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2008 | Book

Besucherbindung im Kulturbetrieb

Ein Handbuch

Author: Armin Klein

Publisher: VS Verlag für Sozialwissenschaften

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About this book

Die Bedeutung von Besucherorientierung und Besucherbindung - unter den Stichworten Customer Relationship Marketing und Kundenbindung in der kommerziellen Wirtschaft längst als zentrale Aufgabe eines zukunftsorientierten Marketing erkannt - ist im Kulturbetrieb, zumal im öffentlichen, noch kaum im allgemeinen Bewusstsein. Dabei wird eine langfristige Bindung der Besucher an die jeweilige Kultureinrichtung - sei es ein Theater, ein Museum oder aber eine Musikschule oder eine Volkshochschule angesichts wachsender Konkurrenz auf dem Kulturmarkt der Erlebnisgesellschaft immer wichtiger.
"Damit Sie gerne wiederkommen!" - dies ist das untergründige Motto, das sich durch das ganze Buch zieht. Der Kulturnutzer in der Erlebnisgesellschaft hat die große Auswahl: er kann wählen, er will wählen und er wird immer wählerischer. Kultureinrichtungen müssen auf diese Entwicklung reagieren und ihrerseits Strategien hervorbringen, um weiterhin ihren Bestand zu sichern.

