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CSR und Beschaffung

Die Bedeutung des Einkaufs für eine nachhaltige Transformation

  • 2024
  • Book
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About this book

„Stapelkrisen“ erfordern zunehmend agile und anpassungsfähige Lieferketten – der Druck auf Beschaffungsverantwortliche wächst. Transparenz in den Lieferketten sicherzustellen, um z.B. den neuen gesetzlichen Anforderungen – wie dem Lieferkettensorgfaltsgesetz oder den neuen EU Reporting Guidelines – zu genügen, verlangt Unternehmen deutlich strategischer agierende, nachhaltige Einkaufsorganisationen ab. Dies eröffnet dem Beschaffungsbereich die Möglichkeit, als Schlüsselfunktion an Bedeutung im Unternehmen zu gewinnen. Dieser Sammelband zeigt in seiner zweiten, vollständig überarbeiteten Auflage zahlreiche praktische Unternehmensbeispiele auf, wo die Transformation des Einkaufs erfolgreich gestartet ist und wie verantwortungsvolle Einkaufspraktiken pragmatisch implementiert werden können. Zahlreiche theoretische und praktische Handlungsanweisungen für die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeit in der Beschaffung unterstützen die Umsetzung im Betrieb.

Table of Contents

Frontmatter

Theoriebeiträge

Frontmatter
Nachhaltige Beschaffung: ein internationaler Vergleich
Zusammenfassung
Unternehmen und Organisationen müssen ihre Lieferketten und Prozesse zunehmend nachhaltig gestalten. Durch neue Gesetzesvorlagen und bestehende Regulatorien werden sie dazu verpflichtet, nachhaltige Lieferketten zu schaffen und entsprechende Berichtsstandards einzuhalten. In diesem Zusammenhang spielt die Beschaffung eine entscheidende Rolle. Die erste quantitative Erhebung des JARO Instituts zum Stand der nachhaltigen Beschaffung und verantwortungsvollen Lieferketten fand Ende 2020 statt. Mit Blick auf die Verabschiedung des Deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) im Sommer 2021 und dem Inkrafttreten des Gesetzes zum 01.01.2023 für in Deutschland ansässige Unternehmen mit mehr als 3000 Mitarbeitenden und zum 01.01.2024 für in Deutschland ansässige Unternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitenden wurde die Erhebung Ende 2022 erneut durchgeführt. Mit knapp 300 Teilnehmenden konnten valide Erkenntnisse gewonnen werden, die auch erste Tendenzen zu interkulturellen Unterschieden zwischen den Befragten der DACH-Region und anderen europäischen Ländern offenlegten. Zugleich zeigten sich konkrete Auswirkungen der vergangenen Krisenjahre auf das Ambitionsniveau nachhaltiger Beschaffungspraktiken.
Yvonne Jamal, Elisabeth Fröhlich
Nachhaltigkeitsrisiken in der strategischen Beschaffung
Zusammenfassung
Klimawandelfolgen, wachsende Ressourcenknappheit und Verlust an Biodiversität haben massive Folgen auf unser Leben, die globale Wirtschaft und den Planeten. Investoren reagieren und verweigern nicht nachhaltig agierenden Unternehmen immer häufiger Finanzmittel oder verlangen eine Zinsprämie. Eine nachhaltigkeitsbezogene Berichterstattung wird verpflichtend, um Transparenz in diesen, als entscheidend für die Entwicklungsmöglichkeiten und zukünftigen finanziellen Erträgen von Unternehmen gesehenen Bereichen zu schaffen. Unternehmen verpflichten sich freiwillig, ihre Treibhausgase zu reduzieren. Gleichzeitig werden Lieferkettengesetze entwickelt und erlassen, die Unternehmen zur Einhaltung ökologischer und sozialer Mindeststandards verpflichten. Daher wird auf das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz und den EU Supply Chain Act und die mit diesen verbundenen Risiken für Unternehmen eingegangen. Parallel werden die „Preise“ für CO2-Emissionen gesteigert und in Bälde über den Grenzausgleichsmechanismus CBAM auch auf in die EU importierte Produkte erhoben. Auf diese Weise soll die Attraktivität einer Abwanderung von Produktionen und das verstärkte Sourcing aus Nicht-EU-Staaten reduziert werden. Die Dekarbonisierung der Supply Chain ist der Schlüssel für eine wirksame Reduktion von Treibhausgasemissionen, da in der Lieferkette zumeist der deutlich größte Anteil an CO2-Emissionen entsteht. Der Ausgestaltung und Umsetzung einer adäquaten nachhaltigen Supply-Chain-Risikomanagementstrategie kommt damit eine herausragende Bedeutung zu.
