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06-01-2022 | Bankprodukte | Schwerpunkt | Article

Die Explorer-Perspektive beschleunigt Bankinnovationen

Author: Angelika Breinich-Schilly

3:30 min reading time

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Im internationalen Vergleich haben deutsche Banken in Sachen Transformation und Kundenorientierung Verbesserungspotenzial, so eine aktuelle Studie. Um frühzeitig passende digitale Angebote anzubieten, sollten sie eine Entdeckersicht einnehmen.

Obwohl mit der Sparda Bank BW ein deutsches Geldhaus in die Top Fünf der internationalen Finnoscore-Rangliste aufgestiegen ist, haben die Institute hierzulande noch einiges zu tun, wenn es um ihre digitale Kompetenz aus Sicht von Bestands- und potenziellen Neukunden geht. Das zeigt der Finnoscore 2022. 

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Erfolgreiche und andere regionale Banken

Die Kundenbeziehungsbank 2030 (KBB 2030) versteht sich primär als Partner ihrer Kunden, und das ist kein Lippenbekenntnis: Sie setzt sich intensiv mit ihren Bedarfen auseinander, ohne zunächst nach dem Ertrag zu fragen. Ihre Philosophie: Wenn der Kunde mit unserer Gesamtleistung einschließlich der nicht bepreisten Produkt- und Beratungsleistungen zufrieden ist, wird sich der Ertrag kumulativ in wünschenswertem Maß entwickeln, indem Kunden der Bank auch die Leistungen abnehmen, die den Zins- und Provisionsertrag der Bank stärken.

Für diese Benchmark-Studie hat das Beratungshaus Finnoconsult die Attraktivität der digitalen Serviceangebote von mehr als 220 Banken, davon 71 aus dem DACH-Raum und 30 aus Deutschland, untersucht und verglichen. Grundlage bildet eine Auswertung der Leistungen in insgesamt zwölf Segmenten. Diese reichen von der Website über mobile Apps und Social Media bis hin zu Preistransparenz sowie Innovation und Nachhaltigkeit. Insgesamt wurden hierfür 300 Einzelkriterien beleuchtet.

Osteuropäische Banken im Digital-Ranking vorne

Den Spitzenplatz im internationalen Ranking europäischer und US-amerikanischer Institute belegt erneut die polnische PKO Bank. Ihr folgen die Erste Bank aus Österreich, die slowakische Sparkasse BCR, die Slovenská sporitelna und auf Rang fünf die Sparda Bank BW. Das Institut aus Baden-Württemberg steht zudem im Deutschland-Vergleich ganz oben auf dem Siegertreppchen. Positiv heben die Studienautoren die Attraktivität für potenzielle Kunden, das Online Onboarding, den Marktplatz-Ansatz in der bankeigenen TEO-App und den Funktionsumfang im Online Banking hervor.

Auf Rang zwei und drei liegen die Hamburger Sparkasse und die Postbank. Die ING und die Deutsche Bank folgen auf den Plätzen vier und fünf. Vier weitere Sparkassen sowie die DKB vervollständigen die Top Ten. Traditionelle Banken seien durchaus in der Lage aufzuholen und mit dem Tempo, das die Digitalisierung vorgibt, mitzuhalten, kommentiert Finnoconsult-Geschäftsführer Christian Berger das Ergebnis. "Dennoch ist stark davon auszugehen, dass auch die Neobanken in Zukunft ihre Chance wahren wollen und an den richtigen Stellschrauben drehen werden, um im nationalen und internationalen Wettbewerb wieder vorne anzugreifen."

Mängel bei Transparenz werfen Neobanken zurück

Die bislang starken Digitalbanken haben sich laut Studie bei der Aufholjagt um eine komplexere Servicepalette verzettelt. Die in der Vorgängeranalyse noch auf Nummer eins platzierte N26 landet im diesjährigen bundesweiten Ranking nur auf dem 17. Platz. "Der größte diesjährige Absteiger ist in der Vergangenheit rasch gewachsen und war daher bestrebt, seine Produktangebote und folglich die Website auszuweiten. Dies ging deutlich zu Lasten der Übersichtlichkeit und der Preis-Transparenz, die auch aufgrund einer komplexeren Darstellung ein Stück weit verlorengegangen sind", heißt es zur Begründung. Dadurch sei auch die Einfachheit in der Präsentation des Angebots zum Teil verlorengegangen, erklärt Berger. 

Insgesamt hat die Corona-Pandemie der Finanzbranche einen entscheidenden Digitalisierungsschub beschert, konstatiert die Erhebung. So konnten einige etablierte Banken in den letzten Monaten ihre digitale Performance deutlich steigern. Doch die Institute dürften nicht länger nur auf entsprechende Entwicklungen reagieren, sondern müssen den Wandel antizipieren, raten die Studienautoren. 

Dazu gehöre, die eigenen Angebote und Dienstleistungen in der Digitalwelt frühzeitig und zukunftsgerichtet zu gestalten und auszubauen. Das gilt zum Beispiel bei der Attraktivität für Neukunden. Hier hat sich der durchschnittliche Wert bei deutschen Banken von 17 Prozent im Jahr 2020 auf aktuell 27 Prozent erhöht. Allerdings liegt das internationale Mittel bei 38 Prozent.

Innovationsgeschwindigkeit erhöhen

Um die hierfür nötige Innovationsgeschwindigkeit zu erreichen, rät Christian Glaser den traditionellen Finanzdienstleistern nicht nur auf flexible und agile Geschäftsmodelle zu setzen, sondern auch eine sogenannte Explore-Perspektive einzunehmen. Im Buchkapitel "Digitalisierung in der Finanzdienstleistungsindustrie" fasst der Springer-Autor die wichtigsten Punkte zusammen:  

  • Identifikation von digitalen Trend-/Wachstumsfeldern
  • Erarbeitung von Prototypen (zum Beispiel App, Web-Anbindungen und andere) in der Kundenkommunikation
  • Ableitung von strategischen Suchfeldern bei der Bestimmung des strategischen Rahmens für Innovationen
  • Geschäftsmodellentwicklung (auch unter der Nutzung eines sogenannten Friendly Customer Networks) 
  • Entwicklung neuer Arbeitsmethoden

"Das Ergebnis können dann digitale Lösungen mit einem gesonderten Business-Plan sein oder auch eine Prototypenentwicklung unter Berücksichtigung von Marktentwicklungen und Trends. Skalierbare Produkte erlangen anschließend "Serienreife", wie beispielsweise Pay-per-use-Modelle im Leasing", erklärt der Springer-Autor das Vorgehen.

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