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Published in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik 2/2017

27-01-2017 | Aufsätze

Bestimmung von Marktmacht in Plattformmärkten

Authors: Ralf Dewenter, Melissa Linder

Published in: List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik | Issue 2/2017

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Zusammenfassung

Aufgrund der zunehmenden Bedeutung digitaler Märkte und der wachsenden Anzahl an digitalen Plattformen, müssen sich Wettbewerbsbehörden in letzter Zeit immer intensiver mit Plattformmärkten auseinandersetzen. Und auch das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen soll dieser Tatsache Rechnung tragen. Bei der Bestimmung von Marktmacht sollen demnächst auch Netzeffekte eine Rolle spielen. Anders als in einseitigen Märkten, ist die Marktmachtmessung jedoch weder anhand einfacher Konzentrationsmaße, noch mithilfe von komplexeren Methoden wie z. B. dem SSNIP-Test durchzuführen. Das vorliegende Papier nimmt sich dieser Frage an. Es beleuchtet dazu die marktmachtbestimmenden Faktoren zweiseitiger Märkte. Ebenso werden die herkömmlichen Methoden zur Marktmachtbestimmung vorgestellt und die damit einhergehenden Probleme diskutiert. Letztendlich wird eine alternative Herangehensweise vorgestellt, die geeignet ist, Marktmacht in zweiseitigen Märkten zu analysieren. Dieser Ansatz sieht vor, zunächst den gesamten zweiseitigen Markt inklusive der Teilmärkte zu bestimmen. Anschließend werden die wesentlichen Wettbewerber identifiziert. In einem dritten Schritt werden dann die relevanten Faktoren für Marktmacht identifiziert anhand derer eine Bewertung abgegeben werden kann.

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Footnotes
1
Nach der Fusion von Parship und Elitepartner wäre nun zu erwarten, dass es entweder zu einem Zusammenlegen beider Plattformen kommt oder aber eine Produktdifferenzierungstrategie zu beobachten ist. Durch eine Zusammenlegung könnten Größenexternalitäten besser ausgenutzt werden. Durch eine Differenzierung der Plattformen würden dagegen Sortierungsexternalitäten genutzt. Außerdem würde eine Differenzeirung Produktdifferenzierungsvorteile mit sich bringen und möglicherweise Marktzutrittsbarrieren errichten.
 
2
Im Fall Quihoo360 vs. Tencent wurden die Marktanteile beispielsweise mithilfe der auf der Plattform verbrachten Stunden der Nutzer berechnet. Dies ist das Verhältnis der Stunden, die Nutzer auf der Plattform X verbringen zu den Stunden, die Nutzer insgesamt auf dieser Art von Plattform verbringen (vgl. Stallibrass und Pang 2015).
 
3
Im Fall Quihoo360 vs. Tencent hat der Chinese Supreme People’s Court einen SSNDQ-Test (small but significant non-transitory decrease in quality) angewendet. Da für Online-Plattformen der Eigenschaften- und Qualitätswettbewerb sehr wichtig ist, erscheint es sinnvoll, die Auswirkungen einer Qualitätssenkung zu betrachten, anstatt auf den Preis abzustellen. Bei vielen Plattformen ist außerdem der Preis für eine Gruppe der Nutzer gleich Null. Ein Preisanstieg von Null auf einen Preis X impliziert eine große Veränderung des Geschäftsmodells. Deshalb ist es sinnvoller, die Reaktion der Nutzer auf eine Qualitätsreduzierung zu analysieren (informeller Test). Im Fall Quihoo360 vs. Tencent konnte das Gericht die Reaktion der Nutzer auf eine tatsächlich durchgeführte Änderung der Qualität analysieren. Dafür wurden die Marktanteile vor und nach der Veränderung verglichen. Dabei wurden aber monatliche Nutzungsdaten verglichen. Um eine unmittelbare Reaktion der Nutzer festzustellen – die aufzeigt, ob die Plattform in der Lage ist, ihre Qualität zu senken ohne Nutzer zu verlieren – sollte man aber die unmittelbare Reaktion auf die Veränderung messen (vgl. Stallibrass und Pang 2015).
 
4
Im Fall von American Express (Amex) wurde die Marktmacht von Amex tatsächlich basierend auf der Marktstruktur und dem Preissetzungsverhalten analysiert. Beim Preissetzungsverhalten stellt sich auch die Frage, wie die Preissetzung auf den beiden Plattformseiten interpretiert werden soll. In diesem Fall wurde die Preisstruktur insgesamt betrachtet und es wurde untersucht, ob die Plattform insgesamt „monopolistische“ Gewinne realisieren kann. Dazu muss bestimmt werden ob der Preis, den die Nutzer zahlen, gering genug ist um die höheren Gewinne, die die Plattform auf der Verkäuferseite erzielt, zu eliminieren (vgl. McFarland 2015).
 
5
Selbst im Falle einer asymmetrischen Marktstruktur, bei der manche Wettbewerber nur an einem Teilmarkt tätig sind, muss die Frage gestellt werden, wie sich ein entsprechendes Verhalten der Plattform auf alle Teilmärkte auswirken würde. Auch dann ist es nicht zulässig, nur einen der Märkte zu analysieren.
 
6
Für Tinder und Parship/Elitepartner wäre es darüber hinaus auch nicht unbedingt wünschenswert, die Nutzer der jeweils anderen Plattform für ihr Netzwerk zu gewinnen. Dies würde die Heterogenität der Nutzer deutlich erhöhen und wäre für die Plattform nicht vorteilhaft. Bei Plattformen mit Sortierungsexternalitäten, die auf eine bestimmte Gruppe von Nutzern setzen, spielt nicht nur die Größe des Netzwerkes eine Rolle, sondern auch die Homogenität der Nutzer. Bei zu starker Heterogenität besteht ansonsten die Gefahr zu hoher Suchkosten für die Nutzer, was die Plattform unattraktiv macht.
 
Literature
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Metadata
Title
Bestimmung von Marktmacht in Plattformmärkten
Authors
Ralf Dewenter
Melissa Linder
Publication date
27-01-2017
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Published in
List Forum für Wirtschafts- und Finanzpolitik / Issue 2/2017
Print ISSN: 0937-0862
Electronic ISSN: 2364-3943
DOI
https://doi.org/10.1007/s41025-017-0052-z

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