Ronald Bogaschewsky, Jasmin Möller
Das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz – die juristische Perspektive
Zusammenfassung
Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) stellt die deutsche Wirtschaft vor neue Herausforderungen, die sie bisher so nicht gekannt hat. In diesem Beitrag steht die rechtliche Perspektive im Vordergrund, um die diversen Anforderungen aus dem LkSG in eine für Unternehmen verständliche Sprache zu übersetzen. Die Handreichungen des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu den Themen Risikoanalyse und Beschwerdeverfahren sowie der Fragenkatalog für die Dokumentationspflicht werden übersichtlich in zusammenfassenden Abbildungen dargestellt. Die wichtigste Sorgfaltspflicht, die Risikoanalyse, wird nur kurz im Gesetz erfasst. Tatsächlich handelt es sich um eine sehr komplexe Aufgabe, insbesondere für die Funktion des Einkaufs, die einer rechtlichen Aufarbeitung bedarf, um die gesetzlichen Vorgaben im Unternehmen richtig umzusetzen. Ähnliches gilt für ein angemessenes Beschwerdeverfahren, das ebenfalls zu den Kernelementen des LkSG zählt. Es ist wichtig zu wissen, welche Elemente ein solches Verfahren enthalten muss, dass man z. B. nicht gezwungen ist, ein eigenes Beschwerdeverfahren aufzubauen, sondern auch einen kollaborativen Ansatz wählen kann. Der Fragenkatalog zur Berichterstattung ist ein ähnlich umfangreiches Tool, das weiterer Erläuterungen bedarf, um die Unternehmen dazu zu befähigen, ihre Dokumentation gemäß den gesetzlichen Vorgaben aufzubauen und dabei einen möglichst hohen Mehrwert für das eigene Unternehmen zu generieren. Abschließend wird ein grober Überblick über mögliche Sanktionen gegeben und erste Einblicke zum Entwurf der EU-Lieferkettenrichtlinie werden gewährt.
Erika Kanis
Menschenrechte, Beschaffung und Verträge
Das LkSG erfordert die Verankerung gemeinsamer Verantwortung in Vertragsgestaltung und Einkaufspraktiken
Zusammenfassung
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) nimmt sowohl das eigene Einkaufsverhalten (§ 6 Abs. 3 Nr. 2) als auch die Vertragsgestaltung (§ 6 Abs. 4 Nr. 2) in den Blick. Beide müssen als angemessene und wirksame Präventionsmaßnahmen so ausgestaltet werden, dass sie tatsächlich dazu geeignet sind, menschenrechtliche Risiken zu verringern und die Angemessenheitskriterien, insbesondere die Verursachungsbeiträge und die Leistungsfähigkeit, als Teil des Kriteriums des Umfangs der Geschäftsbeziehungen berücksichtigen. Das erfordert eine Verankerung von Ansätzen gemeinsamer Verantwortung. Die bisherige unternehmerische Praxis bleibt oft hinter diesem Anspruch zurück: Verträge wälzen Pflichten einseitig auf Zulieferer ab, denen mit weitreichenden Kündigungsrechten gedroht wird. Gleichzeitig setzt das eigene Beschaffungsverhalten oft die falschen Anreize. Vielversprechend und zukunftsweisend sind demgegenüber die Model Contract Clauses 2.0 der American Bar Association (ABA MCC 2.0) und die Ansätze des European Model Clauses (EMC) Project: Beide weisen auf die „Gemeinsame Verantwortung“ von Käufer- und Zuliefererunternehmen hin und machen konkrete Vorschläge zur Ausgestaltung entsprechender Klauseln. In der juristischen Literatur finden diese Ansätze vermehrt Zustimmung. In diesem Beitrag stellen wir die Anforderungen des LkSG vor, erläutern, warum und wie diese mit Ansätzen gemeinsamer Verantwortung erfüllt werden sollten und können, und geben Beispiele für Klauseln.
