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2017 | Book

Critical Whiteness

Zur Psychologie hegemonialer Selbstreflexion an der Intersektion von Rassismus und Gender

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About this book

Martina Tißberger analysiert anhand einer qualitativen empirischen Studie, wie sich Widerspruchsverhältnisse des Rassismus und Sexismus in der psychotherapeutischen und psychosozialen Arbeit auswirken und wie Fachkräfte damit umgehen. Aus der Perspektive von Critical Whiteness als Epistemologiekritik und als Praxis hegemonialer Selbstreflexion werden Möglichkeiten für die Psychologie, aber auch die gesamten Sozialwissenschaften aufgezeigt, wie diese Machtverhältnisse durchkreuzt werden können.

Table of Contents

Frontmatter
Chapter 1. Einleitung
Zusammenfassung
Rasse* ist eine Konstruktion, die auf der Vorstellung gründet, dass die (Körper-) Oberfläche eines Menschen Informationen darüber enthält, wie dieser Mensch denkt, fühlt und handelt. Derselbe Ontologisierungsmechanismus findet durch die Konstruktion Geschlecht* statt. Damit haben Rasse* und Geschlecht* etwas gemeinsam, das sie von anderen Differenzkonstruktionen wie Ethnizität, Religion, sexuelle Orientierung oder Behinderung – um nur die gängigen ‚Diversity- Kategorien’ zu nennen – unterscheidet.
Martina Tißberger
Chapter 2. Rasse* und Rassismus
Zusammenfassung
Die Etymologie des Begriffs Rasse* ist in der wissenschaftlichen Literatur nicht einheitlich beschrieben. Vermutet wird, dass der Begriff ursprünglich in der Pferdezucht Anwendung fand und aus dem Arabischen ins Spanische raza übertragen wurde. Nach Kolumbus’ ‚Entdeckung’ Amerikas 1492 wurde der Begriff, der bis dahin nur in der Tierwelt Anwendung fand, im 15. und 16. Jahrhundert auf Menschen übertragen.
Martina Tißberger
Chapter 3. Der Rassismus der Psychologie und die Psychologie des Rassismus
Zusammenfassung
Aufgrund ihres Ursprungs in den modernen Wissenschaften, die im Klima von Sklaverei, Kolonialismus und Imperialismus entstanden, einem Klima also, das durch die Ausbeutung von Nicht-Weißen*, vor allem Afrikaner*innen, geprägt war, ist auch die Disziplin der Psychologie im Rassismus verwurzelt (Howitt & Owusu-Bempah, 1994, S. 16). Es wäre unmöglich, in diesem Rahmen sämtliche Bereiche in der Psychologiegeschichte zu behandeln, in denen Rassismus reproduziert und legitimiert wurde.
Martina Tißberger
Chapter 4. Auf dem Weg zu hegemonialer Selbstkritik: Gender und Rassismuskritik in der feministischen Psychologie
Zusammenfassung
Erica Burman stellt 1998 fest, dass selbst in der hermetisch abgeriegelten Disziplin der Psychologie, wo Forschungsfelder wie Gender, Cultural Studies oder Rassismus/Critical Race Theory traditionell höchstens ein Ghetto-Dasein fristen, „feminist critiques of the white, middle-class male, rational problem-solving subject of psychology are currently having some impact“ (S. 1). Bereits in den 1990er Jahren ging es weg von der ‚Psychologie der Frauen’/Geschlechterforschung hin zur feministischen Psychologie und mit diesem Wandel fand auch eine Politisierung statt – das ‚Objekt’ Frau* wich dem Subjekt beziehungsweise der Subjektivierung; Fragen der Epistemologie rückten ins Zentrum (S. 3).
Martina Tißberger
Chapter 5. Critical Whiteness
Zusammenfassung
Critical Whiteness als Figur hegemonialer Selbstreflexion ist im Nexus der Auseinandersetzungen mit Rassismen und Feminismen entstanden und stellt im Kern ihres akademischen Feldes – der Critical Whiteness Studies – eine Epistemologiekritik dar. Die Vorläufer der Critical Whiteness Studies können jedoch bis ins 19. Jahrhundert zurückverfolgt werden, etwa zu dem afroamerikanischen Philosophen und Soziologen W.E.B. DuBois und der afroamerikanischen Abolitionistin und Frauen*rechtlerin Sojourner Truth, die öffentlich Rassismuskritik formulierten.
Martina Tißberger
Chapter 6. Zur Methodologie hegemonialer Selbstreflexion
Zusammenfassung
Die erste Konfrontation mit meinem eigenen Weißsein* erlebte ich bezeichnenderweise nicht in Deutschland, sondern 1994 in Ghana, Westafrika. Bis dahin erlebte ich den deutschen Raum wie oben beschrieben: Konstituiert durch weiße* Normativität, die selbst de-thematisiert ist. Ich habe über Migrant*inn*en nachgedacht und über den Rassismus von rechten Extremist*innen, nicht aber über die rassistische Matrix, in der ich als Weiße* de-markiert bin und die mir erlaubt, mich als neutral und normal zu denken.
Martina Tißberger
Chapter 7. Psychotherapie – Gender – Whiteness: Die Interviews
Zusammenfassung
Viele der Interviewpartnerinnen, auf die ich durch Listen in Frauen*therapiezentren stieß und die zum Teil als ‚interkulturell kompetent’ galten, waren über fünfzig Jahre alt und im Feminismus der 68er-Bewegung, der so genannten zweiten Welle der Frauen*bewegung, aktiv gewesen. Die meisten erzählten mit Enthusiasmus aus dieser Zeit. Ulrike hatte eine Therapie-Forschungsstelle an einem psychologischen Institut einer Universität in Deutschland aufgegeben weil sie es „spannender“ fand, in den Projekten der Frauen*bewegung mitzuarbeiten.
Martina Tißberger
Chapter 8. Critical Whiteness als Praxis hegemonialer Selbstreflexion
Zusammenfassung
Rasse* ist eine soziale Konstruktion, die einer Historizität unterliegt und die sich deshalb nicht ‚natürlich’ reproduziert. Sie wurde zu historisch konkreten Zeitpunkten konstruiert und ins Gewebe von Wissenschaft, öffentlichem Diskurs, kollektiven und indiviuellen Phantasiewelten eingeschrieben. Da das Konstrukt Rasse* sich sowohl in der Biologie wie in der Kultur entwickelt hat und in dieser Verquickung zum strukturierenden Element gesellschaftlicher Verhältnisse und dem Denken über den Menschen beziehungsweise das Subjekt geworden ist, ist es fest verankert – gar ein Knotenpunkt – in den globalen Machtverhältnissen.
Martina Tißberger
Backmatter
Metadata
Title
Critical Whiteness
Author
Martina Tißberger
Copyright Year
2017
Electronic ISBN
978-3-658-17223-7
Print ISBN
978-3-658-17222-0
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-17223-7