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15-10-2014 | Baukonstruktion | Schwerpunkt | Article

Filigrane Stahlmassen am neuen Wiener Hauptbahnhof

Author: Christoph Berger

2:30 min reading time

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Am 10. und 11. Oktober diesen Jahres fand die feierliche Eröffnung des neuen Wiener Hauptbahnhofs statt. Die Besucher konnten sich dabei nicht nur den Ort ansehen, an dem täglich um die 1 100 Züge fahren werden, sondern auch das schon mehrfach preisgekrönte Rautendach aus der Nähe und vollständig bewundern. 7 000 Tonnen Stahl stecken in ihm.

31.000 Quadratmeter ist das bereits im März 2014 fertiggestellte Rautendach am nun eröffneten neuen Wiener Hauptbahnhof groß. Es ist 200 Meter lang und 120 Meter breit. Die aus 14 individuellen Rauten bestehende Dachkonstruktion überspannt fünf Bahnsteige. Sie vermittelt den Anschein, als würde sie in einer Höhe von etwa sechs bis 15 Meter über dem Bahnsteigniveau schweben. Dabei stecken insgesamt rund 7 000 Tonnen Stahl in ihr – allerdings inklusive der Piazzaüberdachung. Für das gesamte Rautendach wurden mehr als 57.000 Profile, 286.000 Bleche und nahezu 340.000 Schraubengarnituren benötigt.

Auf der Westseite des Bahnhofs wurden fünf Bahnsteige von einer Dachkonstruktion aus 14 rautenförmigen, gefalteten Dachelementen überspannt. Diese sind 76 Meter lang und wurden in Bahnsteigrichtung alle 38 Meter mit einer Zwillingsstütze abgestützt. Im Zentrum öffnet sich die Konstruktion und gibt ein Oberlicht in der Größe von ca. 6 mal 30 Meter frei. Durch das Versetzen der Nachbarstützen um jeweils eine halbe Rautenlänge ergibt sich die in die Länge gezogene Zickzack-Silhouette.

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Die aneinandergrenzenden Dachhoch- und Tiefpunkte wurden ebenfalls über Glaskonstruktionen verbunden und dienen der zusätzlichen Beleuchtung beziehungsweise Entrauchung.

Auf der Ostseite wurde die Rautenstruktur der Westseite in ein Einzelbahnsteigsystem überführt. Der Abschluss im Osten wurde mit einem Endstück gestaltet, welches konstruktiv eine Dachraute andenken soll.

Entwurf und Umsetzung

Entworfen wurde das Dach vom Architekten Albert Wimmer, umgesetzt von der Unger Gruppe. Laut Aussage des ausführenden Unternehmens waren 35 Experten notwendig, um die ehrgeizigen architektonischen Vorgaben mit den bautechnischen Anforderungen in Einklang zu bringen: Projektleiter, Statikern und Konstrukteure. Rund 7 000 Stunden Planung, 5 500 Einzelzeichnungen, 700 Bauteilzeichnungen und 100 Übersichtspläne sollen außerdem in jeder Raute stecken.

Die Realisierung der gesamten Dachkonstruktion erfolgte in zwei Bauschnitten. In der ersten Bauphase von Mai 2011 bis Juli 2012 wurden bereits rund 60 Prozent des Stahlbaus sowie der Dacheindeckung, der Untersicht und der Verglasung fertiggestellt. Damit waren die Piazzaüberdachung, acht Rauten und drei Einzelbahnsteigdächer fertig. Damals, im Dezember 2012, fand bereits eine Teileröffnung statt.

In der zweiten Bauphase, die von August 2012 bis April 2014 dauerte, wurden die restlichen sechs Rauten und zwei Einzelbahnsteigdächer realisiert und termingerecht an den Bauherrn, die ÖBB, übergeben werden. In den Vollbetrieb wird der Bahnhof, trotz der jetzigen Eröffnung, allerdings erst im Dezember 2015 gehen.

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