Daniel Schönfelder, Michaela Streibelt
Das Lieferkettengesetz und seine Auswirkungen auf ein nachhaltiges Beschaffungsmanagement – eine empirische Analyse
Zusammenfassung
Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz ist längst kein Entwurf mehr, sondern im Jahre 2023 für Unternehmen mit mehr als 3000 Beschäftigten Realität geworden. Die Auswirkungen des Gesetzes auf Einkaufs- und Supply-Chain-Management-Prozesse und daraus resultierende Veränderungen wurden durch unterschiedliche Forschungsarbeiten zweier Masterstudierenden in Zusammenarbeit mit der Einkaufs- und SCM-Beratung amc Group aus Bonn untersucht. Trotz methodisch unterschiedlicher Herangehensweisen wurden Überschneidungen der Ergebnisse festgestellt, die eine Zusammenarbeit an diesem Buchbeitrag ermöglichen.
Isabelle Wehling, Nicolas Hilweg
Ein Lieferantenbeziehungsmanagementmodellentwurf zur Förderung der nachhaltigen Beschaffung
Zusammenfassung
Der Modellentwurf identifiziert neun Lieferantentypen in Abhängigkeit ihrer Nachhaltigkeitsperformance und ihres strategischen Nachhaltigkeitspotentials. Differenzierte, praxisnahe Empfehlungen zur Beziehungsausgestaltung können Entscheider in Unternehmen bei der Lieferanteneinordnung unterstützen und ihnen als Orientierungshilfe dienen, um Lieferantenbeziehungen im Sinne des Erreichens eigener Nachhaltigkeitsziele zu entwickeln. Allgemeingültige Gestaltungselemente können hierbei in der Bevorzugung von Anreiz- über Sanktionsmechanismen, dem Anstreben einer langfristigen Zusammenarbeit, der Vermeidung der Beziehungsbeendigung mit der Tendenz zum Halten und Weiterentwickeln von Lieferanten und einer von Kollaboration und Investitionen geprägte Relation zusammengefasst werden. Besonders die entscheiderseitige Unterstützung innerhalb der Beschaffer- und Lieferantenorganisation stellt einen Erfolgsfaktor für die Implementierung nachhaltiger Praktiken im Beschaffungskontext dar. Die Umsetzung des Modellentwurfs kann in Unternehmen im Rahmen der Lieferantenperformanceevaluierung stattfinden. Abgeleitet von unternehmenseigenen Nachhaltigkeitszielen können die je nach Typ erläuterten Maßnahmen definiert werden, um die Zusammenarbeit nachhaltiger zu gestalten. Lieferanteneinordnung und Beziehungsgestaltungselemente sollten regelmäßig überprüft und angepasst werden, da sich die Beziehung und somit der Lieferantentypstatus je nach Erfolg der ergriffenen Maßnahmen dynamisch verändert.
Carlotta Kux
Circular Procurement – die neue Herausforderung im Einkauf?
