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09-02-2021 | Datenmanagement | Schwerpunkt | Article

Verwaltung und Wirtschaft brauchen Open Data

Author: Sylvia Meier

5:30 min reading time

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Die Corona-Pandemie hat den Bedarf an Open Data noch einmal verstärkt. Eine Studie zeigt, dass dabei vor allem die Qualität offener Daten in den Fokus gerückt ist. Doch welchen Reifegrad hat Open Data in der Wirtschaft und bei  Behörden in Deutschland?

Seit Beginn der Corona-Pandemie wird immer wieder vermehrt der Reifegrad der Digitalisierung in Deutschlands Behörden thematisiert. Viele Unternehmen stehen bereits seit Jahren unter dem Druck, sich dem digitalen Wandel anzupassen. Zahlreiche Unternehmensdaten werden regelmäßig veröffentlicht. Doch wie steht es mit öffentlichen Einrichtungen? Gerade im Lockdown wurde für viele Unternehmen und Privatpersonen deutlich, wie wichtig Open Data ist. Viele Daten sind öffentlich zugänglich. Doch wo steht "Open Data" in Deutschland beziehungsweise Europa?

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01-06-2019 | Titel

Open Data und Künstliche Intelligenz gehören zusammen

Künstliche Intelligenz (KI) - über kaum ein Thema wird im Hinblick auf die Technik der Zukunft zurzeit mehr gesprochen. Doch Grundlage für die Entwicklung von KI-Lösungen sind Daten in einer Größenordnung, wie sie derzeit nur in Ausnahmefällen verfügbar ist. Dargestellt werden der Zusammenhang zwischen KI und Open Data und die derzeitige Situation in Deutschland.

Das Beratungsunternehmen Capgemini untersuchte im Auftrag der Europäischen Kommission den Reifegrad von Open Data in Europa. Analysiert wurden 27 EU-Mitgliedstaaten, Großbritannien, Aserbaidschan, Georgien, Moldawien, die Ukraine sowie die EFTA-Länder Island, Liechtenstein, Norwegen und Schweiz. Die Ergebnisse des "Open Data Maturity Report 2020" zeigen, dass der durchschnittliche Open Data Reifegrad in den 27 EU-Mitgliedsstaaten bei 79 Prozent liegt. Das ist eine Verbesserung im Vergleich zur Untersuchung 2019 um zehn Prozentpunkte. 

Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Werte in allen Dimensionen gestiegen sind und sich die Länder verstärkt am oberen Ende des Ergebnisspektrums wiederfinden. Bei der Bewertung des Reifegrads gehört Deutschland nun erstmals zu den Top Ten (achter Platz). Es fällt auf, dass Deutschland bei der Untersuchung in vielen Bereichen über dem EU-Durchschnitt liegt - allerdings im Bereich "Qualität" noch Aufholbedarf hat, vor allem bei den Dimensionen "Monitoring and measures" und "Deployment quality".

Open Data in der Verwaltung

Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff Open Data? Die Springer-Autoren Herbert Kubicek und Juliane Jarke geben in dem "Handbuch Digitalisierung in Staat und Verwaltung" folgende Definition (Seite 75): 

Als Open Data, auch Open Government Data (OGD), bezeichnet man die tendenziell unentgeltliche Bereitstellung von Daten der öffentlichen Verwaltungen im Internet zur beliebigen Weiterverarbeitung unter freien Lizenzen."

Deutschland als Teil der Open Government Partnership

Auch die deutsche Bundesregierung fördert entsprechende Projekte und Aktionen. Deutschland nimmt beispielsweise seit Dezember 2016 an der so genannten Open Government Partnership (OGP) teil. Diese umfasst bereits 79 Staaten, die sich für ein offenes Regierungshandeln einsetzen und verpflichten, im Geiste der "Open Government Declaration" zu handeln. So werden beispielsweise Daten der amtlichen Statistik, Wahlergebnisse und Geodaten auf Plattformen veröffentlicht.

Das Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat führt als wesentliche Aspekte der Teilnahme an der OGP an:

  • Aktionspläne mit konkreten Selbstverpflichtungen alle zwei Jahre
  • regelmäßige externe Evaluationen
  • Dialog mit der Zivilgesellschaft
  • fachlicher Austausch auf globaler Ebene
  • offene Herangehensweise an verschiedene Politikbereiche

Das offene Datenportal der EU ist Kernbestandteil der EU-Strategie für Open Data. Es bietet einen zentralen Zugang zu Daten von Institutionen, Agenturen und sonstigen Einrichtungen der EU. Mit dem einfachen und kostenfreien Zugang zu den Daten soll dazu beigetragen werden, deren innovative Nutzung zu fördern und ihr wirtschaftliches Potenzial freizusetzen. Außerdem soll das Portal einen besseren Einblick in die Arbeit der Organe und sonstigen Einrichtungen der EU ermöglichen und ihre Rechenschaftspflicht verdeutlichen.

