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2019 | Book

Das Weißbuch 2016 und die Herausforderungen von Strategiebildung

Zwischen Notwendigkeit und Möglichkeit

Editors: Daniel Jacobi, Prof. Dr. Gunther Hellmann

Publisher: Springer Fachmedien Wiesbaden

Book Series : Edition ZfAS

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About this book

Gegenwärtige Strategiebildungsprozesse müssen sich mit einer ihnen konstitutiv eingelassenen, zentralen Spannung befassen: Auf der einen Seite präsentieren sie sich stets als fixierte Form, stehen aber andererseits einer sicherheitspolitischen Umwelt entgegen, die dynamischer ist als jemals zuvor. Zentral hierbei ist nicht nur die Frage der zukünftigen (Neu-)Gestaltung sicherheitspolitischer Strategiebildung auf der institutionellen und prozessualen Ebene. Als Dokument eines demokratischen Gemeinwesens stellt sich gleichermaßen die Frage nach einer weiterreichenden Einbindung der Öffentlichkeit. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes debattieren diese Herausforderung entlang des Weißbuchs 2016 der Bundesregierung.

Table of Contents

Frontmatter
Einleitung: Strategiebildung zwischen Notwendigkeit und Möglichkeit
Zusammenfassung
Nach zehnjähriger Pause hat die Bundesrepublik seit 2016 wieder ein Weißbuch, das erstmalig unter dem Siegel der Bundesregierung außen- und sicherheitspolitische Orientierung für die nächsten zehn Jahre verspricht. Hinsichtlich seiner Entstehungsgeschichte ist besonders bemerkenswert, dass es sich einer politischen Debattenkultur anschließt, die seit 2013 insbesondere vom Auswärtigen Amt mit dessen Review 2014-Prozess angestoßen wurde. So verlief auch die Schreibphase des aktuellen Weißbuchs in einem so nie dagewesenen öffentlichen Prozess.
Daniel Jacobi, Gunther Hellmann

Konzeptionen von Sicherheit und Strategie

Frontmatter
Von Strategiebildung, Strategievergewisserung und Strategischer Kommunikation
Zusammenfassung
Sicherheitsstrategien sind stets nur zu einem Teil Strategien zur Wahrung der Sicherheit eines Landes. Vor allem, weil sie selten über die Ressourcen bestimmen, müssen sich Regierungen häufig auf die Beschreibung der Instrumente und Wege zur Wahrung der Sicherheit beschränken. Dieser Prozess der Selbstvergewisserung setzt wichtige Wegmarken, im Kontinuum politischer Gestaltung. Regierungen schaffen damit Transparenz nach außen und geben Richtung und stärken Kohärenz nach innen. Deswegen sind Sicherheitsstrategien auch immer wichtige Mittel der Kommunikation, was wiederum auf die Gestaltung ihres Inhalts zurückwirkt.
Christoph Schwegmann
Make Strategy Grand Again
Gedanken zum Konzept der Grand Strategy in der deutschen Sicherheitspolitik
Zusammenfassung
Während sich der Begriff der Grand Strategy in der internationalen Debatte steigender Popularität erfreut, spielt das Konzept im deutschen Kontext kaum eine Rolle. Trotz seines etwas diffusen Charakters und konkurrierender Definitionen, die seine Bedeutung als Analyserahmen schmälern, kann der Begriff in der Debatte über die langfristigen Ziele, Instrumente und Strategien deutscher Außen- und Sicherheitspolitik von Nutzen sein, indem er Fragen aufwirft, denen man in den vergangenen Jahren nicht die Aufmerksamkeit geschenkt hat, die sie verdienen.
Tobias Bunde
Wirklich strategiefrei?
Eine Rekonstruktion des Strategieverständnisses in Weißbüchern der Bundesregierung
Zusammenfassung
Die Klage, dass es deutscher Sicherheitspolitik an Strategie mangele, ist auf politischer, akademischer und medialer Ebene gegenwärtig. Da die Bundesregierung jedoch in unregelmäßigen Abständen Leitliniendokumente veröffentlicht, denen ein strategischer Charakter zugeschrieben wird, stellt diese Studie die Frage, welche Vorstellung von Strategie den Weißbüchern der Bundesregierung zugrunde liegt. Dazu rekonstruiert sie den sprachlichen Gebrauch des Konzepts sowie Ziele und Mittel deutscher Sicherheitspolitik. Dabei offenbart die Studie ein Verständnis von Strategie, welches wesentlich adaptiver und dynamischer erscheint als akademisch etablierte (Grand-) Strategiekonzepte. Letztlich argumentiert der Beitrag, dass so eine Verständnislücke zwischen Strategie- und Wissenschaftspraktikern entsteht, die mit der reinen Erneuerung der Klage über deutsche Strategielosigkeit reproduziert wird.
Jan Fuhrmann
Wie entstehen strategische Dokumente?
Eine empirisch-analytische Fallstudie zum Weißbuch 2006
Zusammenfassung
In einer qualitativen Fallstudie wird die Erarbeitung des Weißbuchs 2006 rekonstruiert. Auf der Grundlage von 17 Experteninterviews und der vergleichenden Analyse von drei verschiedenen Entwurfsversionen des Weißbuchs wird die These bestätigt, dass die Autonomie des Planungsstabs des Bundesverteidigungsministeriums (BMVg) den Weißbuch-Prozess wesentlich beeinflusst hat. Im Ergebnis wird deutlich, dass durch Planungs- und Konzeptionsfehler bedingt, konkrete und weitergehende Aussagen des Weißbuchs 2006 eingeschränkt worden sind.
T. René Weber

