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08-06-2021 | Beschaffungscontrolling | Schwerpunkt | Article

Kosten in der Supply Chain besser kontrollieren

Author: Angelika Breinich-Schilly

4:30 min reading time

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In vielen Branchen sind die Auftragsbücher trotz der Krise voll. Das gilt vor allem für Handwerker, Bauunternehmen sowie das verarbeitende Gewerbe. Doch rasant steigenden Rohstoffkosten machen den Betrieben zu schaffen. Hier kann das Beschaffungscontrolling helfen.

Nach der Pandemie und langen Lockdown-Phasen wartet Deutschland auf den Aufschwung. Und die DIHK-Umfrage Frühsommer 2021 zeigt, dass sich die Lage vieler Betriebe, abhängig von der Branche, entspannt. Dennoch liegen die Bewertungen der mehr als 27.000 befragten Unternehmen aller Regionen und Wirtschaftszweige weiterhin unter dem langjährigen Durchschnitt.

Derzeit beurteilen 32 Prozent der Teilnehmer ihre Geschäfte als gut, 30 Prozent als schlecht. Für die Zukunft rechnen 25 Prozent der vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag befragten Betriebe mit besseren Geschäftsverläufen. 24 Prozent blicken allerdings noch immer negativ auf ihre geschäftliche Zukunft. Für das laufende Jahr geht der DIHK von einem Wachstum in Höhe von drei Prozent aus, nach einem Wirtschaftseinbruch von minus 4,8 Prozent im Jahr 2020.

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Controlling der Supply Chain

Das Kapitel zeigt die Bedeutung des Controllings für ein Supply Chain Management auf. Einerseits wird die Führung durch sein Controlling in festen Intervallen, zum Beispiel im Rahmen von Monatsabschlüssen, mit Informationen versorgt. Andererseits muss das Controlling‐System auch Ad‐hoc‐Abfragen zulassen. Zur Gewährleistung beider Anforderungen dient die Einbindung von Supply Chain Prozessen in ein adäquates Planungs‐, Steuerungs‐ und Kontrollsystem.

Doch trotz zum Teil prall gefüllter Auftragsbücher etwa im Handwerk, bei Bauunternehmen oder in der verarbeitenden Industrie dämpfen steigende Energie- und Rohstoffpreise sowie Materialknappheit häufig die Erwartungen. Laut der Landesbank Baden-Württemberg haben sich die Preise für Roheisen, Stahl und Holz in den vergangenen zwölf Monaten um über 25 Prozent verteuert. Die Folge sind immer häufiger Lieferprobleme. Als Verursacher gelten China und die USA. Deren milliardenschwere Fiskalprogramme haben zu einer enormen Nachfrage nach den genannten Rohstoffen an den Weltmärkten geführt. 

Lieferanten und Rohstoffe stehen im Fokus des Beschaffungscontrollings

Auch für Supply-Chain-Controller stehen Preiserhöhungen bei Rohstoffen neben Markt-, Liquiditäts- oder Produktionsrisiken ganz besonders im Fokus. "Das Beschaffungscontrolling sollte eine optimale Kooperation mit den Lieferanten generieren, um dann entsprechende Kostenoptimierungen vornehmen zu können", definiert Helmut Wannenwetsch eine der zentralen Aufgaben im Buchkapitel "Risikomanagement und Risikocontrolling im Beschaffungsmanagement" auf Seite 795. 

Um diese wichtige Funktion zu erfüllen, stellt das Controlling für das Supply-Chain-Management Informationen mithilfe von unternehmensinternen und -externen Daten bereit. Aus diesen werden Bewertungskriterien für objektive Bemessungen abgeleitet, etwa zu Qualitätsstandards oder Beschaffungskosten. Wannenwetsch rät, bei der Planung im Einkauf auf sogenannte Frühwarnindikatoren und relevante Indizes zu achten. Dort zeichneten sich entsprechende Risiken in der Lieferkette bereits im Vorfeld ab und ließen sich so besser beherrschen. Wie hoch die Relevanz entsprechender Indizes ist, macht er an einem Beispiel deutlich: 

