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Published in: Bankfachklasse 11/2022

01-11-2022 | Rechnungswesen

Bilanzkennzahlen

Author: Meinrad Lippach

Published in: Bankfachklasse | Issue 11/2022

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Auszug

Mittel der Analyse des Jahresabschlusses
■ Die Jahresabschlussanalyse dient der Beurteilung der wirtschaftlichen Lage eines Unternehmens.
■ In die Analyse werden alle Bestandteile des Jahresabschlusses einbezogen, also Bilanz, Gewinn-und-Verlust-Rechnung (GuV) und Anhang sowie bei Kapitalgesellschaften zusätzlich der Lagebericht. Hauptinformationsquelle ist aber neben der GuV die Bilanz, die das Vermögen und die Schulden eines Unternehmens zu einem Stichtag gegenüberstellt. Daher wird statt von Analyse des Jahresabschlusses häufig verkürzt von Bilanzanalyse gesprochen.
■ Die Anlässe für eine Analyse sind vielfältig. Banken prüfen mit ihr die Kreditwürdigkeit von Firmenkunden.
■ Umfang und Ausgestaltung der Bilanzanalyse sind abhängig vom Anlass und Zweck der Analyse. Im Mittelpunkt steht die Ermittlung und Auswertung von Kennzahlen.
Arten von Kennzahlen
■ Kennzahlen setzen einzelne Größen des Jahresabschlusses in sinnvolle Beziehungen, um betriebswirtschaftlich relevante Zusammenhänge in verdichteter Form auszudrücken.
■ Abhängig davon, ob die Werte aus der Bilanz oder zusätzlich auch aus der GuV stammen, werden Bilanz- und Erfolgskennzahlen unterschieden.
■ Vertikale oder einseitige Bilanzkennzahlen liegen vor, wenn Posten derselben Bilanzseite in Beziehung gesetzt werden. Sie ermöglichen Einblicke in die Vermögens- und die Kapitalstruktur einer Unternehmung.
■ Horizontale oder zweiseitige Bilanzkennzahlen liegen vor, wenn Posten der Aktiv- mit Posten der Passivseite in ein Verhältnis gebracht werden. Sie geben Auskunft über Finanzierungsbeziehungen zwischen Vermögen und Kapital sowie über die Liquidität, das heißt die Fähigkeit eines Unternehmens, den kurzfristigen Zahlungsverpflichtungen termingerecht nachzukommen.
Kennzahlen der Vermögensstruktur
■ Sie zeigen, wie hoch der Anteil des Anlage- beziehungsweise des Umlaufvermögens an der Bilanzsumme und damit am Gesamtvermögen in Prozent ist.
\(\mathrm{Anlagenintensit\ddot at}=\frac{\mathrm{Anlageverm\ddot ogen}\times 100}{\mathrm{Gesamtverm\ddot ogen}\text{(~ Bilanzsumme~ )}}\)
\(\mathrm{Intensit\ddot at}\,\text{des} \mathrm{Umlaufverm\ddot ogens}=\frac{\mathrm{Umlaufverm\ddot ogen}\times 100}{\mathrm{Gesamtverm\ddot ogen}}\)
■ Der Grad der Intensitäten ist abhängig von der Branche. So weisen Industriebetriebe eine höhere Anlagenintensität als Handelsbetriebe auf.
■ Eine hohe Anlagenintensität bindet langfristig Kapital und verursacht hohe fixe Kosten, was bei Absatzrückgängen zu starken Belastungen führen kann.
■ Je geringer die Anlagenintensität ist, umso leichter kann auf veränderte Marktbedingungen reagiert werden. So fällt es Handelsunternehmen in der Regel leichter, sich an neue Marktgegebenheiten anzupassen.
Kennzahlen der Kapitalstruktur
■ Sie legen offen, in welchem Umfang ein Unternehmen mit eigenen oder fremden Mitteln arbeitet, indem sie den prozentualen Anteil des Eigen- beziehungsweise Fremdkapitals an der Bilanzsumme und damit am Gesamtkapital feststellen.
\(\text{Eigenkapitalquote}=\frac{\text{Eigenkapital}\times \text{100}}{\text{Gesamtkapital~ (~ Bilanzsumme~ )}}\)
\(\text{Fremdkapitalquote}=\frac{\text{Fremdkapital}\times 100}{\text{Gesamtkapital}}\)
■ Die Eigenkapitalquote ist ein Gradmesser für die finanzielle Stabilität und wirtschaftliche Unabhängigkeit eines Unternehmens. Sie ist abhängig von der Branche und der Rechtsform. Anlagenintensive Industrieunternehmen benötigen unter dem Aspekt der fristengerechten Finanzierung eine höhere Quote als Handelsbetriebe mit relativ niedrigem Anlagevermögen.
