Dachausbauten sind ein Mittel gegen den Wohnungsnotstand.
Christoph Berger
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum ist die Zahl der Baugenehmigungen für Dachausbauten, Dachaufstockungen und andere Um- und Ausbaumaßnahmen um 46 Prozent gestiegen. Das belegen die am 18. August 2016 vorgelegten Halbjahreszahlen des Statistischen Bundesamts zu den erteilten Baugenehmigungen.
Zwar liegt der Schwerpunkt der Wohnungsbau-Offensive des Bundes auf der Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, um die Nachfrage im mittleren Preissegment aber etwas zu befriedigen, sind Dachausbauten und Aufstockungen eine gute Möglichkeit. Das ist das Ergebnis einer ebenfalls gerade im Auftrag des Bundesbauministeriums vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) herausgegebenen Kurzexpertise. Zumal mit einer maßvollen Verdichtung in den gefragten Innenstadtlagen neue Wohnungen entstehen können, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln, wie Bundesbauministerin Barbara Hendricks betonte.
Die Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre im Blick
Laut dem BBSR bieten vor allem die Wohnungsbestände der 1950er- bis 1970er-Jahre gute Voraussetzungen für den Ausbau – diese würden ohnehin einen großen Sanierungsbedarf aufweisen. Und 40 Prozent des Wohngebäudebestands entfalle auf diese Gebäudegeneration. Daher könne im Zuge anstehender Modernisierungen direkt geprüft werden, ob Dachausbaumöglichkeiten bestünden.
Anhand von Fallstudien und mithilfe von Praxisbeispielen ermittelten die Studienautoren zudem Potenziale von Dachausbauten und Dachaufstockungen. Und sie decken bestehende Hemmnisse auf. Neben dem Vorteil, dass für die Ausbauten kein Bauland in Anspruch genommen werden muss, werde für den Wohnungsmarkt der Effekt erzielt, dass zukünftige Nutzer der ausgebauten Dächer preiswerten Wohnraum in Bestandswohnungen freimachen würden. Außerdem seien Dachaufstockungen und Dachausbauten in Quartieren mit schwierig umzusetzender Nachverdichtung oftmals die einzige Möglichkeit, zusätzlichen Wohnraum zu schaffen.
Rechtliche Anforderungen sind zusätzliche Kostentreiber
Hemmnisse seien hingegen die Kosten. So würden Eigentümer sehr genau abwägen, ob sich die Investitionen rechnen würden. Kostentreiber seien dabei auch die rechtlichen Anforderungen der Länder und Kommunen, zum Beispiel die Stellplatzpflicht oder die Pflicht, einen Aufzug einzubauen.
Um die Baukosten zu reduzieren, empfehlen die Wissenschaftler, dass die Kommunen ihre planerischen Ermessensspielräume nutzen und kostentreibende Auflagen in einem angemessenen Maß reduzieren. Zudem gelte es, stärker für die Akzeptanz der Baumaßnahmen zu werben – immerhin gehen die Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden mit erheblichen Belastungen für Bewohner und Nachbarn einher. Daher gelte es, die Vorteile der Arbeiten herauszustellen.
Welche Aspekte bei einer Dachsanierung zu beachten sind, wie man beim Sanieren vorgehen kann , was die technisch-konstruktiven Forderungen sind und welche baurechtlichen und denkmalpflegerischen Aspekte es gibt, wird im Kapitel "Grundlagen der Dachsanierung und des Dachausbaus" im Springer-Fachbuch "Sanierung und Ausbau von Dächern" beschrieben.