Der Prozess der Strategiebildung

Frontmatter
Strategiebildungsprozesse
Chancen und Grenzen
Zusammenfassung
Strategieprozesse sind häufig mit unrealistischen Erwartungen überfrachtet. Sie sind weder Allheilmittel für fehlenden innergesellschaftlichen Konsens noch für die Unvorhersehbarkeit der internationalen Politik. Nüchterner betrachtet bieten sie dennoch einen Mehrwert für Politik, Ministerien und Streitkräfte, für Öffentlichkeit und internationale Partner. Ein Vergleich des „Review2014“ des Auswärtigen Amtes und des Weißbuch 2016 erlaubt Rückschlüsse auf die Bedingungen, unter denen normative Präferenzen, nationale Interessen und erforderliche Ressourcen so weit wie möglich zur Deckung gebracht werden können.
Thomas Bagger
Strategieentwicklung als institutionalisierter Prozess
Strategie und Vorausschau im Bundesministerium der Verteidigung
Zusammenfassung
Durch sicherheitspolitische Vorausschau verbessern wir die Strategiefähigkeit des Bundesministeriums der Verteidigung. Denn die kontinuierliche Auseinandersetzung mit unseren potenziellen Zukünften ist das Fundament für eine belastbare Bestimmung sicherheitspolitischer Ziele und Prioritäten. Zudem fördert die sicherheitspolitische Vorausschau unsere Fähigkeit, über den Tellerrand zu blicken und starre Annahmen und Denkmuster zu überwinden. Sie ist somit auch ein mentales Training, das uns auf eine sich wandelnde Welt vorbereitet. In der Abteilung Politik des Bundesministeriums der Verteidigung haben wir eine Reihe von Maßnahmen initiiert, um unsere Vorausschau-Fähigkeiten zu stärken.
Frank Richter
… denn morgen wird heute schon gestern gewesen sein
Zukunftsanalyse als Instrument der Strategieberatung
Zusammenfassung
Strategische Vorausschau ist eine Ergänzung klassischer Politikberatung. Die Methoden einer wissenschaftlich orientierten Zukunftsanalyse liefern zusätzliche Hilfsmittel, deren besondere Stärken beim Umgang mit den „unknown-unknowns“ in der Außen- und Sicherheitspolitik liegen. Zukunftsbilder und das Denken in Szenarien oder alternativen Zukünften von können für politische Strategieentwicklung wichtige Beiträge leisten. Angesichts der zahlreichen „strategischen Überraschungen“ der letzten Jahre gilt es dieses Instrument gezielt zu nutzten um „zukunftsrobuste“ Strategien entwickeln zu können.
Olaf Theiler
Zur Fortentwicklung der Strategiebildung durch Strategische Vorausschau
Das Beispiel Storytelling
Zusammenfassung
Es wird die These vertreten, dass Strategische Vorausschau (Foresight) die Fortsetzung der Strategiebildung mit anderen Mitteln ist. Diese Mittel sind Imaginationskraft, Phantasie und Kreativität. In der Praxis orientiert sich die Strategiebildung indessen noch am Modell der Planung bzw. der strategischen Planung (Langfristplanung). Empfohlen wird daher eine „Foresight-basierte Strategiebildung“: Die Praxis der strategischen Planung soll fortentwickelt werden zu einem Modell, das den Gebrauch kreativer Methoden der Strategischen Vorausschau einschließt. Abschließend wird das Potenzial der Erzählmethode (Storytelling/Narrative Foresight) am Beispiel des Klimawandels und der Arktis-Politik erprobt.
Norbert Reez

