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13-07-2020 | Datenmanagement | Schwerpunkt | Article

Etablierte Finanzhäuser suchen ihre Rolle im Ökosystem

Author: Angelika Breinich-Schilly

4:30 min reading time

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Schon lange raten Experten etablierten Finanzdienstleistern, Plattformen und Ökosysteme stärker für sich zu nutzen. Eine aktuelle Befragung offenbart, dass die Unternehmen nun verstärkt hierfür Schnittstellen schaffen wollen.

Nachdem sich etablierte Finanzdienstleister in Deutschland lange in Zurückhaltung geübt haben, wenn es um die IT-Anbindung von Drittanbietern geht, plant nun die Hälfte der Banken und Versicherer Investitionen in mehr digitale Schnittstellen. Das ist das zentrale Ergebnis der Studie "Potenzialanalyse Operative Effizienz", die das Beratungshaus Sopra Steria gemeinsam mit dem FAZ-Institut durchgeführt hat. Hierfür wurden im Januar und Februar 2020 mehr als 320 Entscheider und Führungskräfte aus dem Bereich Finanzdienstleistung, dem verarbeitenden Gewerbe, der öffentlichen Verwaltung und Versorgung sowie aus Telekommunikations- und Medienunternehmen befragt. 

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Gründe für die Öffnung der Banken: Chancen und Substitutionsgefahren

Verschiedenste Akteure, ergo Teilnehmer, teilen sich das europäische Zahlungsverkehrsnetz, den europäischen Zahlungsverkehrsmarkt im Privatkundengeschäft einerseits und im Firmenkundengeschäft andererseits untereinander auf. Einige von ihnen arbeiten mit unterschiedlichen Zahlungsmethoden und sind in verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette aktiv. Auch die Wettbewerbslandschaft ist sehr divers. Hieraus ergibt sich ein komplexer und hochgradig fragmentierter Markt.

Automatisierte Prozesse sparen Kosten und Zeit

Wie die Befragung weiter zeigt, wollen 72 Prozent der Teilnehmer aus der Bankenbranche und der Assekuranz zudem umständliche Prozesse erneuern und automatisieren. Ihr Ziel ist es, Kosten zu senken sowie schneller und effizienter zu arbeiten. Jedes dritte Finanzdienstleistungsunternehmen offenbarte laut der Erhebung Effizienzprobleme im IT-Betrieb. Für jeden vierten Entscheider behindern ineffiziente Abläufe das übliche Tagesgeschäft. In der Öffnung ihrer IT-Systeme und in sogenannten API-Schnittstellen sieht ein Großteil der Befragten ungenutztes Potenzial, um beispielsweise die Entwicklungszeit für Finanzentwicklungen und deren Kosten spürbar zu reduzieren.

"Mit zunehmenden Kostendruck, der durch die Corona-Krise noch einmal verstärkt wurde, entdecken viele Manager im Open Banking nun ein digitales Instrument, das handfeste Mehrwerte bietet", erläutert Robert Bölke, Experte für Digitale Geschäftsmodelle für Banken bei Sopra Steria Next, die Trendwende. 

Finanzunternehmen erkennen Vorteile der Plattformmodelle

Hierzu wollten Banken und Versicherer "ihre IT-Monolithen, bei denen alle Funktionen in einer einzigen Softwarelösung enthalten sind, in Plattformen verwandel", heißt es in der Analyse. So ließen sich Module beispielsweise zur Identifizierung von Kunden bei Konto- oder Depoteröffnungen sowie bei Kreditanträgen über Schnittstellen schnell andocken und müssen nicht von einer Bank immer wieder neu entwickelt oder angepasst werden.

Im Kredit- und Versicherungsbereich wünschen sich Firmenkunden heutzutage eine deutlich schlankere und vor allem digitale Abwicklung. Dazu gehören neben Video- und Telefonkonferenzen sowie Webinaren auch ein Dokumentenupload über gesicherte Schnittstellen, jederzeit Einsicht in den aktuellen Bearbeitungsstatus eines Kreditantrags und die Bereitstellung digitaler Vertragsunterlagen", bringt es Tobias Keser, Business Unit Director Banking bei Sopra Steria, im Bankmagazin-Interview zum Beitrag "Leistungen mit Komfort anbieten" auf den Punkt. 