Table of Contents

Frontmatter
1.. „Damit Sie gerne wiederkommen!“
Auszug
„Es ist schon eigenartig mit dem Theaterpublikum. Ist es da, interessiert sich keiner dafür. Bleibt es weg, sprechen alle von ihm. Erst wenn es sich verweigert, ist es wieder wer. Ein ‚Phänomen‘. Ein Problemfall. Jetzt ist es wieder wer. Und nicht mehr nur eine Art besseres Bühnenzubehör“ (Jörder 2001). Was hier unlängst der Theaterkritiker Gerhard Jörder in der Wochenzeitung Die Zeit speziell für das Theaterpublikum feststellte, kann für das Kunst- und Kulturpublikum insgesamt gelten.
2.. Was bedeuten „Besucherorientierung“ und „Besucherbindung“?
Auszug
Besucherbindungsinstrumente und Besucherbindungsprogramme sind für den Non-Profit-Kulturbetrieb keineswegs etwas völlig Neues. Traditionelle Formen der Besucherbindung (man denke beispielsweise an das Konzertabonnement, die Besucherorganisation im Theater, den Förderverein im Museum usw.; vgl. unten die entsprechenden Kapitel) sind in Deutschland teilweise schon seit über einhundert Jahren wirksam. Sie sind nicht zuletzt Ausdruck der Emanzipation bzw. Etablierung eines Bürgertums, die vornehmlich über die Kultur und die Gesellschaft, weniger über die politische Sphäre verliefen. (Hein / Schulz 1996; Maentel 1996). Diese Formen gibt es auch weiterhin und wird es auch in Zukunft geben, sie verlieren in ihrer tradierten Form allerdings zunehmend an Bedeutung. Deshalb ist zu überlegen, wie diese bereits vorhandenen Instrumente dahin gehend verändert werden können, dass sie auch weiterhin ihre Aufgabe erfüllen, Besucher an die Kultureinrichtungen zu binden.
3.. Wer sind unsere Besucher?
Auszug
Im vorigen Kapitel wurde festgestellt, dass maximale Besucherorientierung davon ausgeht, den Kunden nicht als Ziel, sondern als Auslöser der Aktivitäten einer Kultureinrichtung zu begreifen. Der Besucher ist also nicht jemand, dem ein entsprechendes Angebot möglichst geschickt vermittelt werden muss (dies wäre der traditionelle Ansatz der herkömmlichen Museumspädagogik), sondern dass umgekehrt ganz prinzipiell vom Besucher her gedacht werden muss. Wer ist „er“, wer ist „sie“? Was denken sie? Was bewegt sie? Was interessiert sie? Was interessiert sie nicht? Was wissen sie bereits, was nicht? Was wollen sie wissen und warum kommen er oder sie bzw. warum kommen sie nicht? Was hat die Kultureinrichtung anzubieten, was für potenzielle Besucher interessant, spannend, wichtig sein könnte?
4.. Was bietet die Kultureinrichtung ihren Besuchern wie an?
Auszug
Die Qualität des künstlerischen bzw. kulturellen Produktes ist nach wie vor die vorrangige Voraussetzung, um Besucher an eine Kultureinrichtung zu binden. Einer Kultureinrichtung, die fortgesetzt schlechte Qualität produziert, wird auf lange Sicht auch das beste Kulturmarketing nicht helfen! Umgekehrt wird der Besucher immer wieder gerne Produktionen hervorragender künstlerischer Qualität nachfragen und dafür auch manche Unbequemlichkeit in Kauf nehmen. Allerdings sollte dies nicht zu einem gerade im öffentlichen Kulturbetrieb häufig zu findenden Kurzschluss führen: kaum ein Produkt verkauft sich heute noch quasi „von selbst“, d. h. ausschließlich über seine Kernqualität! Und sehr wenige Kunst- und Kulturprodukte erreichen jene Spitzenqualität, für die der Besucher nahezu jede Unbequemlichkeit bereitwillig akzeptiert.
5.. Welche Bedeutung haben die Mitarbeiter für die Besucherbindung?
Auszug
Im Zusammenhang mit unseren Überlegungen zum Service im vorherigen Kapitel wurde bereits auf die wichtige, ja die zentrale Rolle der Mitarbeiter im Rahmen der Besucherbindung hingewiesen. Es kann gar nicht genug betont werden: Alle Bemühungen um Besucherorientierung in einer Kultureinrichtung laufen ins Leere, wenn es nicht gelingt, alle, wirklich alle Mitarbeiter auf dieses Ziel hin zu verpflichten! „Externes Beziehungsmarketing, und zwar im engen wie im weiten Sinne, setzt zugleich internes, auf die Mitarbeiter gerichtetes Beziehungsmarketing voraus; denn für die Herstellung und Pflege sind Mitarbeiter — sei es persönlich und / oder über den Einsatz von adäquaten Beziehungsinstrumenten — verantwortlich. Sie müssen für ihre Aufgaben ausgewählt, weiterentwickelt, motiviert und zielgerichtet eingesetzt werden (=internes Marketing; vgl. Stichwort: Beziehungsmarketing).“
6.. Traditionelle Besucherbindungsinstrumente
Auszug
Die Vorteile und Nutzeneffekte einer starken Kundenbindung waren und sind vor allem den großen Kultureinrichtungen (wenn vielleicht auch nicht in dieser Klarheit) schon seit Jahrzehnten bzw. teilweise sogar seit Jahrhunderten bekannt. Schon sehr früh entwickelten sie, wie etwa die Theater und Orchester, entsprechende Kundenbindungsprogramme. Sind daher neue und innovative Kundenbindungsprogramme, wie sie im nächsten Kapitel dargestellt werden, nur der berühmte „neue Wein in alten Schläuchen“? Die Vorstellung neuer Instrumente und Programme sollte daher nicht zu dem Fehlschluss verleiten, gänzlich auf die herkömmlichen Besucherbindungsinstrumente und -programme zu verzichten und diese alleine durch die neuen zu ersetzen. Allerdings kommt es darauf an — wie zu zeigen sein wird — diese alten Instrumente den neuen Gegebenheiten anzupassen.
7.. Innovative Instrumente der Besucherbindung
Auszug
Entscheiden sich Kultureinrichtungen, ihre Besucher mit Hilfe der Verbundenheitsstrategie an sich zu binden, so stehen hierfür eine ganze Reihe von innovativen Instrumenten zur Verfügung, die z. T. im kommerziellen Marketing entwickelt, teilweise aber bereits auch im Kulturmarketing erfolgreich eingeführt und praktiziert werden. Bei der Darstellung der einzelnen Instrumente wird rasch deutlich werden, dass sich nicht unbedingt eindeutige Abgrenzungen zwischen den einzelnen Instrumenten, beispielsweise der Kundenkarte, dem Kundenclub und dem amerikanischen Membership- Modell ziehen lassen, zumal es bei letzterem auch Überschneidungen mit dem traditionellen Prinzip des Fördervereins in Deutschland ergeben.
8.. Was tun, wenn etwas schiefgeht?
Auszug
Jede Kultureinrichtung, die besucherorientiert arbeitet, wird sich bemühen, durch ein hervorragendes Leistungs- und Serviceprogramm und entsprechende permanente Qualitätssicherungskontrollen ihre Besucher möglichst optimal zufriedenzustellen. Doch da Kunst und Kultur von Menschen gemacht und auch von diesen rezipiert wird, kann (und wird) immer wieder einmal etwas schiefgehen. Trotz aller Bemühungen und Anstrengungen, die in ein Projekt investiert wurden, kann es zu unvorhergesehenen Pannen und dadurch wiederum zu Unzufriedenheit bei den Besuchern kommen.
9.. Database-Marketing und Virtuelle Kundenbindung
Auszug
„Personal selling is the best selling“, der persönliche Verkauf ist der erfolgreichste — so lautet eine altbewährte Marketingregel, die vor allem im Kulturbetrieb nach wie vor ihre besondere Wirksamkeit entfalten dürfte. Angesichts einer sich immer weiter verschärfenden Konkurrenzsituation und übersättigter Märkte — auch und gerade im Freizeitbereich — kommt der individuellen Ansprache und dem persönlichen Verkauf im Kulturbereich gesteigerte Bedeutung zu. „Der Mensch ‚Kunde‘, der Partner des Unternehmens, möchte heute nicht mehr als ein Teil der Masse gesehen werden, sondern als Held geführt, gewonnen und erhalten werden. Dies erfordert eine gezielte, eine individuelle Betreuung und Ansprache des (potentiellen) Kunden (...) Wie viele Verkaufsvorgänge in Deutschland enden mit der Bezahlung per Kreditkarte und wie viele bzw. besser wie wenige Kunden werden dann mit ihrem Namen angesprochen?“ (Gündling 1997: 297).
Backmatter
Metadata
Title
Besucherbindung im Kulturbetrieb
Author
Armin Klein
Copyright Year
2008
Publisher
VS Verlag für Sozialwissenschaften
Electronic ISBN
978-3-531-90913-4
Print ISBN
978-3-531-15469-5
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-531-90913-4