Strategische Kultur und Öffentlichkeit

Frontmatter
„Was haben die Römer je für uns getan?“
Zusammenfassung
Ehrlich gesagt habe ich mich immer ein bisschen gewundert, wenn ich auf das Klischee gestoßen bin, in Deutschland gebe es keine strategische Community, keine sicherheitspolitischen Think Tanks, keine ordentliche Debatte. Armes Deutschland! Viele einschlägige Wissenschaftler, Großjournalisten und Ex-Militärs redeten und reden gerne so. Sie können das auch auf Englisch sagen. Der angelsächsische Diskussionsraum gilt für größere Teile unserer Expertenschaft sowieso als Ideal schlechthin. Und wir haben übrigens tatsächlich ziemlich viele Experten.
Hans-Peter Bartels
Mehr Mut wagen
Wie Selbstreflektion und Debatte zur Strategiefähigkeit beitragen
Zusammenfassung
Die strategischen Fähigkeiten Deutschlands befinden sich noch im Aufbau. Angesichts eines unsicheren internationalen Umfelds und weniger Vorhersehbarkeit muss Deutschland vorausschauend im Zuge von Szenario-Analysen Gefahren und Risiken abwägen. Hierfür ist eine ständige und breite Debattenkultur zentral, um der Regierung für Verhaltensänderung Legitimation zu verleihen. Gleichzeitig sind institutionelle Lernprozesse sowie umfassendes Denken innerhalb der Regierung eine Kernaufgabe im Rahmen eines methodischen Ansatzes für strategische Handlungsfähigkeit.
Roderich Kiesewetter
Das Land ohne Eigenschaften?
Das Weißbuch 2016 und Deutschlands schwieriges Verhältnis zur eigenen sicherheitspolitischen Strategie
Zusammenfassung
Deutschland tut sich schwer mit der konkreten Definition eigener nationaler Interessen. Die sicherheitspolitische Debatte findet nur in kleinen, oftmals elitären Zirkeln von Wissenschaftlern, Militärs und wenigen Fachpolitikern statt. Eine Einbindung der Gesamtgesellschaft gibt es kaum. Auch in den Massenmedien ist Sicherheitspolitik abseits von ereignisgetriebener Berichterstattung kaum präsent. Der Beitrag untersucht die Ursachen für dieses Phänomen und zeigt mögliche Wege auf, wie der notwendige Diskurs breiter aufgestellt werden könnte.
Christian Thiels
„Einbinden“ und „Mitnehmen“ reicht nicht aus
Öffentlichkeit als strategisches Problem der deutschen Außen- und Sicherheitspolitik
Zusammenfassung
In den zeitgenössischen Krisen und Konflikten erweisen sich die „hearts&-minds“ der Öffentlichkeit als strategische Herausforderung der Außen- und Sicherheitspolitik. Hier sind allerdings große Defizite zu verzeichnen. Die Desiderata lassen sich auf drei Ebenen beschreiben: Legitimationsschwächen, Komplexitätszumutungen und Vulnerabilitäten.
Klaus Naumann
Warten auf die große sicherheitspolitische Debatte in Deutschland?
Jenseits von Defizitdiagnosen, Vermeidungsdiskursen, Erziehungskampagnen
Zusammenfassung
Seit langem wird eine „große“ sicherheitspolitische Debatte gefordert in Deutschland. Weißbücher als Strategiedokumente der Exekutive können einen Anstoß zu einem breiteren gesellschaftlichen Diskurs bieten. Allerdings bleibt die „große“ Debatte auch nach der Veröffentlichung des Weißbuchs der Bundesregierung 2016 aus. Dieser Beitrag setzt sich mit einigen gängigen Defizitdiagnosen und Besonderheiten der Sicherheitskommunikation in Deutschland auseinander, um schließlich ein Plädoyer für mehr dezentralisierte Formate der Bürgerbeteiligung in der Außen- und Sicherheitspolitik zu begründen.
Anna Geis
Die Öffentlichkeit der Sicherheit und die Sicherheit der Öffentlichkeit
Zusammenfassung
Der Beitrag hinterfragt, warum die inzwischen angelaufenen Bemühungen um eine bessere Sicherheitskommunikation mit den Bürgern diese nicht erreichen. Er stellt die These auf, dass das vorherrschende Verständnis von Öffentlichkeit unter einem zu großen normativen Erwartungsdruck steht. Über eine historische Herleitung des Konzepts legt er dar, wie dies geschehen konnte und zeigt im Anschluss auf, dass ein Blick auf die Sozialstruktur moderner Gesellschaften zur Umschrift eines sicherheitspolitisch- und strategisch produktiveren Öffentlichkeitsverständnisses beitragen kann.
Daniel Jacobi