Zusammenfassung
Der Einkauf spielt im Kontext der nachhaltigen Transformation eines Unternehmens eine immer größere Rolle. Dennoch folgen viele Unternehmen dem Effizienzgrundsatz und damit einem linearen Geschäftsmodell. Welchen Beitrag Circular Procurement leisten kann, um zirkuläre Geschäftsmodelle in Unternehmen zu verankern, ist Ziel dieses Beitrags. Es gibt noch kein einheitliches Verständnis, was sich genau hinter dem Begriff Circular Procurement verbirgt. Aus diesem Grund versucht dieser Beitrag zum einen, die Bedeutung des Einkaufs für die Erreichung der Sustainable Development Goals (SDGs) zu verifizieren. Zum anderen wird der Beitrag zirkulärer Geschäftsmodelle auf die Erreichung der SDGs überprüft. Dazu wird auf das 7-R-Modell zurückgegriffen. Beide Ansätze definieren in ihrer Zusammenführung den möglichen Beitrag der Beschaffung für mehr Zirkularität. Die theoretisch hergeleiteten Erkenntnisse werden dann durch ein qualitatives Forschungsdesign, in Form von Experteninterviews, hinterfragt und validiert. Neun Experten aus unterschiedlichen Industrien und Unternehmensgrößen erlauben durch theoriegeleitete Interviews, ein besseres Verständnis für Circular Procurement abzuleiten. Die wesentlichen Herausforderungen und Vorteile von mehr Zirkularität in der Beschaffung wurden spezifiziert und die Bedeutung der SDGs als Evaluierungsinstrument für den zirkulären Einkauf überprüft.
Chiara Bernd, Elisabeth Fröhlich
Die Rolle der Beschaffung für eine nachhaltige Digitalisierung
Zusammenfassung
Der Funktionsbereich der Beschaffung ist essentieller Bestandteil in allen Unternehmen. Die Rolle der Beschaffung für eine nachhaltige Digitalisierung ist jedoch noch wenig berücksichtigt. Eine zunehmende Digitalisierung führt nicht zwangsläufig zu mehr Nachhaltigkeit bei der Beschaffung, jedoch bietet diese ein enormes Potential, um die Beschaffung nachhaltig zu gestalten. Positive Effekte gibt es bei der effizienten Nutzung von Rohstoffen und bei der Vermeidung von Treibhausgasen. In Unternehmen geht es zum einen um die Gestaltung einer digitalen Beschaffung und zum anderen um die Verbesserung der Nachhaltigkeit bei der Beschaffung von digitalen Produktgruppen. Um die nachhaltige Digitalisierung zu verstehen und im unternehmerischen Kontext einzuordnen, gilt es zunächst, die Produktlebenszyklen von Hard- und Software zu analysieren. Auf dieser Basis werden Handlungsfelder benannt und Empfehlungen für die Gestaltung der Beschaffung für eine nachhaltige Digitalisierung gegeben. Dieses Kapitel schließt mit einer Übersicht von umfassenden Handlungsempfehlungen, die an jeder Stufe des Produktlebenszyklus angesiedelt sind.
Dina Barbian, Steffi Kirchberger
Besondere Herausforderungen bei der Implementierung nachhaltiger Beschaffung im öffentlichen Sektor
Zusammenfassung
Die öffentliche Beschaffung wird immer mehr in die Pflicht genommen, Nachhaltigkeit in die Auftragsvergabe einzubeziehen. Institutionen des öffentlichen Sektors geben in Deutschland jährlich 350 Mrd. EUR für die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen aus. In Anbetracht der wirtschaftlichen Bedeutung sowie der Vorbildfunktion der öffentlichen Hand wird ihr eine wesentliche Nachfragerolle zugesprochen, um im Beschaffungsmarkt als Wachstumstreiber nachhaltige, d. h. umweltfreundliche und sozial verantwortungsbewusste Produkte und Dienstleistungen im großen Umfang zu fördern. Die bestehenden und umfangreichen vergaberechtlichen Möglichkeiten werden durch immer neue politische Initiativen (z. B. Kreislaufwirtschaftsgesetz oder Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) kontinuierlich und in immer schnelleren Zyklen ausgebaut. Allerdings zeigt die Vergabestatistik des 1. Halbjahres 2021, dass nachhaltige Zuschlagskriterien in nur 4 % der Vergaben eingesetzt werden und damit ein erhebliches Umsetzungsdefizit vorliegt. Der Fokus des Beitrags liegt deshalb auf zwei Untersuchungen aus der öffentlichen Beschaffungspraxis und orientiert sich insbesondere an der ökologischen Nachhaltigkeitskomponente in ihren verschiedenen Auslegungen. Die Ergebnisse werden abschließend diskutiert.
