Insbesondere bei regional starken Filialinstituten fühlen sich kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) häufig gebunden, wenn es um ihren Finanzierungsbedarf über viele Jahre geht. Doch wie ist es um das Verhältnis zwischen Betrieben und ihrer Hausbank wirklich bestellt? Eine Umfrage zum KMU-Bankenbarometer 2016, die noch bis zum 20. Juni 2016 läuft, will das in Erfahrung bringen. Bereits im vergangenen Jahr wurden Mittelständler im Rahmen des Barometers darüber befragt, wie sich die Zusammenarbeit mit Banken entwickelt hat. Hier zeigte sich Verbesserungspotenzial. In einigen Bereichen scheint sich das Verhältnis von mittelständischen Kreditnehmern und Geldinstituten verschlechtert zu haben. Unternehmen dieser Größe bemängelten, dass
- sie zu wenige Informationen zum eigenen Rating erhalten,
- Kreditinstitute sie zu wenig zu Förderkrediten beraten und
- viele Unternehmensfinanzierungen nur von einer Hausbank abhängig sind.
Bankkredite bleiben mit einem Anteil von durchschnittlich 43 Prozent am gesamten Finanzierungsaufkommen zwar weiterhin die wichtigste Quelle für Investitionskapital. Und Unternehmen mit einer Top-Bonität können sich inzwischen deutlich günstiger Darlehen beschaffen als vor der Eskalation der Finanzkrise, schreibt Rainer Langen im Kapitel "Sind alternative Finanzierungen noch alternativ?" (Seite 67-81) des Springer-Buchs "Finanzierungschancen trotz Bankenkrise". Aber auch im Mittelstand analysieren Banken KMU gerade bei der Neukreditvergabe verstärkt auf einem dem Investment-Grade in etwa entsprechenden Ratinglevel, wie Langen beobachtet.
Alternative Finanzierungen stärker gefragt
Auch wenn die Hausinstitute nach wie vor ein wichtiger Ansprechpartner für mittelständische Unternehmen sind, zeigt sich ein Wandel hin zu alternativen Finanzierungswegen.
Immer mehr Unternehmen blicken hier über den Tellerrand hinaus. Leasing und Factoring waren in der Vergangenheit einer der wichtigsten Wachstumsmotoren für den Mittelstand. Beides ist jedoch laut Langen inzwischen deutlich teurer geworden, weil Ausfallrisiken gestiegen und die Refinanzierungen deutlich teurer geworden sind. Eine Studie der HHL Leipzig Graduate School of Management zeigt aber, dass eine wachsende Zahl von Unternehmen sich beispielsweise auch für Crowdlending auf speziellen Online-Plattformen der Fintechs interessiert. "Auf den Lending-Plattformen gewähren Privatpersonen Kredite an Personen für private Zwecke (P2P) oder an Unternehmen (P2C)", erklärt dazu die Springer-Autorin Elfriede Sixt in ihrem Buchkapitel "Lendingbasierendes Crowdfunding/Crowdlending" (Seite 147).
Filiale in der Region und persönlicher Kontakt zählen
Bei zentralen Themen, die inhabergeführte Unternehmen beschäftigen, beispielsweise der Nachfolgeplanung und -finanzierung, können Geldhäuser aber gegenüber diesen alternativen Finanzierungsmodellen mit persönlichem Kontakt und einer innovativen Finanzierungsbegleitung punkten. Gerade im Firmenkundengeschäft liege hier "noch margenträchtiges Geschäft für die Geldhäuser", zitiert Bankmagazin-Redakteur Christian Kemper in seinem Beitrag "Die jungen Chefs übernehmen" (Bankmagazin-Ausgabe 4/2016, Seite 36-37) den Unternehmensberater Andreas Del Re, geschäftsführender Gesellschafter von Fischer Konrad. Vor allem die regionale Nähe der Bankfiliale und das gewachsene Vertrauen zwischen Firmeninhaber und Berater sieht dieser für Banken in der KMU-Beratung als wesentlichen Wettbewerbsvorteil.