Zukunft und Herausforderungen der Strategiebildung

Frontmatter
Künstliche Intelligenz als sicherheitspolitische Herausforderung
Zusammenfassung
Der Essay reflektiert und diskutiert zunächst die mögliche Bandbreite sicherheitspolitischer Herausforderungen aufgrund von Künstlicher Intelligenz (KI) als disruptiver Technologie mit vielfachen Auswirkungen auf die Gesellschaft, die internationalen Beziehungen und die Zukunft der Kriegsführung. Er beschreibt dann spezifische Formen und Dimensionen von asymmetrischen und hybriden Bedrohungen, mit denen sich liberale Demokratien infolge der KI-Technologie mit großer Wahrscheinlichkeit in den kommenden Jahren konfrontiert sehen werden. Abschließend wendet er sich, unter besonderer Berücksichtigung der gegenwärtigen Lage in Deutschland, der Frage zu, wie liberale Demokratien mit diesen Gefahren umgehen, ihre Verwundbarkeiten reduzieren und ihre Resilienz stärken können.
Alexander Stulpe, Gary S. Schaal
Warum Europa ein Friedenscorps braucht – und warum Deutschland dafür kämpfen sollte
Eine kleine Streitschrift
Zusammenfassung
Jahrzehntelang hat Europa einen besonderen Luxus genossen: Es konnte es sich unter dem politischen und militärischen Schutzschirm der Vereinigten Staaten außerordentlich bequem machen. Die Zeiten aber sind vorbei. Und damit stellt sich für die Europäer die Frage, was sie sein wollen und welche Rolle sie in einer Welt übernehmen möchten, die immer brüchiger, immer heterogener und ja, immer gefährlicher geworden ist. Vorschläge und Beschlüsse zur militärischen Kooperation der Europäer gibt es schon lange. Die Idee eines europäischen Friedenscorps aber, in dem Soldaten und Zivilisten, Polizisten und Mediziner und Entwicklungshelfer unter einer Flagge agieren, ist bislang kein Thema. Dieser Artikel geht der Frage nach, warum ein solches Friedenscorps sinnvoll sein könnte und also geschaffen werden müsste.
Stefan Braun
Reshaping World Order?
Deutsche Strategiefähigkeit als Faktor der außenpolitischen Neuausrichtung Deutschlands und Europas
Zusammenfassung
Die „neue Verantwortung“ Deutschlands und der Europäischen Union sind im Angesicht globaler Umbrüche in aller Munde. Europa wird seine Werte und Interessen in der sich transformierenden Weltordnung nur auf Grundlage eines kooperativen Führungsmodells durchsetzen können. Dieser Kommentar zeigt auf, dass die Steigerung der Strategiefähigkeit Deutschlands als größter EU-Mitgliedsstaat für die außen- und sicherheitspolitische Umorientierung der EU von zentraler Bedeutung ist. Dem steht jedoch bislang der Mangel an strategischer Vorausschau in Deutschland und einer umfassenden öffentlichen Debatte über außen- und sicherheitspolitische Ziele, Prioritäten und Leitbilder im Weg. Der Beitrag argumentiert, dass die Bundesrepublik einen strategischen Planungsprozess an der Seite ihrer Partner aufnehmen muss und plädiert für die Einführung eines Sachverständigenrates für Strategische Vorausschau, um eine aufgeklärtere öffentliche Debatte anzustoßen und strategische Planungskultur zu fördern.
James D. Bindenagel, Simone Becker
Krisen verhindern, Konflikte bewältigen, Frieden fördern
Die Leitlinien der Bundesregierung in außenpolitischer Betrachtung
Zusammenfassung