Alessa Kozuch, Christian von Deimling, Michael Eßig, Markus Amann

Praxisbeiträge

Frontmatter
Nachhaltige Beschaffung bei der FUNKE Mediengruppe – ein strategischer Fahrplan von der Idee zur Umsetzung
Zusammenfassung
Die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility nehmen bei FUNKE immer wichtigere Rollen ein. Seit der Ernennung von Gundula Ullah zur Head of Sustainability im Oktober 2021 arbeiten sie und ihr Team gemeinsam mit vielen Bereichen des Medienhauses an der Umsetzung der Nachhaltigkeits-/CSR-Strategie, die ökologische, ökonomische und soziale Elemente umfasst. Insbesondere dem Einkauf kommt hierbei eine wichtige Rolle zu, da der Beitrag aus der Wertschöpfungskette dabei unterstützt, die Umweltauswirkungen des Unternehmens zu verbessern, aber auch sicherzustellen, dass die notwendigen gesetzlichen Regelungen in der Supply Chain adressiert und eingehalten werden. Dieses Kapitel beschreibt den strategischen Fahrplan zur Implementierung einer nachhaltigen Beschaffungsorganisation in einem der größten Medienhäuser Deutschlands.
Gundula Ullah
Die Möglichkeiten des nachhaltigen Einkaufs zur Erreichung der Sustainable Development Goals am Beispiel der Elektromobilität
Zusammenfassung
In diesem Beitrag wird über die Wichtigkeit und Notwendigkeit eines nachhaltigen Einkaufs sowie eines tiefgreifenden Lieferkettenmanagements im Einklang mit diversen Nachhaltigkeitsthemen berichtet und der mögliche positive Einfluss auf die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDGs: Sustainable Development Goals) aufgezeigt. Es wird über den Bedarf einer integrierten Vorgehensweise beim Beschaffungsprozess referiert. Am Fallbeispiel der Elektromobilität wird auf das Thema Transformationsgründe in einer Industriebranche eingegangen, wobei der Fokus auf der Bedarfsfestlegung und möglichen Umsetzungsschwierigkeiten liegt. Es wird das Thema Nachhaltigkeit diskutiert, die Bedeutung des Themas in der Elektromobilität, die schwerpunktmäßig betroffenen Bereiche und Umsetzungsansätze werden aufgezeigt. Dabei wird erläutert, wie die Lösungsansätze in der Elektromobilität einige SDGs positiv beeinflussen und somit zu einer Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und Unterziele beitragen.
Jennifer Lenz
Nachhaltige Transformation im Einkauf in der vertikalen Landwirtschaft (vertikales Farming)
Zusammenfassung
Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft werden zunehmend als Hauptursachen für den Verlust der biologischen Vielfalt, die erhöhten Treibhausgasemissionen und Landverlust benannt. In Anbetracht einer wachsenden Erdbevölkerung ist absehbar, dass zusätzliche bewohnbare Landflächen erforderlich sind und weitere Entwaldung unabdingbar scheint, um die Anforderungen der Bevölkerungszahl erfüllen zu können. Mit kontinuierlicher Anwendung traditioneller Landwirtschaftsprozesse werden natürliche Ressourcen in absehbarer Zeit erschöpft sein. Die vertikale Landwirtschaft (vertikales Farming) bietet eine nicht zu unterschätzende Alternative in dem Bestreben, Ernährungssicherheit in einer ressourceneffizienten Weise zu gewährleisten und so dem Klimawandel entgegenzuwirken. Während dieser Ansatz aufgrund urbaner Produktion inhärent nachhaltiger ist im Vergleich zur traditionellen Landwirtschaft, stellen Energieverbrauch, CO2-Emissionen und die Nutzung von schwer abbaubarem Plastik in Verpackungen eine Herausforderung für die Nachhaltigkeit in dieser Industrie dar. Der Einkauf in Unternehmen, die vertikales Farming betreiben, spielt hier eine der einflussreichsten Rollen in dem Bestreben, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu etablieren, um operationell notwendige Materialien beschaffen zu können und Partnerschaften zu etablieren. Eine Transformation zum nachhaltigen Einkauf ist fundamental, um die Vorteile dieser Landwirtschaft in vollem Umfang nutzen zu können.
