Hypothekendarlehen sind seit jeher ein wichtiges Zugpferd im Portfolio deutscher Geldhäuser. Selbst zu Pandemiezeiten ging der Bestand an Baukrediten bei den Banken nicht zurück. Doch die aktuellen Krisen treiben Immobilienpreise und Zinsen in die Höhe. In digitalen Prozessen liegt der Ausweg.
Die intelligente Automatisierung macht die Prozesse der Baufinanzierung schneller und kundenfreundlicher.
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Inflation, Krieg in der Ukraine und Rohstoffknappheit sorgen dafür, dass das eben noch florierende Baufinanzierungsgeschäft der Kredithäuser ordentlich ins Wanken gerät . Für sie gilt es nun, gegenzusteuern, um sich möglichst gut durch diese Zeit zu manövrieren. Vor allem müssen sie ineffiziente Prozesse wie die papiergebundene Darlehensvergabe genau unter die Lupe nehmen.
Dass bei der Baufinanzierung Unmengen an Papier anfallen, verwundert nicht. Denn immerhin gibt es umfangreiche Dokumentations- und Prüfpflichten seitens der Banken, die einen Dokumentenaustausch zwischen den Parteien erfordern. Das Problem: Solche Abläufe sind zeit-, personal- sowie kostenaufwendig - und vor allem nicht mehr zeitgemäß. Hinzu kommt, dass technologiegetriebene Unternehmen wie Fintechs auf den Markt drängen und dort für eine regelrechte digitale Disruption sorgen. Für die klassischen Finanzinstitute gilt es daher, nachzuziehen und auf digitale Abläufe umzusatteln.
Automatisierung erhöht die Wertschöpfung
Auch wenn viele Banken ihren Kreditvergabeprozess inzwischen optimiert haben, fallen noch immer diverse manuelle Eingaben und Kontrollen an. In Zeiten akuten Fachkräftemangels und Personalknappheit ist das ein unhaltbarer Zustand. Zudem sind die manuellen Prozesse fehleranfällig und kostspielig, auch leiden Produktivität und Reaktionszeit und damit letztendlich auch der Kunde.
Eine intelligente Automatisierung hingegen gestattet es, ineffiziente Prozesse zu automatisieren und somit zu optimieren, Produktivität sowie Genauigkeit zu steigern und Bearbeitungszeiten zu verkürzen. Das wiederum verschafft den Angestellten mehr Zeit für wertschöpfende und sinnstiftende Aufgaben wie die individuelle Beratung. Da zudem das monotone Copy-and-Paste entfällt, steigt zugleich die Zufriedenheit der Mitarbeiter.
Kundenfreundlichere Prozesse schaffen
Daneben verbessert Automatisierung auch Qualität der Dienstleistungen und Produkte der Bank: Beim Darlehensantrag etwa lässt sich ein Software-Roboter für die automatisierte Bewertung von Immobilien oder Verbraucherdaten einsetzen. Dies reduziert die Zeit für die Bearbeitung des Antrags erheblich. Die Freigabe des Kredits erfolgt somit schneller, was wiederum für zufriedene Kunden sorgt. Und: Die vollständige Automatisierung des Hypothekenvergabeprozesses senkt das Risiko von Compliance-Verstößen, ermöglicht Cross-Selling und festigt die Kundenbindung.
Wie sehr die Prozessautomatisierung die Banken unterstützen kann, zeigt folgendes Beispiel: Eine Kundin möchte ein Hypothekendarlehen aufnehmen. Die erforderlichen Unterlagen, etwa Gehaltsabrechnungen, Beschäftigungsnachweis, Lichtbildausweis, muss der zuständige Bankberater im System erfassen. Bei einem papiergebundenen Prozess muss er alle notwendigen Dokumente scannen. Da es sich bei gescannten Daten jedoch lediglich um Bilder handelt, lassen sich diese nicht automatisch ins System einpflegen, sondern sind zusätzlich manuell einzustellen.
Fehlerquote bei der Bearbeitung sinkt
Ein automatisierter Vorgang hingegen gestattet es, die Unterlagen über ein Endgerät zu erfassen, zu verteilen sowie sicher und ohne weiteres Zutun des Anwenders ins System der Bank zu übertragen. Die Scan-Funktionen sind dabei vollständig automatisiert. Sie wandeln Daten in branchenspezifische Formate um. Der Aufwand für die manuelle Bearbeitung und Bereitstellung entfällt, gleichzeitig sinkt die Fehlerquote. Der Bankangestellte wird sofort benachrichtigt, wenn die Unterlagen erfolgreich eingereicht sind. Zudem kann er jederzeit auf die Daten zugreifen und Verlauf sowie Status des Darlehensantrags einsehen.
Hinzu kommt, dass die Informationen dank der nahtlosen und sicheren Integration den zentralen Systemen der Bank für Bankgeschäfte, die Geschäftsanalyse oder das Marketing zur Verfügung stehen. Bidirektionale Datenbanksuchen wiederum gestatten ein maschinelles Ausfüllen von Feldern. Ebenso lassen sich ganze Workflows vordefinieren und per Knopfdruck ausführen. Ist eine Handlung seitens des Benutzers erforderlich, helfen visuelle Aufforderungen bei der korrekten Ausführung.
Erfolge aus der Bankenpraxis
Auch die westaustralische P&N Bank nutzt die intelligente Automatisierung, etwa bei der Vergabe von Wohnungsbaudarlehen: Hier gilt es, den Wert der in Frage kommenden Immobilie anhand von Kunden- und Kreditdaten sowie Bewertungsberichten aus verschiedenen externen Quellen zu ermitteln. Den bisherigen enormen manuellen Aufwand ersetzte das Geldhaus durch Robotic Process Automation (RPA). Zwei Bots extrahieren die benötigten Kreditdaten und erstellen Bewertungsberichte. Zwei weitere Software-Roboter werten die Daten aus, laden sie auf die zentrale Kreditplattform der Bank hoch und bereiten den Geschäftsabschluss vor. Das Ergebnis: Die P&N Bank handhabt ihr jährliches Kreditvolumen mit elf Prozent weniger Personalaufwand.
Fazit: Um eine Bank krisenfest zu machen, gilt es, auf moderne Technologien umzusatteln. Hier heißt es, klug durchdachte Konzepte zur intelligenten Automatisierung zu nutzen und Prozesse in der Hypothekendarlehensvergabe zu optimieren. Finanzinstitute, die auf Digitalisierung setzen, können ihren Vorsprung gegenüber Mitbewerbern ausbauen, Kunden enger an sich binden, neue Geschäftsfelder erschließen und ihre Rentabilität erhöhen. Führt man sich den enormen Kosten- und Regulierungsdruck vor Augen, der in der Branche herrscht, wird schnell klar: Eine solche Gelegenheit darf sich keine Bank so einfach entgehen lassen.