Im Aufeinandertreffen von Krisen-Erfahrungen aus Afghanistan und politischem Handlungsdruck angesichts steigender Flüchtlingszahlen in Deutschland entstehen 2017 die ressortgemeinsamen Leitlinien. Außenpolitisch stehen drei Ziele im Vordergrund: Die Kohärenz der Krisenmaßnahmen erhöhen; das außenpolitische Instrumentarium in Krisen stärken; einen Beitrag zur Beantwortung der Frage nach Deutschlands Rolle in der Welt leisten. Die Umsetzung der Leitlinien in strategiegeleitetes, praktisches Krisenhandeln stellt eine andauernde Herausforderung dar. Jenseits ihrer Nützlichkeit für die Arbeit der Ressorts verkörpern die Leitlinien ein Bekenntnis zu multilateraler Politik, internationalem Engagement und einem vieldimensionalen Begriff von Sicherheit.
Ekkehard Brose
Warum Deutschland künftig mehr denn je auf einen gesamtstrategischen Ansatz in der Außen- und Sicherheitspolitik angewiesen ist
Zusammenfassung
Konsensbildung in einer parlamentarischen Demokratie ist nur in erweiterten politischen Debatten über nationale Interessen, außenpolitische Ziele und innenpolitische Folgen internationaler Verantwortung möglich. Deutschland hat nach wie vor eine erhebliche Lücke in seinem strategischen Ansatz der Außenund Sicherheitspolitik gegenüber den wichtigsten Verbündeten und Partnern. Ein verstärkter Dialog über wichtige außenpolitische Aspekte im Deutschen Bundestag wird zu einem höheren außen- und sicherheitspolitischen Bewusstsein beitragen. Der Artikel identifiziert große Stolpersteine in der deutschen Politik, die Fortschritte verhindern. Vor dem Hintergrund der außenpolitischen Debatte Deutschlands, seiner rechtlichen und politischen Entwicklungen seit der Wiedervereinigung, plädiert der Artikel für einen kohärenteren gesamtstaatlichen Ansatz. Die noch ausstehenden zentralen Entscheidungen zur Anpassung der außen- und sicherheitspolitischen Schlüsselinstrumente – Entscheidungsstrukturen in Kanzleramt, Streitkräften, Auswärtigem Dienst und Nachrichtendiensten – können nur durch eine konzertierte Aktion der Bundesregierung getroffen werden.
Ulrich Schlie
Eine deutsche Strategie für EUropäische Einbindung
Imperative und Fallstricke strategischer Schicksalsbewältigung
Zusammenfassung
Deutschland verdankt seine Sicherheit und seinen Wohlstand der Einbindung in ein Netz multilateraler Zusammenarbeit im Kontext der NATO und EU. Dieser Multilateralismus wird derzeit allerdings in einer Art und Weise in Frage gestellt wie nie zuvor. Da angesichts der wachsenden materiellen Macht Deutschlands und der Neuausrichtung US-amerikanischer Außenpolitik unter Präsident Trump Führungsanforderungen an die Bundesrepublik herangetragen werden, die mittlerweile auch militärische Führungsleistungen einschließen, wachsen auch die Gefahren, die sich daraus für Deutschlands nachbarschaftsverträgliche europäische Einbettung ergeben. Der Beitrag diskutiert diverse Fallstricke und strategische Imperative, insbesondere die Notwendigkeit, durch Selbstbindung aktiv multilaterale Zusammenarbeit innerhalb der EU zu befördern.
Gunther Hellmann
Metadata
Title
Das Weißbuch 2016 und die Herausforderungen von Strategiebildung
Editors
Daniel Jacobi
Prof. Dr. Gunther Hellmann
Copyright Year
2019
Electronic ISBN
978-3-658-23975-6
Print ISBN
978-3-658-23974-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-23975-6