2015 | OriginalPaper | Chapter
Demokratie und Nationalismus – Zwillingskinder der Volkssouveränität
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Demokratie als Herrschaftsform ist universal. Da nur wenige Menschen einen Weltstaat wollen, sind alle Demokratien auf unabsehbare Zeit partikular, mit einem begrenzten
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(Volk) und Staatsgebiet. Aus demokratischen Prinzipien lassen sich Größe und räumliche Reichweite eines
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nicht begründen. Es ist die erste Funktion des Nationalismus zu bestimmen, welche Menschen zu einem
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in einem bestehenden, wiederherzustellenden oder neu zu schaffenden Staat gehören sollen. Indem die Menschen sich das Recht auf freie öffentliche Rede, Versammlung und Vereinigung sowie die Wahlen von gesetzgebenden Volksvertretungen und Regierungen erringen, schaffen sie die Möglichkeit der Selbstkonstitution eines Volkes, das nach einem eigenen Nationalstaat trachtet. Insofern gefährden Liberalisierung und Demokratisierung die Existenz von autokratischen Staaten, die nicht von einer Nation getragen werden. Nationalismus, d. h. der Nationalstaatsgedanke, und Demokratie sind keine Gegensätze, sondern Zwillingskinder der Idee der Volkssouveränität.