Grundsätzliches Ziel des Projekts ist es, die Anwendung der BIM-Methodik zu erproben und wichtige Erkenntnisse für weitere Vorhaben zu erlangen – somit handelt es sich um ein Pilotprojekt. Die Lage der Bestandsbrücke im tief eingeschnittenen Gauchachtal und des Geländes wurde mithilfe von terrestrischen und luftgestützten Laserscans erhoben und im BIM-Prozess vielfach verwendet.
2016 wurde mit den Planungen des Projekts begonnen. Am 10 April 2018 wurde es in der Kategorie "Besondere Projekte / Öffentliche Hand Infrastruktur" mit dem BIM Award ausgezeichnet. Vergeben wurde der Preis vom BIM Cluster Baden-Württemberg e.V., das insgesamt fünf Projekte prämierte.
Kostenwahrheit und Termintreue
Durch die Anwendung der BIM-Methode in dem Brückenbauprojekt sollen jedoch nicht nur neue Technologien und verbesserte Prozesse eingesetzt werden, sondern auch die Kostenwahrheit und Termintreue verbessert werden – so heißt es auch im Kapitel "BIM Based Bridge Management System" des Springer-Fachbuchs "8th International Conference on Engineering, Project, and Product Management": "BIM hat das Potenzial, die Bedingungen von Infrastrukturprojekten während ihres gesamten Lebenszyklus zu bewerten." Zumal die Digitalisierungsstrategie auch im Koalitionsvertrag festgehalten worden sei, wie der Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, Winfried Hermann, bei der Preisverleihung betonte.
Die zweite Gauchachtalbrücke überspannt das Tal der Gauchach und Mauchach in einer Höhe von bis zu 40 Metern mit insgesamt zehn Feldern, deren Spannweiten zwischen 50,57 und 100,49 Metern liegen. Die Gesamtlänge des Bauwerks wird zirka 815 Meter betragen. Die Pfeiler werden aus Stahlbeton hergestellt, der Überbau als gevouteter Verbundquerschnitt, es handelt sich um eine Stahlverbundbrücke, und entspricht somit der Bauweise der ersten Gauchachtalbrücke. Diese wurde bereits 2002 fertiggestellt. Damals wurden auch schon die beiden Widerlager für die zweite Gauchachtalbrücke erstellt.
Leistungsfähigkeit hat üerzeugt
"Die Leistungsfähigkeit der Methode, der eingesetzten Programme und der motivierten Projektbeteiligten konnte an diesem Beispiel überzeugend und vorbildlich nachgewiesen werden", sagte Prof. Wilhelm Bauer, Institutsleiter am Fraunhofer IAO und Mitglied der Jury des BIM Award 2018. Die Leistungen der BIM-Planung wurden dabei vollständig vom Ingenieurbüro für Tragwerks- und Objektplanung Boll und Partner in Stuttgart erbracht. Das Büro führte die BIM-Methode bereits 2006 ein und nutzt sie heute bei nahezu jedem Projekt. Beim Projekt "Zweite Gauchachtalbrücke" werden im nächsten Schritt nun die Vergabeunterlagen erarbeitet und die Leistungen ausgeschrieben.