Ein oft beachteter Index ist die Entwicklung des Preises für Kupfer. Kupfer ist nach Eisen und Aluminium einer der am häufigsten verwendeten Materialien. Kupfer wird vor allem in der Elektro- und Automobilindustrie sowie im Maschinenbau verwendet. Wenn die Konjunktur anzieht, so wird in den erwähnten Branchen mehr Kupfer für zum Beispiel Fahrzeuge benötigt. Dies bedingt einen anziehenden Kupferpreis. Bei einer beginnenden Rezession wirkt der Frühwarnindikator in die entgegengesetzte Richtung", schreibt der Springer-Autor auf Seite 807.

Digitale Tools erleichtern Einkaufsverhandlungen

Bereits seit zwei Jahrzehnten gewinnt die Beschaffung aufgrund einer immer geringeren Fertigungstiefe und eines damit einhergehenden höheren Anteils der Materialkosten an Bedeutung. Für Andreas Jonen steckt daher in der Digitalisierung des Beschaffungscontrollings im Hinblick auf eine effizientere Planung viel Potenzial. "Bezüglich des Anteils an den Herstellkosten existieren hierbei Schätzungen von durchschnittlich 50 bis 80 Prozent", schreibt der Springer-Autor auf Seite 350. Das spiegele sich auch in der enormen Hebelwirkung auf die Zielgrößen des Unternehmens wider. 

Zudem lassen neue Informations- und Kommunikationstechniken sogenannte Wertschöpfungsnetzwerke entstehen, "welche nicht mehr nur eine eindimensionale Anordnung der Mitglieder in einer Kette (Supply Chain) beinhalten, sondern ein mehrdimensional nutzbares Netzwerk (Supply Network)", erklärt Jonen (Seite 351). Aufgrund smarter Produktionsprozesse und digitaler Lösungen im Lieferantenmanagement sei zum Beispiel auch eine stärkere Einbindung des Einkaufs in die Produktentwicklung und spätere Preisfindung möglich. 

Der Springer-Autor geht davon aus, dass sich zum Beispiel die Auswahl der Lieferanten und die Durchführung der Verhandlung im Wege des E-Procurement, also mit Hilfe elektronischer Ausschreibungen oder webbasierter Verhandlungstools, weiter verbreiten wird. "Beispielsweise bieten die elektronischen Einkaufsaktionen kompetitive Wege der Verhandlungstechniken und die Nutzung von elektronischen Beschaffungsportalen beziehungsweise virtuellen Marktplätzen ermöglicht eine Reduktion der Transaktionskosten", resümiert Jonen (Seite 852). 

Predictive Planning sort für genauere Supply-Chain-Prognosen

Und die digitale Transformation im Beschaffungscontrolling liefert Unternehmen noch weitere Vorteile: Digitale Analyseinstrumente verbessern beispielsweise die Bewertung von Lieferanten. Und Echtzeitdaten sowie der Einsatz von Methoden wie dem Predictive Planning reduzieren die Bestände und die damit verbundenen Kosten in der Lagerhaltung. 

"Des Weiteren können die präskriptiven Verfahren dazu verwendet werden, Rohstoffpreisprognosen zu kalkulieren", führt Jonen aus. Hierbei sei es zunächst notwendig, in Form von Hypothesen ein Werttreibermodell aufzubauen. Dieses könne entsprechend getestet und validiert werden. "Ein erfolgsversprechendes Einsatzgebiet könnten dabei die Forecasts für die Materialkosten unterschiedlicher Produkte sein. Abgeleitet werden können dabei Höchstpreise, optimale Bestellmengen, der ideale Kaufzeitpunkt oder Beschaffungsstrategien, wie ein Natural Hedging", so der Springer-Autor. "Diese Informationen haben wiederum Einfluss auf die Finanzplanung, sodass ein Einsatz von flexiblen Budgets sinnvoll ist und erwartet werden kann, dass sich die Qualität von Forecasts deutlich verbessert."
 

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