Drees & Sommer fragte: Wer trägt Ihrer Ansicht nach Anteil an der Betreiberverantwortung?
Drees & Sommer
Wohin bewegen sich die sechs Grundpfeiler des Facility Managements: Betreiberverantwortung, Vergabe und Outscourcing, Lebenszykluskosten, Nachhaltigkeit, Human Resources und CAFM-Systeme? Eine europaweite Befragung gibt Aufschluss.
Bei der Betreiberverantwortung gibt es noch erheblichen Nachholbedarf; erfahrene Fach- und Führungskräfte sind Mangelware; Outscourcing ist nur für eine Minderheit der Unternehmen ein Thema; ein vollumfängliches Reporting ist Seltenheit; der FM-Markt für nachhaltige Betreibermodelle und -produkte befindet sich noch in der Entwicklungsphase, auch hier gibt es enorme Potenziale.
Die sind die Kernergebnisse einer europaweiten Befragung von rund 250 deutschen und europäischen Unternehmen durch Drees & Sommer. Der Projektentwickler hatte nach der Zukunft der Facility Management-Branche gefragt.
Wer trägt die Gesamtverantwortung?
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Bei der Frage „Wer trägt Ihrer Ansicht nach Anteil an der Betreiberverantwortung?“ brachten die Antworten zum Vorschein, dass es sowohl auf Auftraggeber- als auch auf Dienstleisterseite noch großen Nachholbedarf gibt.
Demnach sehen 80 Prozent der Umfrageteilnehmer die Gesamtverantwortung bei allen an der Immobilie Beteiligten, angefangen beim technischen Immobilienbetreiber. 25 Prozent gehen sogar davon aus, dass die interne Immobilienabteilung, und somit der Eigentümer, keine Betreiberverantwortung hat. Über 60 Prozent sehen die Verantwortung beim Property Management und sogar etwa ein Drittel beim Mieter.
Klar definiert sei jedoch: Die Verantwortung liegt beim Eigentümer der Immobilie.
Trotzdem erachten über 53 Prozent der Befragten ihre Pflichten hinsichtlich der Betreiberverantwortung als erfüllt. Überwiegend wird die Delegation der Betreiberverantwortung über das Dokumentieren und Definieren von Schnittstellen in Form von Mietverträgen, Dienstleisterverträgen und konkreten Arbeitsplatzbeschreibungen und Schnittstellendefinitionen der handelnden Parteien geregelt.
Wettbewerb um Nachwuchskräfte
Der Wettbewerb in der Branche um die besten Arbeitsplätze ist in vollem Gange. Dies wird durch folgende Tatsachen belegt: Die meisten Umfrageteilnehmer berichten, dass neue Mitarbeiter vor allem von den Hochschulen kommen. Erfahrene FM-Experten auf dem Markt zu finden, ist enorm schwierig. Dafür spricht auch, dass sich immerhin fast 70 Prozent der Befragten neue Mitarbeiter von der Auftraggeberseite her erschließen, über 60 Prozent via Berater.
Zudem spielt die Rekrutierung von ausländischen Fachkräfte mittlerweile für 30 Prozent der befragten Unternehmen eine Rolle. Und: Mitarbeiter mit technischem Hintergrund oder Führungspersönlichkeiten, die Teams oder komplexe Themen und Projekt verantworten, scheinen nach Aussage der Teilnehmer derzeit Mangelware zu sein.
Um neue Mitarbeiter zu gewinnen, setzen die Firmen zudem nicht nur auf Absolventen, sondern auch auf das persönliche Netzwerk und die Kontakte der Mitarbeiter. Hinzu kommen die ansonsten üblichen Kanäle wie beispielsweise Online-Recruiting-Plattformen beziehungsweise Online-Stellenmärkte.
Die Einzelvergabe dominiert in der Praxis
Welche Formen gebündelter Vergaben bzw. externer Vergabemodelle sind bei Ihnen im Unternehmen implementiert?
Drees & Sommer
Gebündelte Paketvergaben, etwa für Reinigung, Sicherheit, Wartung und Catering, oder gebündelte Infrastrukturelle-Gebäudemanagement-(IGM)- beziehungsweise Technische Gebäudemanagement-(TGM)-Vergaben sind jeweils bei rund 15 Prozent der Teilnehmer ein Thema.
Eine Komplettvergabe, das heißt alle Services werden an einen Dienstleister vergeben, können aktuell derzeit nur zehn Prozent angeben.Dabei muss jedoch angemerkt werden: Hier wurden größere Portfolios beziehungsweise Industriestandorte betrachtet, keine einzelnen Office-Objekte.
Kaum umfängliches Reporting vorhanden
Viele der befragten Unternehmen setzen beim Reporting trotz möglicher Alternativen noch auf einen Mix von SAP und MS Office. Meist handelt es sich dabei um ein Flickwerk aus einer Vielzahl von Systemen und händisch aufbereiteten Datenquellen.
Ein vollumfängliches Reporting aus einem Guss, wie es beispielsweise mit CAFM-Systemen möglich wäre, sind nur selten im Einsatz. Kommt es dann mal zu einer Anwendung von CAFM, wird es meist nur modular für einige wenige ausgewählte Themen eingesetzt: zum Beispiel bei der Instandhaltungsplanung.
Zwiegespaltenes Thema Nachhaltigkeit
Zwar haben 65 Prozent der befragten Unternehmen die Bedeutung des Nachhaltigkeitsaspekts erkannt – viele handeln auch danach –, trotzdem kommt die Studie zu dem Schluss, dass es in dem Bereich noch einen enormen Handlungsbedarf gibt.
Zum einen befindet sich der FM-Markt für nachhaltige Betreibermodelle und -produkte nach der Aussage von 94 Prozent der Befragten noch in der Entwicklungsphase. Zum anderen sieht die Mehrzahl der Unternehmen das Thema Zertifizierung mit gemischten Gefühlen: Gegen eine Zertifizierung spricht bei 63 Prozent der Befragten eine veraltete oder nicht vorhandene Datenbasis. Zudem erachten 88 Prozent das Verhältnis zwischen Aufwand und Nutzen als zu gering.
Ansatzpunkte für einen nachhaltigen Immobilienbetrieb sehen die Befragten vor allem bei FM-Standards, einem Reporting- und Controllingsystem sowie einer Lifecycle-orientierten Instandhaltungsplanung. Doch wer kann Nachhaltigkeit tatsächlich in den Betrieb des Neubaus integrieren? Für 89 Prozent der Befragten ist die Antwort: der Facility Management-Berater oder ein unabhängiger Consultant. Auch Fachplaner (85 Prozent) und Architekten (80 Prozent) werden in der Verantwortung gesehen. 69 Prozent antworteten auch beim Projektmanager, dieser könne das Thema vorantreiben.
Welche Bedeutung der Rohstoffmangel hat und damit einhergehend, welche Geschäftsmodelle sich daraus ergeben können, scheint in der Facility-Management-Welt noch nicht angekommen zu sein. Das Thema Cradle to Cradle ist lediglich 33 Prozent der Befragten ein Begriff. In der Immobilienbranche ist der Gedanke generell noch relativ neu, sodass abzuwarten gilt, in welche Richtung sich das Thema die nächsten Monate entwickelt.