Alexandra Morton
Nachhaltige Transformation: die Macht der Procurement-Professionals
Zusammenfassung
Der Sustainable Procurement Pledge (SPP) bringt als gemeinnützige Initiative Beschaffungsfachleute aus der ganzen Welt zusammen, um Wissen, Erfahrungen, Werkzeuge, Best Practices und Inspirationen zu teilen. Der SPP richtet sich branchenübergreifend und international an alle Beschaffungsleute, von Studierenden bis hin zu CPOs. Mit der Mission, durch den Aufbau von Know-how und Leadership-Enablement Menschen in der Beschaffung zu stärken und verantwortungsvolle und nachhaltige Beschaffung zu fördern, verfolgt der SPP das Ziel, eine Million Beschaffungsfachleute einzubinden und den positiven Impact zu skalieren. Der Pledge basiert auf dem Global Compact der Vereinten Nationen und den Zielen für nachhaltige Entwicklung und konzentriert sich auf fünf Schlüsselprinzipien. Diese SPP-Prinzipien bilden den Rahmen für die Zusammenarbeit und dafür, wie der SPP die Vision vorantreibt, dass alle Personen, die in globalen Lieferketten auf der ganzen Welt tätig sind, bis 2030 nachhaltige Beschaffungspraktiken anwenden.
Pia Pinkawa
Einen Netzbetreiber fit für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz machen – der Case der Stromnetz Hamburg GmbH
Zusammenfassung
Dieser Beitrag zeigt, wie die Stromnetz Hamburg GmbH die Anforderungen des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) angenommen und über ein Projekt umgesetzt hat. Bei der Erstellung dieses Textes war das Projekt mitten in der Umsetzungsphase, sodass noch nicht die vollständige Implementierung dargestellt wird
Zu Beginn des Projektes ergaben sich aus dem Gesetzestext viele Fragen, die sich nach und nach geklärt haben. Bestimmte Anforderungen haben sich relativiert und so waren bei der weiteren Umsetzung Flexibilität sowie agiles Arbeiten gefragt. Positiv ist jetzt schon zu bemerken, dass sich durch das LkSG alle Unternehmen mit dem Thema Menschenrechte und Umwelt intensiver beschäftigen müssen. Alle Unternehmen, die von dem Gesetz betroffen sind, stehen zwangsläufig vor den gleichen Herausforderungen und es kommt zu einem regen Austausch.
Im eigenen Unternehmen erfolgt ein Know-how-Aufbau bei den beteiligten Abteilungen und Personen. Die Einkäufer vertiefen ihr Wissen über die Lieferanten, den Aufbau der Lieferkette und über die Produktionsprozesse der zu beschaffenden Produkte.
Die Lieferantengespräche und Maßnahmen fördern die Lieferantenentwicklung, insbesondere zahlt dies auf die Nachhaltigkeitsdimensionen Soziales und Ökologie ein.
Die im LkSG beschriebenen Sorgfaltsprozesse und Risikoanalysen können teilweise durch bestehende Systemlösungen abgedeckt werden, hier braucht es aber noch eine ganzheitliche Lösung. Zudem gilt es, die Anforderungen in bestehende Regelprozesse zu überführen und sich kontinuierlich damit auseinanderzusetzen.
