Die Blockchain-Technologie (Symbolbild) bietet der digitalen Wirtschaft großes Potenzial.
[M] Nikita Gonin / Niroworld | stock.adome.com / Fotolia
Sechs von zehn Banken in Deutschland setzen bei der Zukunftstechnologie Sicherheitsfragen zum Schutz der Daten und der Identifikation der Nutzer auf Verbraucherseite oben an. Denn Verbraucher, die auf Basis der neuen Technik beispielsweise bezahlen wollen, müssen gegen Datenverlust besonders gut abgesichert sein, und Banken müssen die Informationssicherheit sicherstellen.
Die neue Studie "Blockchain: Evolution oder Revolution?" des IT-Dienstleisters DXC Technology legt offen, dass die Mehrheit der Entscheider in den Instituten vor allem noch Handlungsbedarf sieht, um die Zuverlässigkeit der Daten innerhalb der Blockchain zu verbessern. Zudem können Vertragsabschlüsse und mobile Bezahlvorgänge dank der Blockchain zwar einfacher werden. Doch zwei Drittel der 100 Fach- und Führungskräfte deutscher Geldhäuser, die für die Studie befragt wurden, sehen die Rechtssicherheit kritisch und befürchten Regelungslücken bei grenzübergreifenden Verträgen.
Datentransfer als wunder Punkt
Ein wunder Punkt der Techologie ist, dass alle Blockchain-Informationen in Form von Zahlenkolonnen transferiert werden. Nutzer können somit nur schwer eindeutig zugeordnet werden, auch wenn sie beispielsweise bei Überweisungen Spuren hinterlassen, da sie ähnlich wie bei besuchten Websites, bei denen der Nutzerverlauf über so genannte "Cookies" registriert wird, mit einer anonymen Kennung in der Blockchain gespeichert werden. Auch Jens Thorsten Rauer, Director Banking and Capital Markets des Unternehmens DXC Technology, das auf der 3. Konferenz für Finanztechnologie von Bankmagazin und dem Center for Financial Studies am 13. September 2017 mit dem Vortragsthema "Blockchain und Smart Contracts" vertreten ist, betont, dass sich nicht ohne Weiteres überprüfen lässt, "welche Personen hinter einer abgewickelten Zahlung stecken". Andererseits lassen sich aus Sicht der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) mit der Blockchain-Technologie "Eigentumsverhältnisse direkter und effizienter als bislang sichern und regeln, da eine lückenlose und unveränderliche Datenaufzeichnung hierfür die Grundlage schafft."
Compliance-Risiken für Banken
Doch Daten lassen sich mit weiteren Informationen, etwa aus Online-Geschäften, abgleichen und die physischen Nutzer ermitteln. Die Bafin sowie die Landesbanken beschäftigen sich laut Rauer bereits mit den daraus entstehenden Compliance-Risiken. Insbesondere bei öffentlich betriebenen Blockchains fehle den Instituten der direkte Zugriff, da manuelle Korrekturen in der Technologie ausgeschlossen sind. Beim Aufbau einer Blockchain rät er unter anderem dazu, einen risikobasierten Ansatz zu wählen, "indem die Sicherheitskontrollen die Geschäftsanforderungen und Prozesse" mit berücksichtigt werden. Banken mit hohen Transaktionsvolumina sollten aus seiner Sicht am besten technische "Proof of Concepts" durchführen. So können sie verschiedene Blockchain-Technologien und ihre Performance in Bezug auf das benötigte Transaktionsvolumen bewerten.
Bankmagazin-Autor Stefan Mey betont in seinem Beitrag "Wohin die Blockchain führt" (Ausgabe 1/2016), dass sich erst noch zeigen muss, ob die Blockchain tatsächlich eine "Wunderwaffe der Finanzwirtschaft" wird. Sie sei jedoch "zum Experimentierfeld der klassischen Finanzindustrie" geworden. "Das Konzept ist da, jetzt ist es an den verschiedenen Marktteilnehmern, auf dieser Basis nachhaltige Geschäftsmodelle zu entwickeln", zitiert er Vincent Brennan, Vorsitzender der Electronic Alternative Payments Working Group beim europäischen Bankenverband. Immerhin erwarten 52 Prozent der befragten Bankentscheider aus der Studie von DXC Technology spätestens in zwei Jahren marktreife Blockchain-basierte Services für Endverbraucher.