■ Eine hohe Eigenkapitalquote macht ein Unternehmen krisensicher und erleichtert die Kreditaufnahme.
■ Eine hohe Fremdkapitalquote engt den Kreditspielraum ein und ist mit festen Zins- und Tilgungsleistungen verbunden, die auch bei schlechter Ertragslage geleistet werden müssen.
Kennzahlen der Finanzstruktur
■ Sie beantworten die Frage, in welchem Umfang das Anlagevermögen nach dem Grundsatz der Fristenkongruenz durch langfristig verfügbares Kapital gedeckt ist.
\(\text{Anlagendeckungsgrad~ I}=\frac{\text{Eigenkapital}\times 100}{\mathrm{Anlageverm\ddot ogen}}\)
■ Ein Wert unter 100 Prozent bedeutet, dass zur Finanzierung des Anlagevermögens neben Eigenkapital auch Fremdkapital aufgenommen wurde. Werte von über 50 Prozent gelten als angemessen.
\(\text{Anlagendeckungsgrad~ II}=\frac{\text{(~ Eigenkapital~ +~ langfristiges~ Fremdkapital~ )}\times \text{100}}{\mathrm{Anlageverm\ddot ogen}}\)
■ Ein Wert unter 100 Prozent zeigt eine Anlagenunterdeckung an. Teile des langfristig gebundenen Vermögens wurden mittel- beziehungsweise kurzfristig finanziert.
■ Der Deckungsgrad sollte über 100 Prozent liegen, da dann auch ein Teil des Umlaufvermögens langfristig finanziert wurde. Dies sollte zumindest für den "eisernen Bestand", der die Betriebsbereitschaft des Unternehmens gewährleistet, der Fall sein.
Kennzahlen der Liquidität
■ dienen der Beurteilung der Zahlungsfähigkeit, indem sie in drei Stufen den kurzfristigen Verbindlichkeiten die im Umlaufvermögen vorhandenen liquiden Mittel gegenüberstellen.
\(\mathrm{Liquidit\ddot at}\,\text{ersten~ Grades=}\frac{\mathrm{fl\ddot ussige}\,\text{Mittel}\times 100}{\text{kurzfristiges~ Fremdkapital}}\)
■ Die Liquidität ersten Grades wird auch als Barliquidität bezeichnet.
■ Flüssige Mittel sind die Barbestände und das Bankguthaben.
■ Da auch regelmäßig fällig werdende Forderungen für Zahlungen verwendet werden können, wird ein Wert von über 20 Prozent als ausreichend angesehen.
\( {\text{Liquidit\"at zweiten Grades = }}\frac{{\left( {{\text{fl\"ussige Mittel + Forderungen}}} \right) \times 100}} {{{\text{kurzfristiges Fremdkapital}}}} \)
■ Aufgrund der Einbeziehung der Forderungen heißt die Liquidität zweiten Grades auch einzugsbedingte Liquidität.
■ Die Praxis geht als Zielwert von 100 Prozent aus. Ein geringerer Wert ist ein Indikator für mögliche Liquiditätsengpässe.
\(\mathrm{Liquidit\ddot at}\,\text{dritten~ Grades=}\frac{\mathrm{Umlaufverm\ddot ogen}\times 100}{\text{kurzfristiges~ Fremdkapital}}\)
■ Die Liquidität dritten Grades wird auch als umsatzbedingte Liquidität bezeichnet.
■ Nach der auch "Banker's Rule" genannten Zwei-zu-Eins-Regel sollte sie mindestens 200 Prozent betragen.
Auswertung von Kennzahlen
■ Kennzahlen haben nur eine sehr begrenzte Aussagekraft, wenn sie isoliert betrachtet werden. Interpretationen und Erkenntnisgewinne erfordern eine vergleichende Betrachtung.
■ Beim Zeitvergleich werden den Kennzahlen des aktuellen Geschäftsjahres die Werte vorhergehender Geschäftsperioden gegenübergestellt. So werden Entwicklungstendenzen erkennbar.
■ Beim Branchenvergleich werden die eigenen Zahlen den Werten vergleichbarer Unternehmen oder Branchendurchschnittswerten gegenübergestellt. So werden signifikante positive oder negative Abweichungen aufgezeigt.
■ Eingeschränkt wird der Aussagegehalt von Bilanzkennziffern durch die gesetzlichen Vorgaben für die Bilanzierung und Bewertung des Vermögens und der Schulden sowie die Stichtagsbezogenheit der Bilanz.

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Metadata
Title
Bilanzkennzahlen
Author
Meinrad Lippach
Publication date
01-11-2022
Publisher
Springer Fachmedien Wiesbaden
Published in
Bankfachklasse / Issue 11/2022
Print ISSN: 0170-6659
Electronic ISSN: 2192-8665
DOI
https://doi.org/10.1007/s35139-022-1341-3

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