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15-01-2015 | Bankstrategie | Interview | Article

"Handlungsspielräume verengen sich durch Basel III"

Author: Eva-Susanne Krah

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Wie wirkt sich Basel III auf die Geschäftspolitik der Banken und die Verantwortung der Führungskräfte in der Risikosteuerung aus? Die Springer-Autoren Sandra Schmolz und Jonathan Hofmann mit einer Analyse, Teil 3.

Springer für Professionals: Frau Schmolz, Herr Hofmann, welche Handlungsspielräume und Auswirkungen sehen Sie vor dem Hintergrund des neuen Regulierungskonstrukts Basel III künftig bei der Geschäftspolitik für Banken?

Sandra Schmolz und Jonathan Hofmann: Insbesondere große, systemrelevante Kreditinstitute haben bei der Geschäftspolitik noch Handlungsspielräume im Rahmen der verwendeten eigenen internen Risikobewertungsmodelle, die anstelle des Standardansatzes genutzt werden. Als wesentliche weitere Handlungsmöglichkeiten können die Institute die Ausgabe von Krediten einschränken (Deleveraging) beziehungsweise aufgrund der begrenzten Möglichkeiten zur Fristentransformation durch die Net Stable Funding Ratio (NSFR, dt. strukturelle Liquiditätsquote) auch die Kreditlaufzeiten der ausgegebenen Kredite verkürzen.

Und: Bilanzpolitische Maßnahmen im Rahmen der Geschäftspolitik könnten eine Gewinnthesaurierung oder eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Eigenkapitalbasis sein. Beispielsweise möchte die Deutsche Bank derzeit durch Ausgabe von so genannten Coco-Anleihen ihre Kapitalbasis weiter stärken.

Welche Folgen sind denkbar?

Insgesamt betrachtet verengen sich durch das Regulierungswerk die Handlungsspielräume der Banken in Bezug auf die Kreditvergabe. Vor diesem Hintergrund ist es nicht ausgeschlossen, dass andere, weniger bis kaum regulierte Geschäftsbereiche künftig zur Generierung von Gewinnen intensiviert werden. Dabei muss man beachten, dass ein wesentlicher Auslöser der letzten Krise im Investmentbanking, sprich im Handelsgeschäft der Banken zu verorten war. Durch die neuen Basler Regelungen kommt es hingegen vorwiegend zu einer Belastung des Kreditgeschäftes. Konkret treffen die höheren Kapitalanforderungen das Kreditgeschäft etwa zu zwei Dritteln, sowie das Handelsgeschäft lediglich zu einem Drittel. Basel III belegt somit das solidere Kreditgeschäft mit höheren Anforderungen als das risikoreichere Handelsgeschäft.

Was bedeutet das?

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Für Banken besteht der Anreiz, Handelsgeschäfte zu bevorzugen, da diese einerseits mit geringeren Eigenmitteln zu unterlegen sind als das Kreditgeschäft und andererseits meist noch höhere Profite in Aussicht stellen. Aus den eben genannten Gründen muss in der Überarbeitung des Regelwerkes auch diese offensichtliche Disparität zwingend angeglichen beziehungsweise abgeschwächt werden.

Wie müssen Führungskräfte der Geldinstitute künftig insbesondere im Risikomanagement und in der Risikosteuerung stärker Verantwortung übernehmen?

Basel III verlangt von Kreditinstituten in Zukunft noch stärker als bisher die Aufdeckung und Steuerung von Risiken. Über Kredit-, Markt- und operationelle Risiken hinaus müssen auch Liquiditätsrisiken und Risiken aus der Fristentransformation im Rahmen des Risikomanagements behandelt werden. Für die einzelnen Risikoarten sollten deshalb spezielle Anforderungen formuliert werden. Maßnahmen zur Risikoerkennung und -behandlung, beispielsweise die Durchführung von Stresstests, sowie die dabei angewendeten Methoden, Szenarien und krisenrelevanten Risiken müssen Kreditinstitute nach den neuen Vorschriften genau dokumentieren. Dabei wird eine Risikosteuerung für das Gesamtunternehmen mit einer aktiven Einbindung der Geschäftsleitung in das Risikomanagement gefordert. Zudem ist darauf zu achten, dass die damit betrauten Mitglieder der Leitungs- und Aufsichtsgremien für ihre Aufgabe auch entsprechend qualifiziert sind.

Zu den Personen
Sandra Schmolz, B.A. ist im Privatkundengeschäft eines Kreditinstituts tätig und beschäftigt sich mit dem Thema Basel III und den damit verbundenen ganzheitlichen Auswirkungen auf Kreditinstitute.
Jonathan Hofmann, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Westsächsischen Hochschule Zwickau. Forschungsschwerpunkte sind das Finanzcontrolling sowie die Auswirkungen von Basel III auf das Controlling in KMU. Bei Springer ist das Buch der Autoren zu "Controlling und Basel III in der Unternehmenspraxis" erschienen.
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