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02-07-2019 | Compliance | Schwerpunkt | Article

Mit besserer Prävention Geldwäsche und Steuerbetrug verhindern

Author: Sylvia Meier

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In vielen deutschen Firmen nehmen Fälle von Geldwäsche und Steuerbetrug zu. Das Resultat sind häufig ein angekratzter Ruf und finanzielle Schäden. Mit der richtigen Prävention lassen sich diese Folgen vermeiden.

Im Juni berichteten die "Süddeutsche Zeitung" und der NDR, dass die Zahl der Geldwäsche-Verdachtsmeldungen 2018 gestiegen ist. Die Zolleinheit Financial Intelligence Unit (FIU) soll demnach rund 70.000 solcher Meldungen erhalten haben. 2017 waren es laut dem FIU-Jahresbericht noch rund 59.800 Meldungen und 2008 lediglich rund 7.300.

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2018 | OriginalPaper | Chapter

Schätzung des Umfangs der Geldwäsche

Alle nach dem Geldwäschegesetz Verpflichteten haben eine Verdachtsmeldung bei der zuständigen Staatsanwaltschaft und Zentralstelle des Zoll (FIU) abzugeben (§ 43 Abs. 1 GwG), wenn Tatsachen vorliegen, die auf eine mögliche Geldwäsche hindeuten.


Verdachtsmeldungen sind teilweise mangelhaft 

Die meisten dieser Meldungen gehen von Banken ein. Doch die FIU kommt aufgrund der großen Meldungsflut mit der Analyse kaum hinterher. Laut dem Bericht der Süddeutschen Zeitung und dem NDR blieben bisher tausende Fälle unbearbeitet. FIU-Chef Christof Schulte erklärte gegenüber den Medien: "Wie gut die FIU ihre Arbeit erfüllen kann, hängt auch wesentlich von der Qualität der Verdachtsmeldungen ab. Diese ist noch nicht bei allen Meldeverpflichteten gleichbleibend hoch, obwohl sie sich erkennbar Mühe geben." Nach Schulte seien einige Meldungen von Banken "nicht werthaltig" oder mangelhaft und würden daher zusätzlich Zeit in Anspruch nehmen.

Neue Plattform zur Geldwäsche-Prävention

Drittanbieter haben dies bereits erkannt und wollen Banken neue Möglichkeiten zur Geldwäsche-Prävention anbieten. Gerade der aufwändige Prozess der Identitätsprüfung von Bankkunden nimmt kosten den Bank aber auch Unternehmen viel Zeit und vor allem Geld. Die Bertelsmann-Tochter Arvato verkündete am 24. Juni 2019 über den Start der digitalen Know-Your-Customer-Plattform. Nach Unternehmensangaben soll zunächst ein Pilotprojekt gestartet werden mit einer Bank. Künftig soll die neue Lösung helfen, den Verwaltungsaufwand bei Geldhäusern und Firmen um 80 Prozent zu reduzieren.

Ein Service, der sicher auch fruchtbaren Boden fällt. Denn sowohl für Banken als auch für Unternehmen geht es um mehr, als nur den guten Ruf. Auch der finanzielle Schaden, der unter anderem aufgrund von Sanktionen und Haftungsfragen entsteht, ist nicht zu unterschätzen. 

Meldestellen helfen Unternehmen

Was können Unternehmen selbst tun? Im Rahmen eines angewandten Forschungs- und Entwicklungsprojekts der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Chur) in Zusammenarbeit mit der EQS Group wurde der so genannte "Whistleblowing Report 2019" durchgeführt. Hierfür wurden Unternehmen mit Hauptsitz in Deutschland (352 Teilnehmer), Frankreich (344 Teilnehmer), Großbritannien (331 Teilnehmer) und der Schweiz (365 Teilnehmer) befragt. 

  • 59 Prozent der befragten Unternehmen hatten eine Meldestelle implementiert, an die Missstände gemeldet werden können. 
  • In knapp 40 Prozent der befragten Betriebe wurden Unregelmäßigkeiten, wie beispielsweise Steuerbetrug oder Geldwäsche, gemeldet. 
  • 60 Prozent der befragten Unternehmen konnten im vergangenen Jahr mehr als 60 Prozent des finanziellen Gesamtschadens dank der Meldestelle aufdecken. 

Interessant ist auch: Die meisten Verstöße wurden in dem Report für deutsche Unternehmen festgestellt.

Achtsame Führungskräfte helfen bei der Prävention

In dem Buchkapitel "Best Practice der Prävention" wertet Springer-Autor Alexander Schuchter Interviews mit Wirtschaftsstraftätern aus (Seite 38): "Wider Erwarten sind sich ungefähr 90 Prozent der Täter einig, dass ihre eigene dolose Handlung durch entsprechende Maßnahmen hätte verhindert werden können." Welche Maßnahmen das sein könnten, stellt der Autor in einer Übersicht da. So können beispielsweise wirksame Kontrollen oder Stärken im Kontrollsystem aufgrund der Abschreckung stark vorbeugend sein. Viel Potenzial zur Prävention wird außerdem in einer entsprechenden Unternehmenskultur und achtsamen Führungskräften gesehen. 

Laut dem Whistleblowing Report plant oder diskutiert jedes dritte Unternehmen ohne Meldestelle, eine solche in den nächsten zwölf Monaten einzuführen. Das Studienergebnis und die Medienberichte legen den Verdacht nahe, dass sowohl Unternehmen als auch Banken bei den Präventionsmaßnahmen, vor allem in Geldwäschefällen, noch dringend Handlungsbedarf haben. Die extrem steigende Anzahl der Verdachtsmeldungen in den vergangenen zehn Jahren ist besorgniserregend.

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