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09-11-2017 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Article

Abbau notleidender Kredite in Europa geht langsam voran

Author: Barbara Bocks

3:30 min reading time

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Die Bilanzen europäischer Banken ächzen immer noch unter der Milliardenlast ihrer faulen Kredite. Wie weit die politisch Verantwortlichen bei der Lösung dieses Problems sind.

Jetzt haben es die Abwicklungsbanken sogar schon ins Fernsehen geschafft. Christian Schwochow beschäftigt sich als Regisseur in der deutschen Kurz-Serie "Bad Banks" mit der Finanzkrise und den gleichnamigen Abwicklungseinheiten. Geplant ist derzeit, dass die Mini-Serie im Frühjahr 2018 bei ZDF und Arte ausgestrahlt wird. Während die Dokumentation sich noch mit den Anfängen der Krise und dem Aufbau der Bad Banks beschäftigt, sind die Institute in der Realität schon einen Schritt weiter.

Derzeit befinden sich laut Angaben des "Handelsblatts“ immer noch 844 Milliarden Euro an notleidenden Krediten in den Bilanzen europäischer Kreditinstitute. Die Strategieberater von Strategy& des Wirtschaftsprüfungs- und Beratungshauses Pricewaterhouse Coopers kommen in einer Analyse gar zu dem Schluss, dass ausfallgefährdete Kredite in den Büchern europäischer Banken mit über einer Billion Euro zu Buche schlagen. Selbst in Deutschland, wo diese Geldanleihen nur einen Anteil von 2,6 Prozent des Gesamtkreditvolumens ausmachen, seien knapp ein Drittel dieser Kredite (30 Prozent) nicht durch Risikovorsorgen gedeckt. Dabei geht es um eine Summe von etwa 20 Milliarden Euro. In Folge führt die hohe Kapitalbindung aus den Altlasten unter anderem dazu, dass viele europäische Institute neue Kredite nur eingeschränkt vergeben können.

Dickere Kapitalpolster

Derzeit herrscht zwischen den Finanzministern der Euroländer und Verantwortlichen der Europäischen Zentralbank (EZB) Konsens darüber, dass europäische Kreditinstitute ihre Kapitalpolster für ausfallgefährdete Kredite erhöhen müssen. Es habe eine generelle Übereinstimmung für das Vorgehen der EZB-Bankenaufsicht gegeben, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem, Vorsitzender der Euro-Gruppe, am 6. November laut Angaben des "Handelsblatts“ nach einem Treffen in Brüssel.

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Die EU-Kommission will in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres eine Initiative für einen Zweitmarkt für notleidende Kredite vorschlagen. Damit kommen die Experten der Forderung unter anderem von Andrea Enria, dem Vorsitzenden der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), entgegen, die eine Bad Bank zur Aufnahme solcher Kredite will.

Kreditsicherheiten zügig verwerten

Aus Sicht der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) ist die Möglichkeit, Kreditsicherheiten zügig verwerten zu können, "ein entscheidender Faktor bei der Bestellung und Bewertung von Kreditsicherheiten". Das gelte sowohl außerhalb als auch während eines Insolvenzverfahrens und wird vom Bankaufsichtsrecht vorausgesetzt, heißt es in einer Stellungnahme vom 20. Oktober. Die Vorschläge, ein beschleunigtes Kreditsicherungsmittel einzuführen, halten die Experten der DK allerdings für nicht geeignet, "um die Interessen von Sicherungsnehmern und Sicherungsgebern angemessen auszugleichen und gleichzeitig die Verwertungsmöglichkeiten zu verbessern".

Im Vergleich zur US-amerikanischen Instituten kommen deutsche Geldhäuser beim Abbau der faulen Kredite nur sehr langsam voran. Grund dafür sind laut Philipp Eckhardt vom Centrum für europäische Politik (CEP) die unterschiedliche steuerliche Behandlung der Darlehen, die in den USA zügiger abgeschrieben werden dürfen, heißt es in dem Artikel "Europas Institute bleiben auf Altlasten sitzen“ in der Juni-Ausgabe 2017 des "Bankmagazins". Eckhardt schätzt, dass sich das Abschmelzen in Europa noch 15 Jahre hinziehen könnte. Zum Vergleich: "In Japan hat es nach der Bankenkrise etwa zehn Jahre gedauert, bis die notleidenden Kredite abgebaut waren“, erinnert sich Timur Peters, Managing Director der Online-Forderungsbörse Debitos, in dem Bankmagazin-Beitrag.

Deutsche Bad Banks reduzieren Portfolios

Etwas schneller als der Rest Europas kommen deutsche Abwicklungseinheiten beim Abbau ihrer Problemkredite voran. So hat beispielsweise die FMS Wertmanagement, die Abwicklungsbank der ehemaligen Hypo Real Estate, das Nominalvolumen ihres Portfolios im ersten Halbjahr um acht Prozent auf 81,7 Milliarden Euro verringert, wie sie Mitte September 2017 mitteilte. Auch die HSH Nordbank, die bis Februar 2018 einen Käufer finden muss, macht Fortschritte beim Abbau. Belief sich das Volumen der faulen Kredite in der Abwicklungsbank noch auf 13,6 Milliarden Euro, soll es Ende 2017 laut der Landesbank bereits auf unter sieben Milliarden Euro sinken, schreibt das "Finance Magazin“. Im kommenden Jahr soll der Wert des Portfolios demnach auf unter vier Milliarden Euro absinken.

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