Open Data spielt also über die Landesgrenzen hinaus eine wichtige Rolle. Entsprechende rechtliche Rahmenbedingungen für Open Data wurden in Deutschland mit dem "Gesetz zur Förderung der elektronischen Verwaltung" geschaffen, um beispielsweise datenschutzrechtliche Hürden bei der Bereitstellung der Daten zu vermeiden. Auch zahlreiche Projekte verschiedener Bundesländer und Kommunen nehmen sich dem Thema bereits an.

Zentrales Datenportal GovData

Auch in Deutschland wurde ein Portal für Open Data geschaffen. Tausende Daten sind bereits in dem zentralen Datenportal GovData https://www.govdata.de/ verfügbar. Dieses Portal bietet einen einheitlichen, zentralen Zugang zu Verwaltungsdaten aus Bund, Ländern und Kommunen. 

Springer-Autor Göttrik Wewer erläutert hierzu im "Handbuch zur Verwaltungsreform" (Seite 567): "Zentraler Bestandteil des Bundesportals ist ein Metadatenkatalog mit wesentlichen Informationen über die jeweiligen Datenbestände; die Daten selbst werden weiterhin dezentral in den Behörden des Bundes, der Länder oder von Gemeinden vorgehalten und auch gepflegt. Zeitgleich ging die Zuständigkeit für dieses Portal vom IT-Planungsrat durch eine Vereinbarung auf eine Geschäftsstelle in der Hamburger Finanzbehörde über."

Diese Daten können für Privatpersonen, aber eben auch Unternehmen interessant sein. Doch kann nun wirklich jeder diese Daten frei nutzen? Daten sind längst zu einem sehr attraktiven Wirtschaftsgut geworden. Die Capgemini-Studie "The Economic Impact of Open Data - Opportunities for Value Creation in Europe" geht von einem Marktwert offener Daten zwischen 199 und 334 Milliarden Euro im Jahr 2025 aus. Zudem werden laut der Studie bis 2025 rund zwei Millionen Bürger in Europa in diesem Umfeld direkt oder indirekt beschäftigt sein. 

Kommerzielle Datennutzung braucht Klarheit

Gerade, wenn Unternehmen diese Daten auch kommerziell nutzen wollen, stellen sich der Geschäftsführung sofort Fragen zur Datensicherheit und möglichen lizenzrechtlichen Problemen. Um Lizenzprobleme zu vermeiden, wird mit der "Datenlizenz Deutschland" Klarheit geschaffen. Informationen hierzu sind auf GovData verfügbar. Zudem wird unter anderem informiert über

  • die Metadaten-Struktur und
  • die Datenbereitstellung.

Doch welche Vorteile soll nun Open Data konkret bieten? Wewer erklärt (Seite 559): "Wenn die Verwaltung ihre Datenbestände grundsätzlich veröffentlicht und in Formaten bereitstellt, dass andere sie verarbeiten können, dann erhofft man sich nützliche Anwendungen, die Innovationen fördern und das wirtschaftliche Wachstum antreiben." 

Nach Ansicht des Autors können auch Behörden davon profitieren, etwa durch einen leichteren Zugriff auf die Daten anderer Stellen. Ist das der Weg zur Modernisierung der Verwaltung? Wewer sieht hierin eine Chance. Auch der Branchenverband Bitkom spricht sich für Open Data aus: "Open Data (offene Daten) in Politik und Wirtschaft sowie der freie Fluss von Daten in Behörden und Unternehmen werden die notwendige Entwicklung in allen Bereichen der Digitalisierung fördern."

Ein wesentlicher Erfolgsfaktor liegt hier jedoch auch in der Datenqualität. Die Capgemini-Untersuchung zeigt, dass der Schwerpunkt vermehrt auf Datenqualität statt -quantität gesetzt wird. Doch Kritiker bemängeln, dass noch zu viele irrelevante "Schnarchdaten" veröffentlicht werden und zudem noch zu wenige Daten auf GovData verfügbar seien. Andere Kritiker wiederum zeigen sich gegenüber Open Data skeptisch und besorgt beim Thema Datenschutz. Sie warnen zudem vor möglichem Datenmissbrauch. 

Datenstrategie der Bundesregierung 

Die Bundesregierung informiert mit der Kabinettfassung vom 27. Januar 2021 umfangreich zu ihrer Datenstrategie. Hier werden bereits zahlreiche weitere Pläne aufgeführt. Mit dem "Gesetz zur Änderung des E-Government-Gesetzes und zur Einführung des Gesetzes für die Nutzung von Daten des öffentlichen Sektors" soll die Open Data-Politik vorangetrieben werden. Das Thema Open Data wird also auch in der Politik immer mehr in den Vordergrund gerückt. Es bleibt abzuwarten, wie die Umsetzung der gesteckten Ziele gelingt.  

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