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18-03-2021 | Bankstrategie | Interview | Article

"Nachhaltigkeit wird sich fest im Finanzsystem verankern"

Authors: Swantje Francke, Angelika Breinich-Schilly

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Interviewee:
Petra Sandner

Petra Sandner ist der erste Chief Sustainability Officer (CSO) bei der Helaba.

Mit der erstmaligen Besetzung des CSO-Postens bekennt sich die Helaba zur zukunftsweisenden Bedeutung einer nachhaltigkeitsorientierten Entwicklung des Konzerns. Chief Sustainability Officer Petra Sandner spricht mit Springer Professional über ihren neuen Auftrag.

Springer Professional: Frau Sandner, seit Februar bekleiden Sie die neu geschaffene Position des Chief Sustainability Officers (CSO) beim Helaba-Konzern. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Petra Sandner: In der Rolle des Chief Sustainability Officers ist es meine Aufgabe, die Nachhaltigkeitstransformation der Helaba Gruppe weiter voranzubringen. Dies betrifft zum einen die Weiterentwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie und zum anderen die Verankerung von Nachhaltigkeit als Teil der Unternehmenskultur. Hier ist die Helaba Landesbank Hessen-Thüringen bereits gut aufgestellt. Unser unternehmerisches Denken und Handeln wird von einem Werteverständnis getragen, welches auch heute schon viele Nachhaltigkeitsfacetten enthält. Dennoch können und wollen auch wir uns in diesem Themenfeld weiterentwickeln. Auf diese Aufgabe freue ich mich.

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Nachhaltigkeit und Finanzmarkt

Zur soziologischen Vermessung eines Reflexionsraums

Wie passen Nachhaltigkeit und Finanzmarkt zusammen? Macht die Nachhaltigkeit den Finanzmarkt resilienter? Welches sind die Ziele, Funktionen und Aufgaben eines nachhaltige(re)n Finanzmarkts? Aufbauend auf den Neuen Soziologischen Institutionalismus und dem Konzept der Institutionellen Logiken wurde die Landschaft des nachhaltigen Investierens kartiert und mithilfe unterschiedlicher qualitativer Methoden ausgewählte Teilbereiche des nachhaltigen Finanzmarkts untersucht.

Organisatorisch, heißt es, sind Sie eingebunden im Bereich Konzernsteuerung. Mit welchen Abteilungen im Haus haben Sie in der täglichen Arbeit die meisten Schnittstellen? Wo liegen die meisten Synergien?

Damit die Nachhaltigkeitstransformation gelingt, ist es wichtig, dass alle Bereiche, alle Mitarbeitenden an einem Strang ziehen. Deshalb ist eine gute Vernetzung in der Bank und auch darüber hinaus, innerhalb der Helaba-Gruppe, extrem wichtig.  Ebenso eine transparente Kommunikation. Diesen Bedarf nehme ich von vielen Seiten im Haus wahr. Hier gilt es Strukturen nun aufzubauen, die einen zeitnahen und transparenten Wissensaustausch untereinander ermöglichen, um letztendlich Synergien innerhalb der gesamten Gruppe heben zu können.

In vielen, vor allem international aktiven Großunternehmen, findet man schon länger den Posten des CSO. Der Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, die Modekette H&M oder der Sportartikelhersteller Nike zählen zu den Vorreitern. Warum tut sich die Finanzbranche, insbesondere Banken, damit schwerer?

Ich möchte an dieser Stelle nicht für andere Häuser sprechen. Was ich aber im Markt wahrnehme ist, dass Banken ihre organisatorische Aufstellung im Thema Nachhaltigkeit kontinuierlich überprüfen und verbessern. Die Schaffung einer CSO-Rolle sticht hier dennoch sicherlich heraus und ich bin froh, dass die Helaba diesen Schritt gemacht hat. Sie unterstreicht damit Ihre Ansprüche und Ziele in der eigenen Nachhaltigkeitstransformation.

Mit ihrem Green Deal und der kommenden EU-Taxonomie will die Europäische Kommission die Finanzbranche fit für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz machen. Braucht es aus Ihrer Sicht diesen regulatorischen Schritt, um einen echten Wandel in der Finanzindustrie anzustoßen?  

