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28-02-2022 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Article

Banken ziehen wieder Fusionspläne aus der Schublade

Author: Angelika Breinich-Schilly

3:30 min reading time

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Obwohl die Corona-Pandemie die Zahl der Zusammenschlüsse deutscher Banken eine Weile gebremst hat, scheint der Konsolidierungsprozess bei Sparkassen, Volks- und Raiffeisenbanken nun wieder Fahrt aufzunehmen. Von einer Fusionswelle wollen die Institute aber nicht sprechen.

"Nur Banken und Sparkassen, die mit rigorosen Sparprogrammen Filialen schlossen und Stellen abbauten, konnten in diesem Jahr ihre Erträge sichern oder gar steigern", schreibt Bankmagazin-Herausgeberin Stefanie Burgmaier in ihrem Rückblick auf das Bankjahr 2021 (Ausgabe 1 | 2022). Profitabel zu wirtschaften fällt gerade kleinen Banken in Deutschland schwer. Viele Sparkassen sowie Genossenschaftsbanken suchen daher den Schulterschluss mit anderen Instituten und stellen mögliche Fusionen auf den Prüfstand. 

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01-12-2021 | Titel

Begrenzte Aussichten erschweren das Geschäft

Das Jahr 2021 hat Spuren in der Finanzbranche hinterlassen. Wegen der wirtschaftlichen Folgen von Kontaktbeschränkungen und der Verhaltensänderungen von Kunden stellen viele Kreditinstitute ihre Produkte und Dienstleistungen auf den Prüfstand.

Aktuellen Medienberichten zufolge haben zum Beispiel die Sparkassen Lüdenscheid und Hagen-Herdecke im Februar Gespräche über einen Zusammenschluss ins Auge gefasst. Auch die Sparkassen Paderborn-Detmold und Höxter sowie Moosburg und Freising prüfen eine Fusion. Verhandlungen gibt es auch zwischen der Kreissparkasse Steinfurt und der Verbund-Sparkasse Emsdetten-Ochtrup sowie den Sparkassen Mittelfranken-Süd und Ingolstadt-Eichstätt. 

Große Sparkassen stoßen in Großkundenbetreuung vor

Welche Vorteile solche Verschmelzungen den Instituten bringen können, erläutert Jan F. Wagner in seinem Bankmagazin-Beitrag über eine mögliche Super-Landesbank (Ausgabe 10 | 2021). Ihm zufolge sind die Sparkassen vor allem "dank zahlreicher Fusionen in den vergangenen Jahren immer größer geworden". Und sie stoßen mittlerweile auch in die Unternehmensfinanzierung für Großkunden vor: 

Insbesondere in wirtschaftlich starken Ballungsräumen wie Köln oder Hamburg sind die Sparkassen nicht nur in der Lage, größere Summen zu stemmen, sondern können mittlerweile auch Finanzierungsangebote über den Kapitalmarkt anbieten - und zwar ohne die Unterstützung einer Landesbank."

Zu den größten Instituten des Verbunds zählt laut Statista derzeit die Hamburger Sparkasse (Haspa), deren Bilanzsumme sich Ende 2020 auf rund 55,4 Milliarden Euro belief. Ihr folgen die Kreissparkasse Köln und die Sparkasse Köln Bonn mit Bilanzsummen von 28,8, beziehungsweise 28 Milliarden Euro.

Konsolidierungsprozess nicht abgeschlossen

Insgesamt ist die Zahl der Institute dieser Bankengruppe in den vergangenen 20 Jahren kontinuierlich geschrumpft und lag Ende 2020 laut Bankstellenstatistik der Deutschen Bundesbank bei insgesamt 383 Geldhäusern. Nach Angaben des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV) existierten im Januar 2022 sogar nur noch 367 Geldhäuser dieser Gruppe. Dass sich dieser Trend, wenn auch im moderatem Umfang, in Zukunft fortsetzt, glaubt auch der DSGV. "Eine Fusionswelle sehen wir aber nicht", äußerte der Verband aktuell gegenüber dem Portal tagesschau.de. 

"Der wesentliche Treiber für M&A-Transaktionen ist die kontinuierliche Transformation der Geschäftsmodelle vieler Finanzdienstleister als Antwort auf regulatorische Veränderungen, den Markteintritt von Fintechs, die Digitalisierung sowie die anhaltende Niedrigzinsphase", erklärte Ralf Baukloh, Partner im Bereich Financial Services von KPMG, bereits im April 2021 gegenüber Springer Professional. 

Auch unter den genossenschaftlichen Instituten setzt sich der Konsolidierungsprozess fort, wie der Jahresbericht des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) für 2020 belegt. Die Zahl der selbstständigen Genossenschaftsbanken lag zum Ultimo bei 814 Banken. Sie sank gegenüber 2019 fusionsbedingt um 27 Institute beziehungsweise 3,2 Prozent. 

Dabei hatte der Ausbruch der Corona-Pandemie die Fusionsbestrebungen aufgrund der Kontaktbeschränkungen sogar zunächst gebremst. Das berichtet Anja Kühner im Bankmagazin-Beitrag "Zusammen stärker werden" (Ausgabe 11 | 2020). Der Autorin zufolge fiel zum Beispiel den Zusammenschluss der Hamburger Volksbank mit der Volksbank Lübeck der Corona-Krise zum Opfer.

Bigtechs treiben deutsche Banken vor sich her

Ulrich Grothe und Thomas Barsch sehen unter anderem in den Angeboten sogenannter Bigtechs wie Amazon, Google und Apple einen Treiber für weitere Fusionen. "Die neuen Gegner haben funktionierende Geschäftsmodelle, an die sie Bank- und Finanzdienstleistungen anhängen. Diese Basis haben die klassischen Institute aus dem Finanzbereich nicht", schreiben die Springer-Autoren im Buch "Banking & Innovation 2020/2021" auf Seite 170. 

Allerdings könnten die Banken auch von einigen, krisengetriebenen Entwicklungen profitieren. So denken Verbraucher, Unternehmen und Händler laut Grothe und Barsch aufgrund unterbrochener Lieferketten nun lokaler und favorisieren Investitionen in eine entsprechende Infrastruktur vor Ort. "Die Institute verfügen in ihren Filialen und Standorten über kompetente Mitarbeiter mit einer tiefen Verankerung in ihren jeweiligen räumlichen und sozialen Umfeldern", nennen die Springer-Autoren den Standortvorteil von Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Allein in Fusionen, die vor allem auf eine Steigerung der Effizienz abzielen, sollten die Intitute nicht ihr Heil suchen. Sie fragen: "Reduziert man das Risiko einer Schiffshavarie, indem man das Schiff größer macht?"  
 

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