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08-04-2015 | Controlling | Interview | Article

Working Capital Management verbessert die Liquidität

Author: Sylvia Meier

2:30 min reading time

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Mängel im Working Capital Management führen im schlimmsten Fall in die Insolvenz. Das betont Springer-Autor Bernd Heesen im Interview.

Springer für Professionals: Herr Heesen, beim Thema „Working Capital“ denkt man vor allem an große Unternehmen. Trifft das zu? Oder wirkt sich das Thema auch bei kleineren Unternehmen aus?

Bernd Heesen: Ein großes Unternehmen kommt viel leichter an Liquidität. Das liegt vor allem daran, dass es ein Cashpoolingsystem aufgebaut hat. Der Mittelständler ohne Tochterfirmen hat das nicht. Wird die Liquidität mal knapp, muss der Mittelständler zur Bank. Die meisten Banken richten ein Kontokorrent ein – aber wehe, dieser wird genutzt. Dann geht bei denen schnell eine rote Lampe an. Das heißt: Working Capital ist ein Thema für alle Unternehmen, besonders produzierenden Unternehmen. Aber für Mittelständler ist Working Capital Management besonders brisant – mangels Cashpoolingsystem.

Wie wichtig ist Working Capital Management für den Unternehmenserfolg?

Wenn Bestände auf ein vernünftiges Maß reduziert werden, das Forderungsmanagement entsprechend betrieben wird, bringt das zuerst einmal nicht unbedingt eine Gewinnsteigerung. Das Unternehmen hat Zinseinkünfte. Und weniger Zinsaufwendungen für Fremdkapital, weil weniger Fremdkapital benötigt wird. Die Bilanz verbessert sich aber. Wenn ein Unternehmen weniger Verbindlichkeiten hat, führt dies zu einer Bilanzverkürzung und die Eigenkapitalquote steigt. Das Entscheidende ist also nicht eine tatsächliche Gewinnsteigerung, sondern eine Liquiditätsverbesserung und eine Verbesserung des gesamten Bilanzbildes. Und das schlägt sich im Rating wieder durch.

Welche Auswirkungen können – im schlimmsten Fall – Mängel im Working Capital Management haben?

Insolvenz. Es gibt viele Fälle, da haben Unternehmen von einem Jahr zum anderen den Gewinn massiv gesteigert. Die Unternehmen haben sich mit Betriebsstoffen und Halbfertigprodukten eingedeckt. Wird das gebucht, ist das ein Aktivtausch. Es geht Liquidität aus der Kasse in den Bestand. Und die Verbindlichkeiten steigen. Für Fremdkapital. Dann kommen noch Personalkosten. Und trotz mehr Umsatz können Unternehmen die Verbindlichkeiten auf einmal nicht mehr zahlen. Und der Unternehmer steht unter Schock: Er dachte, er verdient viel mehr. Wie kann es dann zur Insolvenz kommen? Doch mehr verdienen, heißt eben auch mehr Vorräte. Lagerkosten, Materialkosten u.v.m. Also mehr verdient – aber weniger im Geldbeutel, weil das, was eigentlich verdient wurde, im Lager liegt. Und bei verderblichen Waren, können Unternehmen im schlimmsten Fall nach vier Wochen alles wegwerfen, weil zu viel gekauft wurde. Unternehmen müssen ihr Zahlenwerk da näher betrachten.

Unternehmen müssen also Wachstum auch finanzieren können?

Richtig. Viele Unternehmen unterschätzen das. Oder besser gesagt: überschätzen sich. Sie übernehmen sich. Ich kenne eine Firma, die ist innerhalb von zwei Jahren von 17 Mio. auf 30 Mio. Umsatz gesprungen. Und das lag an einem einzigen „Traumkunden“. Für diesen Kunden hat die Firma den Bestand extrem hochgefahren. Der Kunde hat aber die Rechnungen verspätet gezahlt – und niemand ist da energisch darauf zugegangen, denn es war ja der Traumkunde. Also bitte nicht reizen. Und dann ging der Firma das Geld aus.

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