1985 | OriginalPaper | Chapter
Chemischer Strahlenschutz bei Säugetieren und beim Menschen
Authors : H. Mönig, O. Messerschmidt, C. Streffer
Published in: Strahlengefahrdung und Strahlenschutz / Radiation Exposure and Radiation Protection
Publisher: Springer Berlin Heidelberg
Included in: Professional Book Archive
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Bei Versuchen mit Enzymen in vitro (Barron et al. 1949) und Mikroorganismen (Latarjet U. Ephrati 1948) konnte nachgewiesen werden, daß bestimmte chemische Substanzen die Strahlenwirkung herabsetzen. Patt et al. verwendeten im Jahre 1949 erstmals einen Strahlenschutzstoff (Cystein) bei Ganzkörperbestrahlung von Säugetieren mit Röntgenstrahlen. Die Autoren konnten bei Ratten einen deutlichen Schutzeffekt feststellen, wenn den Tieren die Substanz kurz vor der Bestrahlung injiziert wurde (Patt et al. 1949, 1950). Gab man dagegen diesen Stoff nach der Bestrahlung, so zeigte sich keine schützende Wirkung. Dieses Verhalten kann einer Darstellung (Abb. 1) von Untersuchungsergebnissen entnommen werden, die Bacq et al. (1951) mit der Substanz Mercaptoethylamin (HS-CH2-CH2-NH2) — auch Cysteamin genannt — bei Mäusen durchgeführt haben. Wie aus Abb. 1 zu erkennen ist, ergibt sich kein Schutzeffekt, wenn die Verbindung erst nach der Bestrahlung gegeben wird. Allerdings haben Versuche an Tieren mit vermindertem Stoffwechsel gezeigt, daß eine Schutzsubstanz auch nach der Bestrahlung wirksam werden kann. So war nach einer im Winterschlaf an Siebenschläfern (Glis glis) erfolgten Ganzkörperbestrahlung eine Schädigung der Tiere 3 Wochen lang nicht feststellbar. Eine i. p. Injektion von Cystein zum Zeitpunkt des Erwachens, also 3 Wochen nach erfolgter Bestrahlung, übte einen vollen Schutzeffekt aus (Künkel u. Heckman 1958). Eine entsprechende Wirkung konnte allerdings bei winterschlafenden Erdhörnchen (Citellus tridecemlineatus) nicht beobachtet werden (Smith 1959, 1960).