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17-02-2016 | Building Information Modeling | Interview | Article

„BIM ist noch nicht in den Standardprozessen verankert“

Author: Christoph Berger

3:30 min reading time

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Interviewee:
Jörg Obergfell

Jörg Obergfell, Bauingenieur und Senior Project-Manager

Parallel zur herkömmlichen Planungsmethode wurde der Neubau des Tunnels Rastatt auch nach der Building Information Modeling-Methode geplant – als Pilotprojekt der DB Netz AG. Jörg Obergfell von Arup berät mit einem Team das Unternehmen.

Springer Professional: Herr Obergfell, wie kam es zur Zusammenarbeit mit der DB Netz AG?

Jörg Obergfell: Wir erhielten 2013 einen Strategieauftrag für die Großprojekte des Unternehmens. In dem geht es darum, Einsatzlösungen für BIM zu finden und zu klären, wie Defizite in den Projekten beseitigt beziehungsweise vermieden werden können. Der Tunnel Rastatt ist nun ein Pilotprojekt. Parallel zur klassischen Planung läuft das gesamte Projekt auch nach der BIM-Methode – redundant sozusagen. Mit BIM starteten wir im Februar 2015. Jetzt ist die Planungsphase fast abgeschlossen. Allerdings muss erwähnt werden, dass das Vorhaben eine lange Vorgeschichte hat. Vor mehr als 15 Jahren gab es bereits die ersten Überlegungen dazu – mit Variantenuntersuchungen und zu erlangendem Baurecht. BIM gab es damals noch überhaupt nicht.

Ab welchem Zeitpunkt setzten Sie in dem Projekt BIM ein?

Entsprechend den Rahmenbedingungen, das heißt, das Projekt war in seinen Planungen schon recht weit fortgeschritten als die Deutsche Bahn und das BMVI den Tunnel Rastatt zum BIM-Pilotprojekt ernannten, implementierten wir BIM ab der Ausführungsplanung, also der HOAI-Leistungsphase 5.

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Welche Bereiche werden in dem Projekt über BIM abgebildet?

Unser Kunde, die DB Netz AG, verfolgt hier die Zielsetzung zunächst die konventionelle 2D-Planung des Tunnels in ein objektbasiertes 3D-Modell zu überführen. Dann, in einem weiteren Schritt, soll dieses Modell mit dem Bauterminplan und schließlich noch mit den Kosten aus dem Bauvertrag zwischen dem Bauherrn und der Baufirma verknüpft werden. Dies dient dazu, die Qualität der Planung zu erhöhen und das Projekt allgemein bessern steuern zu können.
Bevor das Projektteam aber mit der Umsetzung dieser Aufgaben begonnen hat, haben wir einen BIM-Projektabwicklungsplan erarbeitet, welcher detailliert die zu erbringenden Arbeitsschritte beschreibt und Auskunft darüber gibt, wann, was fertiggestellt sein wird. Da BIM-Abwicklungspläne in Deutschland bis dato noch nicht sehr verbreitet sind, haben uns die internationalen Erfahrungen von Arup hier sehr geholfen.
Im Zuge der Planungsphase haben wir außerdem Kollisionsprüfung am digitalen Tunnelmodell durchgeführt, also beispielsweise geprüft, ob die bereits installierten Messstellen zur Überwachung des Grundwasserspiegels mit dem Einflussbereich der Tunnelröhre kollidieren könnten. Außerdem wurden testweise klassische 2D-Pläne aus dem Modell generiert sowie automatisch Massen aus dem Modell ermittelt, wie beispielsweise die zu verbauende Menge an Beton, um diese Werte mit den im Bauvertrag enthaltenen Mengen zu vergleichen.
Für die bevorstehende Bauphase des Tunnels sieht der BIM-Projektabwicklungsplan vor BIM insbesondere bei der Baufortschrittskontrolle – sowohl was die Einhaltung der Termine als auch der Kosten angeht – zu nutzen. Außerdem soll die modellbasierte Rechnungstellung getestet werden. Durch die Verknüpfung der technischen Baudokumente mit dem Modell kann schließlich ein 3D-Bestandsmodell generiert werden, welches dann Vorteile beim späteren Betreiben der Tunnelanlage mit sich bringen wird.

Was waren die größten Herausforderungen bei der BIM-Einführung?

Eine der Herausforderungen, die uns in bei diesem Pilotprojekt genauso wie fast überall in Deutschland in Sachen BIM immer wieder begegnet, ist die Tatsache, dass BIM derzeit noch nicht in den Standardprozessen des Planens und Bauens verankert ist. Demzufolge beruht die Umsetzung von BIM immer noch auf vielen Entscheidungen im Einzelfall.
Unkompliziert war hingegen das Schulen und die Sensibilisierung der am BIM-Pilotprojekt Beteiligten. Alle hatten schon mit der Methode gearbeitet und Erfahrungen gemacht.

Sie befinden sich nun gerade am Ende der Planungsphase. Können Sie schon die klassische Vorgehensweise mit der BIM-Methode vergleichen?

Wir gehen davon aus, dass die Planungsphase mit BIM länger, die Ausführungsphase dann jedoch kürzer ist. Allerdings ist diese Frage sehr projektspezifisch sowie unter anderem auch Gegenstand des Pilotprojekts. Und da die Bauausführung noch nicht abgeschlossen ist, kann dies faktisch noch nicht bestätigt werden. Wir können aber schon sagen: Die IT ist auch nicht perfekt, jedoch auch nicht das schwächste Glied.

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