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27-06-2015 | Datenbanken und Informationssysteme | Schwerpunkt | Article

Big Data muss nicht weh tun

Author: Andreas Burkert

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Die Angst vor großen Datenmengen ist allgegenwärtig. Zwei Drittel einer vom Fraunhofer SIT befragten Gruppe sehen in Big Data ein Risiko für die Privatsphäre. Bei konkretem Nutzen aber sind sie bereit, Zugang zu eigenen Daten zu gewähren. Dann aber pochen sie auf Datenfairness.

Big Data verändert nicht die Welt, sehr wohl aber beeinflussen das massenhafte Datensammeln und -auswerten die Geschäftswelt und nehmen einen weitreichenden Einfluss auf das tägliche Leben. „Genau das macht es auch so spannend, sich mit diesen Trends auseinanderzusetzen und zu versuchen, die Technologien und deren Zusammenhänge zu verstehen“, schreiben die Springer-Autoren Torsten Kalinowski und Eric Verwaayen in „DigITalisierung – quo vadis?“ ab Seite 485.

Doch machen die beiden die Rechnung ohne den Wirt, in dem Fall ohne den Bürger, der ob der Risiken für die Privatsphäre dem Big Data-Trend kritisch gegenüber steht? Dieser Frage sind Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Sichere Informationstechnologie SIT nachgegangen und haben im Rahmen einer Online-Umfrage zum Thema Big Data und Privatsphärenschutz ein erstaunliches Ergebnis ermittelt. Lassen sich konkrete Vorteile generieren, so befürworten viele Bürger Big Data. Zwei Drittel der Befragten sehen in Big Data zwar ein Risiko für die Privatsphäre, gleichzeitig sehen mehr als die Hälfte der Befragten aber auch große wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorteile – insbesondere in den Bereichen Kriminalitätsbekämpfung und Medizin.

Grundsätzlich skeptisch bei Scoring-Verfahren

„Grundsätzlich stehen die Bürger Big Data skeptisch gegenüber“, sagt Projektleiter Martin Steinebach, „bringt die Technik für den Einzelnen aber einen konkreten Mehrwert – etwa niedrigere Versicherungstarife – , befürworten viele den Einsatz von entsprechenden Technologien und sind bereit, eigene Daten preiszugeben.“ Bestätigt werden die Umfrageergebnisse durch einen Bürgerdialog und die Analyse von 10.0000 Online-Artikeln, Kommentaren und Twitter-Feeds. Die Gesamtergebnisse und Schlussfolgerungen haben die Wissenschaftler in der aktualisierten Studie „Big Data und Privatheit“ zusammengefasst, die Sie kostenlos im Internet heruntergeladen können.

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Die Studie erläutert dabei nicht nur die Umfrageergebnisse, sondern beschreibt auch Anwendungsbeispiele wie die Ermittlung von Grippetrends oder die Vorhersage von Einbrüchen und erklärt deren technische Grundlagen, Potenziale und Datenschutzrisiken. Die Umfrageteilnehmer sahen die Anwendung von Big Data in der Medizin überwiegend als sinnvoll an. So ist es mithilfe entsprechender Verfahren in Pilotprojekten gelungen, die Krebsfrüherkennung wesentlich zu verbessern. Kritisch sahen die Bürger hingegen oft den Einsatz von Big Data bei Scoring-Verfahren, in denen automatische Bewertungsmechanismen Menschen benachteiligen können – etwa bei der Kreditvergabe.

Bürger fordern Datenfairness

„Wenn man den Nutzern konkrete persönliche Vorteile aufzeigen kann, steigt bei vielen jedoch die Bereitschaft, Zugang zu den eigenen Daten zu gewähren“, sagt Steinebach. „Wichtig ist, dass der Nutzer das Gefühl hat, der Tausch lohnt sich, es herrscht Datenfairness.“ Um den Bürgern die Ängste vor Big Data zu nehmen, sind sinnvolle und faire Regeln im Umgang mit personenbezogenen Daten nötig, schlussfolgern die Wissenschaftler. Die geltenden Datenschutzgesetze sind hierfür in den Augen der Teilnehmer der Online-Umfrage nicht ausreichend: 69 Prozent halten sie für überholt und wünschen sich eine Modernisierung der Gesetze.

Die Ergebnisse entstanden im Rahmen eines Forschungsprojekts zu Big Data und Privatsphärenschutz am European Center for Security and Privacy by Design (EC SPRIDE), dem größten vom Bund finanzierten Kompetenzzentrum für Cyber-Sicherheit, das von TU Darmstadt und Fraunhofer SIT gemeinsam betrieben wird.

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