Außerdem sei die Nutzerverwaltung für Kontenzugriffe und zur Erteilung von Vollmachten ein wichtiges Thema für viele Unternehmen. "Künftig wird außerdem die Digitalisierung des Auslandsgeschäfts, beispielsweise an den Devisenmärkten, bei Fremdwährungskonten sowie Akkreditiven und Inkassi eine zentrale Rolle für die Firmen einnehmen", so Keser. 

Neuer Markt für B2B-Prozesse 

Neben den klassischen Finanzprodukten und Dienstleistungen haben sich laut Umfrage mittlerweile ein neuer B2B-Markt für effiziente Prozesse und Services sowie spezialisierte Anbieter hierfür etabliert. Als Beispiele nennt die Studie die Deutsche Wertpapier Service Bank und US-Zahlungsabwickler Paypal. 

"Bislang tun sich Banken und Versicherer allerdings in der Breite schwer damit, ihre Wertschöpfungsketten aufzubrechen und externe Prozesse und Dienste in ihr Geschäft zu integrieren", heißt es in der Analyse. Denn die Mehrheit der etablierten Häuser befinde sich in einer Findungsphase, welche Rolle sie in digitalen Ökosystemen übernehmen wollen und welche Leistungen sie künftig noch aus eigener Hand anbieten. Hierzu gehörten beispielsweise Robo-Advisor-Dienste.

"Operative Effizienz ist heute in erster Linie das Management und die kluge Kombination von internen wie externen Prozessen. API-Banking bildet hierfür das Fundament, da zukünftig keiner mehr alles alleine produzieren, betreiben und anbieten wird", so Bölke. "Dieser Ansatz ist für die meisten Banken und Versicherer auf den ersten Blick befremdlich, in vielen anderen Branchen wie Pharma und Maschinenbau aber schon Standard."

Mit Schnittstellen neue Ertragsquellen erschließen

Dass Schnittstellen nicht nur die Prozesseffizienz verbessern und damit Kosten reduzieren, sondern auch Erträge generieren, zeigen laut Studienexperten auch Initiativen wie die Beteiligung der Schufa an dem Fintech Finapi sowie das API-Programm der Deutschen Bank. So biete der einstige Branchenprimus neben den PSD2-Pflichtschnittstellen auch sogenannte Premium-APIs an. "Drittanbieter können so Zugang zu zusätzlichen, von Kunden freigegebenen Daten erhalten. Dazu gehören beispielsweise Kreditkarten- oder Depotinformationen", so die Studie.

Der Versicherer Allianz habe sich beispielsweise die Dienste des Banking-API-Anbieters Fintecsystems gesichert. Ziel ist, ein komplettes Ökosystem für Finanzdienstleistungen aufzubauen, bei dem auch Kontoinformationen der Nutzer in die Plattform einfließen sollen. "Banken und Versicherer sollten die API-Strategie als Paket denken, das hilft Kosten zu senken, aber auch Türen für neue Geschäftsmodelle zu öffnen. Als reines Einsparprogramm greifen die Investitionen zu kurz", rät Experte Bölke.

Banken als Digitalisierungspartner der Firmenkunden

Und im Hinblick auf das Firmenkundengeschäft etablierter Geldhäuser betont Sopra-Steria-Kollege Keser im Bankmagazin: 

Wenn Institute über Kooperationspartner weitere digitale Angebote wie Tools zur Mitarbeiterverwaltung in Verbindung mit der betrieblichen Altersvorsorge eine multibankingfähige Software und Apps mit Zahlungsstromanalysen und weiteren betriebswirtschaftlichen Mehrwerten sowie virtuelle Konten für die Optimierung des Forderungsmanagements anbieten und verkaufen können, gelingt es ihnen, sich als Digitalisierungspartner der Unternehmen zu positionieren."

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