Thomas Nast
Lieferantenmanagement im Spannungsfeld von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit
Zusammenfassung
Die Zeiten eines ausschließlichen Fokus auf Wirtschaftlichkeit im Einkauf sind vorbei. Eine der wichtigsten neuen Herausforderungen, denen sich der Einkauf stellen muss, ist die Nachhaltigkeit. In diesem Kontext gewinnt das Management des Spannungsfelds zwischen Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit mehr und mehr an Bedeutung. Kundenanforderungen, zunehmende Regulatorik, Investoren, Social Media und weitere Stimulanzen sorgen dafür, dass Unternehmen von groß bis klein sich in allen Geschäftsbelangen nachhaltiger aufstellen müssen, um langfristig wirtschaftlich erfolgreich zu bleiben. Dem Einkauf kommt bei dieser Transformation zu mehr Nachhaltigkeit eine Schlüsselfunktion zu – unter anderem, weil er entscheidet, ob nachhaltige Produkte auf nachhaltigen Wegen in das eigene Unternehmen gelangen. In diesem Zusammenhang können Produktpreise als Auswahlkriterium durchaus in Konflikt mit Produktnachhaltigkeitskriterien geraten. Grundsätzlich verändert sich so das klassische Preis-Leistungs-Verhältnis zu einem Preis-Leistung-Nachhaltigkeits-Verhältnis – von der tatsächlichen Preisverhandlung bis hin zur umfassenden Lieferantenbewertung und -entwicklung, insbesondere unter Einschluss von Nachhaltigkeitskriterien. Dieser Praxisbeitrag beschreibt die nicht widerspruchsfreie Wechselwirkung von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit und erläutert, wie der Einkauf sich durch systematisches und systemisches Lieferantenmanagement in die Lage versetzt, dieses an Umfang und Relevanz gewinnende Spannungsfeld erfolgreich zu managen und effektiv in die tagtäglichen Einkaufsaufgaben zu integrieren. Betrachtet man Nachhaltigkeit als Chance anstatt als Pflicht, kann man schon heute wichtige Grundsteine für die Zukunft des Einkaufs legen.
Felix Dalstein, Thomas Mademann
Nachhaltige Beschaffung am Beispiel von IT-Hardware
Zusammenfassung
Gegenwärtig sind Elektronikgeräte, insbesondere IT-Geräte wie Notebooks, PCs, Tablets und Smartphones linear gedacht: Sie werden produziert, genutzt und weggeworfen: take – make – waste. Wie umweltschädlich Herstellung, Nutzung und Verschrottung von IT sind, ist in Unternehmen und Öffentlichkeit weitgehend unbekannt – dabei sind die negativen Auswirkungen gewaltig. Als Lösung für mehr Nachhaltigkeit bietet es sich an, IT-Geräte sowohl länger zu nutzen als auch am Ende fachgerecht zu recyceln, um die enthaltenen Wertstoffe im Sinne der Kreislaufwirtschaft wiederzugewinnen. Dies vermindert signifikant die Neuproduktion sowie die umweltschädliche Entsorgung als Elektroschrott. Hier bietet sich auch die Zusammenarbeit mit einem IT-Refurbisher an, der gebrauchte IT-Hardware ankauft, aufbereitet und wiederverkauft.
Oliver Koch

Spezialthemen des nachhaltigen Einkaufs

Frontmatter
Zur Wirkungsorientierung nachhaltiger Beschaffung in Entwicklungsländern
Zusammenfassung
Der Beitrag gibt einen Überblick über die Besonderheiten, die im Rahmen der nachhaltigen Beschaffung in Entwicklungsländern Beachtung finden sollten. Der Unterschied zu bestehenden globalen Ansätzen besteht überwiegend darin, die Perspektive der Entwicklungspolitik einzubeziehen, die schon immer den Fokus auf Nachhaltigkeitsziele gesetzt hat. Da viele Instrumente neben der Unternehmens-/Mikroebene auch auf Meso- und Makroebene genutzt werden können, kann die Einbeziehung weiterer Akteure und Stakeholder die Umsetzung wirkungsvoller nachhaltiger Ansätze sicherstellen. Des Weiteren wird eine in der Entwicklungspolitik gängige Methode zur Wirkungsmessung bei der Planung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen beleuchtet. Die Theory of Change ist einfach anzuwenden und kann dazu beitragen, relevante Aspekte zu hinterfragen und mitzudenken, damit die Aktivitäten auch zum gewünschten Ergebnis führen.
