Ein Unternehmen kann aus den unterschiedlichsten Gründen ins Straucheln geraten. Doch es gibt mehrere Sanierungswege, die das Management einschlagen kann. Wichtig dabei sind auf den Betrieb zugeschnittene Maßnahmen.
Immer wieder müssen auch etablierte Unternehmen in die Insolvenz gehen. Im Januar 2019 registrierten die Amtsgerichte in Deutschland 1.700 Unternehmenspleiten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind das 5,7 Prozent mehr als im Januar 2018. Und auch Euler Hermes stellt in seinen Insolvenzanalysen fest, dass sich für Deutschland eine Trendwende abzeichnet. Gerade im Zusammenhang mit dem Brexit rechnet der Kreditversicherer mit einer Zunahme von Insolvenzen.
Aktuell wurde in den Medien über den Insolvenzantrag des Windkonzerns Senvion berichtet. Das Börsenmagazin "Der Aktionär" berichtet beispielsweise in diesem Zusammenhang von Problemen in der Bilanz, schwerwiegenden Managementfehlern und einer langen Talfahrt an der Börse. Für eine Unternehmenskrise kommen also viele verschiedene Ursachen in Betracht. So kann beispielsweise in einem unzureichenden oder gar fehlenden Controlling eine Ursache liegen.
Die Springer-Autoren Stefan Hohberger und Hellmut Damlachi meinen in ihrem Buchkapitel "Die Unternehmenskrise: Arten, Ursachen, Stadien und Analyse" (Seite 37): "Krisensituationen sind mit folgenden Begleiterscheinungen behaftet: Existenzbedrohung, Zeitdruck, Intransparenz, Vertrauensschwund, Verunsicherung, Widerstand in der Arbeitnehmerschaft, Neuartigkeit der Problemstellung sowie Ungewissheit der weiteren Entwicklung."
Sanierungsmodell entwickeln
Wenn erst einmal die Top-Fachkräfte das Unternehmen verlassen, vielleicht sogar erste finanzielle Schwierigkeiten auftauchen und das Management die aktuelle Situation kaum noch in den Griff bekommt, braucht es vor allem eine gute Beratung. Denn es gibt Wege aus der Krise. Dabei muss ein Unternehmen für die eigene Notsituation einen individuellen Maßnahmenkatalog entwickeln. Nicht selten schafft es ein Unternehmen dann, sich wieder erfolgreich am Markt zu positionieren.
Ein erfolgreiches Sanierungsmodell hat nach Auffassung von Stefan Hohberger und Hellmut Damlachi In dem Buchkapitel "Sanierungstypen und -arten" folgende zentrale Komponenten (Seite 92):
- Sanierungsart
- Sanierungstyp
- Sanierungsform.
Über die verschiedenen Sanierungstypen und -formen der Autoren gibt die folgende Abbildung einen Überblick:
Welche Sanierungsart ist die richtige?
Auch bei den Sanierungsarten gibt es verschiedene Varianten. Die Autoren stellen diese ausführlich vor und verweisen auch auf kombinierte Lösungen. Zusammengefasst gibt es nach Hohberger und Damlachi typischerweise folgende Sanierungsarten:
Sanierungsart | Beschreibung |
Restriktive Sanierung und Restrukturierung | Eine restriktive Sanierung bedeutet ein "Zurückfahren" des Unternehmens. |
Konsolidierende Sanierung und Restrukturierung | Eine konsolidierende Sanierung belässt die Unternehmensgröße und bereinigt die Strukturen. |
Expansive Sanierung und Restrukturierung | Eine expansive Sanierung ist "die Flucht nach vorne". |
Übertragende Sanierung | Eine übertragende Sanierung ist der Wechsel der Betriebstätigkeit und Assets auf einen neuen Rechtsträger. |
Welche Sanierungsmaßnahmen nun für ein Unternehmen infrage kommen, muss genau abgewogen werden. Hohberger und Damlachi betonen, dass ein Unternehmen jedoch auch immer auch einen Plan B benötigt (Seite 84): "Dabei muss klar sein, dass das Beschreiten eines Sanierungsweges nicht der ausschließliche Weg für eine Sanierung sein muss. Das heißt für den Sanierungsmanager, dass es klug und zielführend ist, parallel mehrere Sanierungsformen vorzubereiten um alternative Wege der Sanierung ohne Zeitverzug gehen zu können, wenn die zuletzt gewählte Alternative scheitert."