Der Aufsichtsrat des Berliner Pannenflughafens BER war kein unternehmerisches, sondern ein politisches Organ. Den Vorsitz hatte Klaus Wowereit (Berlins einstiger Bürgermeister) und an seiner Seite saß Matthias Platzeck, damals Ministerpräsident von Brandenburg. Von den insgesamt 15 Mitgliedern waren acht Politiker und fünf Gewerkschafter.
Die politische Dominanz jedoch tat der Kontrolle des Bauprojektes nicht gut. Die Kontrolleure des Berliner Flughafens BER, dessen Eröffnung sich immer weiter nach hinten verschiebt, haben versagt. Der Landesrechnungshof Brandenburg kommt in einem gerade veröffentlichten Prüfbericht zu dem vernichten Fazit: "Kontrollchaos". Nun soll sogar geprüft werden, ob sich Räte durch ihr Aufsichtsversagen strafbar gemacht haben.
Aufsichtsräten fehlt Sachkenntnis
Das Malheur des Berliner Aufsichtsrates ist ein – zugegeben sehr spitzes – Beispiel für Kontrollversagen in Unternehmen und Organisationen. Es zeigt das wesentliche Problem der Corporate Governance: In den Aufsichtsräten sitzen zu viele Personen, die von dem operativen Geschäft, das sie eigentlich überwachen sollen, kaum Kenntnisse haben. Sie können die Geschäftsführung eben nicht professionell kontrollieren und so teure, unternehmerische Fehler entdecken.
In die Kontrollgremien öffentlicher Projekte oder auch privater Unternehmen gehören eben keine ahnungslosen Politiker oder branchenfremde Manager, sondern Experten, die vom Geschäft genug verstehen. Doch im Vergleich zu den Vorständen und Geschäftsführen, die sie überwachen sollen, verdienen Aufsichtsräte nur einen Bruchteil. Das knappe Salär lockt Profis nicht gerade an. "Die Aufsichtsräte haben eine stärkere Aufmerksamkeit ebenso wie eine steigende Vergütung verdient. Denn ihre Arbeit wird immer komplexer und anspruchsvoller", sagt Kienbaum-Geschäftsführer und Aufsichtsexperte Alexander von Preen daher.
Werden Kontrolleure adäquat bezahlt?
Die Berater von Kienbaum haben in einer aktuellen Studie zur Vergütung und Rolle von Aufsichtsräten festgestellt, dass vor allem in mittelständischen Unternehmen relativ wenig an die Kontrolleure gezahlt wird. Rund die Hälfte der befragten Vorstände und Aufsichtsräte empfand die Bezahlung nicht adäquat. "Die Entwicklung der Aufsichtsbezüge spiegelt die steigenden Anforderungen gerade im Mittelstand nicht immer voll wieder“, monieren die Consultants.
Für die gute Kontrolle gerade auch im Mittelstand ist neben der Expertise auch die Unabhängigkeit der Räte wichtig. "Ein Beirat oder Aufsichtsrat, der Entscheidungen der Familie lediglich bestätigt, bringt keinen Mehrwert, schreibt Springer-Autor Patrick Ulrich auf Seite 320 seiner Buches "Corporate Governance in mittelständischen Familienunternehmen". Im Gremium solle eine ausgewogene Mischung externer Mitglieder und Familienmitglieder sein, den Vorsitz ein externer Kontrolleur einnehmen.
Fazit: Die Unabhängigkeit der Räte und deren bessere Vergütung zahlen sich aus. Es gibt, so Autor Ulrich, einen Zusammenhang zwischen guter Kontrolle und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens. Eine gute Kontrolle hätte dem Steuerzahler im Falle des Berliner Pannenflughafens sicherlich viel Geld gespart.