucht mehr technische Unterstützung

"Die Finanzbranche plädiert eindeutig für eine Reformierung der deutschen Finanzaufsicht. Im Vordergrund sollten eine Erweiterung der Kompetenzen sowie eine bessere personelle und technologische Ausstattung stehen", erläutert CFS-Geschäftsführer Volker Brühl. So sind 70 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass der Einsatz neuer Technologien wie etwa Künstliche Intelligenz die Arbeit der Aufsicht effektiver machen könnte.

Auch wünschen sich 58 Prozent eigene Prüferkapazitäten bei der Bafin selbst, um unabhängiger von externen Partnern zu werden. Denn die Wirecard-Affäre hat ein schlechtes Licht auf die Rolle der Wirtschaftsprüfer und die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) geworfen. Weder EY noch die DPR, die die Aufsichtsbehörde bislang bei der Prüfung der Rechnungslegung kapitalmarktorientierter Unternehmen unterstützt, waren in der Vergangenheit die Unregelmäßigkeiten in den Wirecard-Bilanzen aufgefallen. 

Dennoch warnt Brühl vor Aktionismus in der Sache. Ein Bashing der Bafin und des Bundesfinanzministeriums helfe niemandem. "Der Sachverhalt ist noch lange nicht aufgeklärt. Erst wenn alle Fakten bekannt sind, kann man die entsprechenden Schlussfolgerungen in einem Reformpaket umsetzen", so der Finanzmarktexperte. 

Digitalisierung stärker zur Betrugserkennung nutzen

"Bei aller berechtigten Kritik in der Causa Wirecard, ist die notwendige Antwort nicht weniger, sondern mehr Digitalisierung", meint sein Kollege Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance. Das gelte gerade auch für die Betrugserkennung und -prävention. 

"Die Corona-Krise ist ein enormer Beschleuniger der Digitalisierung und hat gezeigt, dass der Stand der Digitalisierung in der Deutschen Finanzwirtschaft, Wirtschaftsprüfung und Aufsicht sehr viel besser ist, als ihr Ruf. Angesichts von Wirecard, gerät das etwas ins Hintertreffen. Vom bargeldlosen Zahlungsverkehr, bis zum digitalen Schuldscheinen, vom forensischen Accounting bis zum Reporting an die Aufsicht, in Finanzsektor, Prüfung und Aufsicht ruhen noch erhebliche digitale Potentiale." 

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