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18-07-2019 | Bankvertrieb | Schwerpunkt | Article

Verwahrentgelte auf Einlagen werden zum Standard

Author: Barbara Bocks

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Immer mehr Institute finanzieren ihre Kosten für die EZB-Einlagen über so genannte Verwahrentgelte oder andere Beiträge. Doch nicht immer schrecken solche Strafzinsen die Kunden ab.
 

Die Strafentgelte der EZB für die Einlagen der Banken sind ein Kostenfaktor, mit dem sich Kreditinstitute in einem ohnehin schwierigen Umfeld herumplagen müssen. Mittlerweile gehen immer mehr Geldhäuser dazu über, diese Gebühren an ihre Kunden unter anderem in Form von Verwahrungsentgelten weiterzugeben. Und dieser Trend könnte sich weiter ausbreiten. "Wenn sich das Japan-Szenario fortsetzt, werden alle Banken das Thema Negativzinsen neu bewerten müssen. Derzeit übernehmen die Banken diese Kosten für das Gros der Privatkunden", sagte beispielsweise BVR-Chefin Marija Kolak anlässlich der Pressekonferenz zum Konsolidierten Jahresabschluss der DZ Bank 2018.

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Bereits 2017 war diese Entwicklung absehbar. "In allen Säulen des deutschen Bankenmarkts gibt es derzeit das Phänomen der Verwahrentgelte für vermögende Privat- und Firmenkunden", berichtet Tobias Keser, Director Banking bei Sopra Steria Consulting, in dem Bankmagazin-Artikel "Länger parken kostet Geld" der Juli-Ausgabe 2017. Insbesondere Kreditinstitute, die überdurchschnittlich stark vom Zinsgeschäft abhängig sind, hätten die neuen Entgelte früher eingeführt als andere.

Kunden persönlich ansprechen

Seit Juli 2019 verlangt auch die Nassauische Sparkasse (Naspa) ein Verwahrentgelt von Privatkunden für Guthaben von mehr als 500.000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten. "Jeder davon betroffene Kunde ist persönlich durch den jeweiligen Berater angesprochen worden", erklärt die Bank auf Anfrage von Springer Professional. "Nahezu alle angesprochenen Kunden können diese Entscheidung nachvollziehen. Wir finden oft auch Lösungen mit Alternativanlagen im Sinne der Gesamt-Vermögensstruktur", so die Naspa weiter.

Zusatzbeitrag für kleinere Projekte

Es gibt allerdings auch Institute, die für alle Kunden, unabhängig von der Höhe der Einlagen einen Zusatzbeitrag verlangen. Zu diesen gehört die GLS Bank. Sie hat in den Jahren 2016 und 2017 ihr Gebührenmodell überarbeitet. "Privatkunden der GLS Bank müssen neben Kontoführungs- und Girocard-Gebühren seither auch den GLS-Beitrag zahlen. Dafür aber keine 'versteckten Gebühren' und auch keine Dispozinsen", erklärt Christof Lützel, Prokurist bei der GLS Gemeinschaftsbank, gegenüber Springer Professional. "Wir wollten ein transparentes Gebührenmodell und die Gebühren nicht 'irgendwie' über andere Dienstleistungen querfinanzieren", so Lützel. Im übrigen wären in Ländern wie Frankreich, UK oder der USA Bankdienstleistungen noch nie "kostenlos" gewesen. Nur in Deutschland wurde Lützel zufolge durch viel Werbung den Bankkunden suggeriert, das Banking nichts kosten darf, "was nie gestimmt hat".

Der GLS Beitrag wurde Lützel zufolge im Jahr 2017 eingeführt, um die sinkenden Zinsmargen auszugleichen und weiter soziale und nachhaltige Projekte in gleichem Umfang finanzieren zu können. Dazu gehören auch kleine Projekte unter 25.000 Euro, die sich auch für die GLS Bank finanziell kaum rechnen, die aber laut Lützel "sozial sinnvoll sind wie der Ausbau von Kindergärten, die Finanzierung des Bio-Imkers um die Ecke oder andere kleinere Initiativen".

Manche Kunden zahlen freiwillig mehr

In den Jahren 2017 und 2018 ist das Geldhaus durch die Einführung des Beitrags zunächst langsamer gewachsen. Manche Kunden hätten Lützel zufolge das Institut zwischenzeitlich wegen des neuen Beitrags verlassen, seien aber mittlerweile wieder zurückgekommen "weil sie gemerkt haben, dass die GLS Bank im Vergleich nicht teurer ist". Wenn ein Kunde Bescheid sagt, dass er sich den monatlichen Beitrag in Höhe von fünf Euro partout nicht leisten könne, kann er Lützel zufolge auch nur einen Euro zahlen, wie alle Kunden unter 28 Jahren. "Mehrere Tausend Kunden zahlen freiwillig mehr und gleichen damit die Zahlungen von Kunden aus, die sich nicht den vollen GLS-Beitrag leisten können", so Lützel weiter. Seit einem Jahr kommen Lützel zufolge monatlich um die 3.000 Neukunden hinzu.

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