Der Wirkungsradius der EU-Taxonomie geht über die Finanzindustrie hinaus. Die EU-Taxonomie hat zum Ziel, wirtschaftliche Aktivitäten hinsichtlich Nachhaltigkeit transparent zu machen und letztendlich Investitions- und Finanzierungsströme auf nachhaltige Technologien und Unternehmen zu verlagern. Durch die Reporting-Vorgaben für Banken hinsichtlich Taxonomie-konformem Geschäft beziehungsweise, wie jüngst von der EBA veröffentlicht, des "Green Asset Ratios", bedient sich die EU der Transmissionsfunktion der Banken, um das Erreichen der selbstgesteckten Ziele zur Klimaneutralität bis 2050 voranzutreiben. Ich unterstütze den Gedanken, Nachhaltigkeit unter anderem auf diese Weise in der wirtschaftlichen Wertschöpfung zu verankern. Gleichzeitig gehen damit bei allen Betroffenen enorme Umsetzungsaufwände einher, die gestemmt werden müssen. Dessen müssen wir uns ebenfalls bewusst sein.

Wie integrieren Institute ESG-Aspekte am besten in ihre langfristigen Strategien? Wie sieht diese bei der Helaba aus?

Nachhaltiges Wirtschaften ist von jeher im Geschäftsmodell der Helaba verankert und entspricht auch ihrem öffentlich-rechtlichen Auftrag. Bereits 2014 haben wir daher unsere Grundsätze in Nachhaltigkeitsleitlinien formuliert. Nachhaltigkeit ist somit bereits integraler Bestandteil unserer Geschäftsstrategie. Das bedeutet jedoch nicht, dass wir bereits am Ziel sind. Das Thema entwickelt sich mit enormer Dynamik weiter und wir werden hier selbstverständlich am Ball bleiben.

Mit dem Programm "Helaba Sustained" will sich Ihr Haus als nachhaltiger Kapitalgeber und Investor positionieren. Wie sehen die Angebote in diesem Bereich konkret aus, und wie unterscheiden sich diese von klassischen Krediten oder Investments?

Das Programm "Helaba Sustained" ist breit angelegt und beleuchtet neben strategischen, organisatorischen und regulatorischen Aspekten vor allem auch unseren Marktangang und das Produktangebot. Unser Ziel ist es, unsere Kunden mit einem kompetenten ESG-Beratungsangebot und den passenden Finanzierungen auf dem Weg ihrer eigenen Nachhaltigkeitstransformation zu unterstützen. Dazu ein aktuelles Beispiel: Um die Sparkassen bei der Umsetzung ihrer Ziele aus ihrer Selbstverpflichtung zum Klimaschutz zu unterstützen, haben wir kürzlich gemeinsam mit Deka Bank und der LBBW eine Klimaschutzanleihe der European Investment Bank (EIB) exklusiv für deutsche Sparkassen platziert. Damit bieten wir den Sparkassen eine attraktive Anlagemöglichkeit für deren Eigenanlagen. Mit den Emissionserlösen dieser Klimaschutzanleihe finanziert die EIB Projekte zur Steigerung von Energieeffizienzen und Projekte im Bereich der erneuerbaren Energien sowie weitere Vorhaben, die substanziell zur Eindämmung des Klimawandels gemäß des Umweltziels "Climate Change Mitigation" der EU-Taxonomie beitragen.

Nun sind Maßnahmen oder Projekte im Bereich Klimaschutz oder die Einhaltung sozialer Standards in den Lieferketten der Kunden nicht immer klar messbar. Wie gelingt die Kontrolle der Umsetzung von ESG-Zielen als Voraussetzung grüner Finanzierungen oder Investments?

Ein enger Dialog mit dem Kunden ebenso wie ein regelmäßiges transparentes Reporting sind hier unabdingbar. Wir beobachten außerdem zunehmend, dass Kundinnen und Kunden das Thema ihrerseits proaktiv angehen, eigene Nachhaltigkeitsstrategien entwickeln und diese glaubwürdig und transparent potenziellen Kapitalgebern darlegen.

Damit Green Investment oder Green Banking nicht nur Modeworte sind, müssen deren Effekte dauerhaft sein. Was bedeutet das für die künftige Kunde-Bank-Beziehung – im Firmenkundengeschäft und langfristig auch im Umgang mit Privatkunden?

Bei den beteiligten Akteuren verfängt immer stärker das Verständnis, dass Nachhaltigkeit kein vorübergehender Trend ist. Vielmehr wird sich Nachhaltigkeit fest in unserem Finanzsystem verankern. Der Dialog zwischen Kunde und Bank wird noch intensiver und transparenter werden und um die Dimension Nachhaltigkeit erweitert. Kundinnen und Kunden werden von ihren Kapitalgebern erwarten, dass sie sie auf dem Weg ihrer eigenen Nachhaltigkeitstransformation kompetent unterstützen und begleiten. Auch im Privatkundensegment werden nachhaltige Anlageprodukte einen großen Raum einnehmen. Der Bedarf ist bereits deutlich erkennbar. Aber auch hier sind Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen das A und O einer guten Kunde-Bank Beziehung. Diesen Werten hat sich die Helaba-Gruppe verpflichtet.

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