Tanja Lingohr
Entwaldungsfrei wirtschaften
Warum und wie Unternehmen ihre Lieferketten umstellen müssen
Zusammenfassung
Lange Zeit wurde das Thema Entwaldung höchstens von Unternehmen oder Akteuren berücksichtigt, deren Geschäftsaktivitäten unmittelbar in Wäldern stattfinden. Doch inzwischen ist klar: Die Lieferketten zahlreicher Branchen und Produkte spielen eine zentrale Rolle in der Entwaldungsproblematik. Den Einkauf so zu gestalten, dass er nicht mit der Zerstörung von Wäldern einhergeht, erfordert jedoch eine genaue Kenntnis der Lieferkette, insbesondere des ersten Glieds darin. Denn die Gefahr geht vor allem vom An- und Abbau von Rohstoffen aus. Besonders die Landwirtschaft lässt Wälder, gerade im Globalen Süden, von Jahr zu Jahr schrumpfen. Die Lieferketten dieser Agrarrohstoffe reichen in alle Welt, auch nach Deutschland. Die Umstellung ist nicht einfach, aber es gibt bereits zahlreiche Möglichkeiten, das Thema „entwaldungsfreie Lieferketten“ aktiv anzugehen. Das nachfolgende Kapitel beginnt mit einer Beschreibung der globalen Entwaldungsproblematik, beleuchtet die besondere Rolle der EU, stellt die gesetzlichen Anforderungen der kommenden EU-Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten vor und wird schließlich mit der Beschreibung konkreter Handlungsmöglichkeiten für Unternehmen abgerundet. Letzteres gibt einen ersten Einblick in das durch den Global Nature Fund und die Tropenwaldstiftung OroVerde entwickelte Online-Portal für entwaldungsfreie Lieferketten, das seit 2024 allen Unternehmen kostenfrei zur Verfügung steht.
Steffen Kemper, Lioba Schwarzer, Lea Strub
Tourismus, Externalisierung und Menschenrechte: Ansätze für den verantwortungsbewussten Einkauf touristischer Leistungen
Zusammenfassung
Tourismus ist ein gesellschaftliches Phänomen, das auch im Kontext der Externalisierung zu betrachten ist: Wohlstand inklusive Urlaubsfreuden, mithin gelebte Reisefreiheit als westliche Errungenschaft geht teils auf Kosten von Menschen und Menschenrechten in anderen Teilen der Welt. Tourismus ist dabei besonders paradox: Er lebt von intakter Umwelt und gastgebenden Gemeinden, die er ausbeutet und gefährdet, gleichzeitig aber auch stärkt und erlebbar macht. Dieser Beitrag stellt zwei Ansätze für eine verantwortungsbewusste Beschaffung im Tourismus mit besonderem Blick auf Reiseveranstalter vor: zum einen den wertebasierten Ansatz, der im Wesentlichen dem gesinnungsethischen Prinzip Max Webers entspricht, zum anderen den realpolitischen Ansatz, der im Wesentlichen dem verantwortungsethischen Prinzip entspricht. In beiden, teils konvergenten Ansätzen ergeben sich umfassende Herausforderungen für den Einkauf touristischer Leistungen angesichts stark fragmentierter Wertschöpfungsketten und interkultureller Divergenzen sowie zunehmender Komplexität durch regulatorische und öffentliche Forderungen. Allerdings gibt es auch bereits ermutigende Initiativen, die Reiseveranstaltern Handlungsleitfäden und Erfahrungsaustausch anbieten.
Volker Rundshagen
Erratum zu: Einen Netzbetreiber fit für das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz machen – der Case der Stromnetz Hamburg GmbH
Thomas Nast
Title
CSR und Beschaffung
Editors
Elisabeth Fröhlich
Yvonne Jamal
Copyright Year
2024
Publisher
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-67858-9
Print ISBN
978-3-662-67857-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-67858-9

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