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27-07-2017 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Article

Brexit-Umzugspläne vieler Großbanken konkretisieren sich

Author: Barbara Bocks

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Am 23. Juni 2017 überraschte die Brexit-Entscheidung der Briten nicht nur die EU. Während die Austrittsverhandlungen immer konkreter werden, sind die ersten Kreditinstitute dabei, Jobs in andere Finanzmetropolen wie Frankfurt am Main zu verlagern.

Bis zum 14. Juli 2017 mussten Geldhäuser in Großbritannien laut Angaben des "Handelsblatts" gegenüber der Bank of England ihre Brexit-Pläne offenbaren. Und mehrere Großbanken haben bereits angekündigt, Mitarbeiter wegen des geplanten Austritts Großbritanniens aus der Europäischen Union (EU) an andere Finanzzentren zu entsenden. So auch die britische Bank HSBC, die laut der "Financial Times" angekündigt hat, 1.000 Mitarbeiter nach Paris zu schicken.

Während die ökonomischen Folgen des Brexit in Großbritannien noch nicht wirklich absehbar sind, spielt die Mainmetropole Frankfurt als neuem Standort für die Umzugspläne vieler Banken eine zentrale Rolle. So auch bei der Deutschen Bank. Sie beabsichtigt laut Angaben der "FAZ", die sich auf Finanzkreise beruft, eventuell künftig einen großen Teil ihres Wertpapierhandels von Frankfurt aus zu steuern. Von den Plänen betroffen wären unter anderem mehrere hundert Händler des Kreditinstituts. Auch die amerikanische Bank Morgan Stanley hat sich laut Informationen der "FAZ" mehrere Etagen in dem Hochhaus "Omniturm" gesichert und plant derzeit, ihre Mitarbeiterzahl auf 400 zu verdoppeln. Die Citigroup soll sich ebenfalls für Frankfurt entschieden haben, wie "Welt.de" kürzlich berichtete. Von dort soll künftig das Wertpapierhandelsgeschäft der Bank mit zusätzlichen 150 bis 200 Mitarbeitern gesteuert werden.

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Hubertus Väth, Geschäftsführer von Frankfurt Main Finance, äußerte sich gegenüber Springer Professional zuversichtlich, in diesem Jahr weitere Entscheidungen von Banken im Rahmen der Brexit-Verhandlungen zu erleben. "Der Finanzplatz am Main und die Region bieten eine hervorragende Infrastruktur, ein günstiges und hochwertiges Angebot an modernen Büroflächen, ein großes Potenzial gut ausgebildeter Arbeitskräfte und eine hohe Lebensqualität", sagt Väth. Nicht zuletzt spiele die Nähe zur Europäischen Zentralbank (EZB) und die professionelle Finanzaufsicht BaFin eine wichtige Rolle für die Finanzbranche. Väth sieht Frankfurt auf dem Spitzenplatz an Alternativen zum Börsenplatz London, "aber auch die Konkurrenten in Amsterdam, Dublin, Luxemburg und Paris werden profitieren, weil jede Bank ihre Entscheidung nach individuellen Anforderungen und Präferenzen trifft."

Brexit-Euphorie in Frankfurt ist verfrüht

Die Brexit-Euphorie in Frankfurt ist aus der Sicht von Martin Faust, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance & Management, jedoch verfrüht. "Es gibt einige Argumente, die dafür sprechen, dass die Wirkungen geringer ausfallen und erst später eintreten werden als erhofft", erklärt er in einer Kolumne bei Springer Professional. Auch die prognostizierten Wirkungen auf dem Arbeitsmarkt seien fraglich. "Da London auch nach dem Brexit eines der wichtigsten Finanzzentren bleiben wird, werden nicht ganze Banken, sondern nur einzelne Bereiche ihrer Organisationen abwandern", erklärt der Bankenprofessor.

Neben den Umzugsplänen der Kreditinstitute stellt sich für den Düsseldorfer Volkswirtschaftsprofessor und Springer-Autor Heinz-Dieter Smeets, auch die Frage nach dem Verbleib europäischer Institutionen wie der Bankenaufsicht EBA. Diese Entscheidungen werden aus der Sicht Smeets „wegen der damit verbundenen Wirkungen auf Arbeits- und Immobilienmärkte hart umkämpft sein“, wie er in der ersten Ausgabe 2017 der Publikation „List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik“ (Seite 55) ausführt.

Haushaltslücke in der EU durch Brexit

Ein weiteres Problem für die gesamte EU sieht Smeets „durch den Ausfall Großbritanniens als – gemessen an den absoluten Werten – zweitgrößtem Nettozahler der EU mit einem Beitrag für das Jahr 2015 in Höhe von 11,5 Milliarden Euro“, durch den eine entsprechende Haushaltslücke entstehe. Die Deckung könnte Smeets zufolge dadurch erfolgen, dass die verbliebenen Nettozahler – das waren im Jahre 2015 neben Deutschland insbesondere Frankreich, die Niederlande, Italien, Schweden und Belgien – entsprechend höhere (Netto-) Zahlungen leisten.

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