Professor Manfred Curbach
Ulrich van Stipriaan
Das Konsortium Carbon Concrete Composite der TU Dresden ist am 27. November 2015 für seinen neuartigen Verbundbeton mit dem diesjährigen Forschungspreis ausgezeichnet worden. Manfred Curbach, Vorstandsvorsitzender des Projekts, erklärt im Interview die Vorteile der Innovation.
Springer für Professionals: Herr Professor Curbach, herzlichen Glückwunsch zur Verleihung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Forschung 2015!
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach: Wir sind sehr dankbar und stolz zugleich. Die Auszeichnung treibt die Entwicklung des innovativen Baustoffes weiter voran und würdigt unsere bisherige Forschungsarbeit.
Sie haben den Preis für den im Rahmen des C³-Projekts entwickelten Carbonbeton erhalten. Erklären Sie bitte kurz, um was für einen Beton es sich dabei handelt, wie ist er aufgebaut?
Es handelt sich hierbei um einen Verbundwerkstoff aus Hochleistungsbeton und Carbon. Im Vergleich zum Stahlbeton wird der Stahl durch Carbon ersetzt. Der Herstellungsprozess sieht dabei unter anderem so aus: In einer Textilmaschine werden einzelne Carbongarne zu einem textilen Gelege (Gitter) verarbeitet. Alternativ dazu können in einem Pultrusionsprozess die Carbongarne zu Stäben verbunden werden. Dieses Gitter/Stäbe lassen sich dann – ähnlich wie bei einer Stahlbewehrung – auf die Baustelle oder in Fertigteilwerke transportieren. Dort wird die Carbon-Bewehrung für die Verstärkung bestehender Konstruktionen oder für Neubauteile eingesetzt.
Worin liegen die Potenziale des Carbonbetons?
Um den Stahl im Beton vor Korrosion zu schützen, ist eine dicke Betonschicht erforderlich. Bauelemente aus Carbonbeton sind deutlich schmaler und verbrauchen weniger Material.
Filmaton.tv
Das Nicht-Rosten und neue Gebäudegeometrien sind also die Hauptunterschiede zum häufig verwendeten Stahlbeton?
Laminierverfahren: Der Beton wird in eine Schalung aufgetragen. Darauf kommt das Carbongelege, das mit einer weiteren Ladung Beton umschlossen wird.
Jörg Singer
Was sagt der Preis über die Stellung des Bauwesens in Deutschland aus – immerhin haben sich sowohl die Preisjury als auch das Online-Publikum für Ihre innovative Entwicklung entschieden?
Um den globalen Herausforderungen gerecht zu werden, muss sich das Bauwesen durch technologische Innovationen einem Wandel in Richtung Ressourceneinsparung unterziehen. Der Nachhaltigkeitspreis Forschung fokussierte in diesem Jahr nachhaltige Stadtentwicklung der Zukunft. Er verdeutlicht, dass vor allem im Bausektor ein Umdenken notwendig ist. Die Entscheidung der Jury und das Online-Voting zeigen, dass die gebaute Umwelt einer konkurrenzfähigen Alternative zum Stahlbeton bedarf. Mit Carbonbeton führen wir eine neue Leistungsebene ein, mit dem Ziel, in zehn Jahren 20 Prozent des Stahlbetons durch Carbonbeton ersetzen zu können.
Zur Person |
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E.h. Manfred Curbach ist Vorstandsvorsitzender des BMBF Konsortiums C³ – Carbon Concrete Composite e. V. Außerdem leitet er das Institut Massivbau an der TU Dresden. Curbach leitet die deutsche Delegation des Internationalen Beton-Verbandes fib, er ist Sprecher des Schwerpunktprogramms SPP Leicht Bauen 1542 und Mitglied in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. |