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10-02-2021 | Batterie | Interview | Article

"Die Kaufbereitschaft für nachhaltige Produkte steigt enorm"

Author: Patrick Schäfer

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Der Elektrofahrzeug-Hersteller Polestar hat für sein Modell Polestar 2 eine Lebenszyklusanalyse transparent gemacht. Fredrika Klarén von Polestar zur Ökobilanz von Elektrofahrzeugen und die Wirkung auf Verbraucher.

Frau Klarén, wie waren die Reaktionen der Fachpresse auf die Ankündigung der Lebenszyklusanalyse des Polestar 2?

Die Veröffentlichung einer Lebenszyklusanalyse (LCA) beziehungsweise Ökobilanz ist für ein Unternehmen, insbesondere für einen Autohersteller, sicherlich nicht verwunderlich. Jedoch war es uns wichtig, als erstes Unternehmen die gesamte Methodik dahinter offenzulegen, verbunden mit der Aufforderung, branchenübergreifende Standards zu schaffen. Dieser Aufruf zu mehr Transparenz wurde sehr positiv von der Fachpresse wahrgenommen und in der Branche auch diskutiert. Medien, Organisationen, Fachverbände sowie die Industrie selbst beschäftigen sich immer mehr mit dem Thema Lebenszyklusanalyse und wir merken, dass die Diskussion nachhallt. Veränderungen finden nicht über Nacht statt, Nachhaltigkeit ist per se immer langfristig gedacht.

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Werden potentielle Kunden mit diesen komplexen Zahlen nicht verunsichert, vor allem, wenn sie auf den "normalen" Strommix angewiesen sind, der im Vergleich zu Strom aus Windkraft deutlich schlechter abschneidet?

Bei unserer Analyse ging es ja vor allem um eins: Transparenz zu schaffen! Wir haben bewusst alle Zahlen offen dargelegt und haben versucht diese komplexen Sachverhalte im Rahmen einer Lebenszyklusanalyse für den Verbraucher zugänglich zu machen. Denn nur wenn er Informationen erhält und so aufgeklärt wird, kann er auch bewusst eine Entscheidung treffen und den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Mobilität aktiv mit vorantreiben. Wir sind sehr offensiv damit umgegangen, dass Elektroautos bei der Produktion nicht nachhaltig sind. Allein diese Aussage mag für einen Hersteller vielleicht schon schockierend sein. Aber ohne Ist-Analyse können auch wir keine Verbesserungen anstreben. Die eigentliche Botschaft für den Konsumenten lautet jedoch, dass wir unsere CO2-Emissionen durch die Wahl unseres Strommixes selbst positiv beeinflussen können, was für viele Verbraucher bereits möglich ist. Und selbst beim "normalen" Strommix ist der CO2-Fußabdruck eines Elektrofahrzeugs gemessen an der gesamten Lebensdauer gegenüber dem eines Verbrenners immer noch geringer. Diesen gilt es nun noch weiter zu reduzieren.

Wie kam denn der Aufruf zu mehr Transparenz bei anderen OEMs an?

Unser Mutterkonzern Volvo hat erst kürzlich ebenfalls eine Lebenszyklusanalyse zum XC40 Recharge veröffentlicht und ist somit unserem Aufruf gefolgt, was ihn zusätzlich noch einmal stark angefeuert hat. Bisher haben uns leider noch keine direkten Reaktionen anderer Hersteller erreicht. Aber nur weil diese nicht öffentlich geteilt wurden, heißt dies nicht zwangsläufig, dass dieser Aufruf nicht wahrgenommen und diskutiert wurde, so hoffe ich jedenfalls.

Wie glauben Sie, können Kunden von nachhaltigeren Produkten überzeugt werden? Das Fairphone beispielsweise verkauft sich auch nicht besser als Apple-Produkte.

Ohne Zweifel haben die Themen Nachhaltigkeit, bewusster Konsum und Umweltschutz in den letzten Jahren deutlich an gesellschaftlicher Relevanz zugenommen. Wir merken, dass das Interesse und auch die Kaufbereitschaft für nachhaltige Produkte enorm steigt. Aber es ist eine langfristige Entwicklung – bei den Verbrauchern wie auch bei uns Herstellern. Solange die nachhaltige Alternative gleichwertig oder sogar besser ist, wird sich kein Kunde davor verschließen.

Wird die Ökobilanzierung fortgeführt und auch bei der Mutter Volvo eingeführt?

Die Analyse wurde in Kooperation mit Volvo entwickelt. Gemeinsam werden wir die Methodik weiter kontinuierlich verbessern und natürlich weiterhin transparent kommunizieren. Diese Verpflichtung sind wir den Verbrauchern gegenüber eingegangen und wir wollen ihnen weiterhin Orientierungspunkte geben, um den Wandel gemeinsam voranzutreiben.

Frau Klarén, vielen Dank für dieses Interview.

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