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2012 | Book

Denkmal und Energie

PRAXIS

Authors: Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz

Publisher: Vieweg+Teubner Verlag

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About this book

Die Gebäudehülle muss wie kaum ein anderes Bauteil gleichzeitig eine Vielzahl an Anforderungen und Funktionen erfüllen. Sie schützt den Innenraum und damit die Nutzer vor unerwünschten Umwelteinflüssen wie Niederschlag, Wind, Temperatur und Schall. Gleichzeitig leistet sie einen wesentlichen Beitrag zum Lastabtrag. Auch in ästhetischer Hinsicht ist sie von entscheidender Bedeutung und prägt das äußere Erscheinungsbild eines Gebäudes maßgeblich.

Der Energiebedarf eines Gebäudes wird in vielfacher Hinsicht durch die Gebäudehülle beeinflusst: Der Dämmstandard der Gebäudehülle wirkt sich auf die Transmissionswärmeverluste aus, die Luftdichtheit hat einen Einfluss auf die Lüftungswärmeverluste und die transparenten Bauteile bestimmen die solaren Wärmeeinträge. Die gleichzeitige Bedeutung der Gebäudehülle für das Erscheinungsbild und für die Energieeffizienz führt häufig zu gegensätzlichen Zielsetzungen, die nur schwer zu vereinbaren sind.

In diesem Fachbuch werden spezielle Lösungsvorschläge für die denkmalgerechte, energetische Sanierung der Gebäudehülle vorgestellt.

Table of Contents

Frontmatter
1. Einleitung
Zusammenfassung
Zweifellos handelt es sich bei der Verbindung von Denkmalschutz und Energieeffizienz um eine kontroverse Thematik. Allgemein stellt der Umgang mit dem Gebäudebestand eine bedeutende aktuelle Problemstellung in Deutschland dar, die sowohl ökologische, ökonomische als auch soziokulturelle Aspekte beinhaltet. Auf der einen Seite verbrauchen Bestandsgebäude derzeit noch etwa dreimal soviel Energie zur Beheizung wie Neubauten. Neben der Raumwärme fallen weiterhin hohe Verbräuche für Kühlung, Warmwasser und Beleuchtung an. Die energetische Sanierung bildet somit ein zentrales Thema für eine nachhaltige Energiepolitik und den Klimaschutz.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
2. Nachhaltigkeit
Zusammenfassung
Der Begriff „Nachhaltigkeit“ stammt aus der Forstwirtschaft und wurde im 18. Jahrhundert von Hans Carl von Carlowitz eingeführt. Die Bezeichnung beschreibt die Bewirtschaftungsweise, bei der nur so viel Holz entnommen werden darf, wie in einem gleichen Zeitraum nachwachsen kann. Dieses Prinzip blieb über 200 Jahre auf den Bereich der Forst- und Fischereiwirtschaft beschränkt. Erst in den 1970er Jahren fand der Begriff Nachhaltigkeit weitere Verbreitung – beispielsweise bei der UNO-Konferenz in Stockholm im Jahr 1972. Inzwischen bildet dieser Ansatz ein gesamtgesellschaftliches Anliegen, bei dem es sich um die Sicherstellung und Verbesserung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Leistungsfähigkeit für Nachfolgegenerationen handelt. Darin schließt man den Erhalt und den effizienten Umgang mit den natürlichen und gesellschaftlichen Ressourcen ein. Somit lässt sich das heutige Verständnis für Nachhaltigkeit mit dem Drei-Säulen-Modell darstellen.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
3. Denkmalpflege
Zusammenfassung
Den Ausgangspunkt im Umgang mit einem Baudenkmal, einschließlich energetischer Maßnahmen, sollte die denkmalpflegerische Handlungsmethodik bilden. Sie stützt sich auf die weithin anerkannten historischen Prinzipien der Denkmalpflege und lässt sich beispielsweise in der Charta von Venedig finden. Da die inhaltlichen Aussagen und der kulturelle Zeugniswert eines Denkmals an die historische Substanz gebunden sind, stellt der Erhalt der originalen Bausubstanz nach Dehios Maxime „Konservieren, nicht restaurieren“ den Grundsatz der denkmalpflegerischen Handlungsweise dar, aber gleichermaßen gilt für die praktische Denkmalpflege die Erkenntnis, dass sich die theoretischen Prinzipien nicht uneingeschränkt und nicht immer eindeutig anwenden lassen. Vielmehr erfordert dies in jedem Fall, insbesondere bei energetischen Maßnahmen am Baudenkmal, eine neue Abwägung über das angemessene Vorgehen. Dafür sollte bei allen Akteuren im Umgang mit Baudenkmalen Klarheit über die denkmalpflegerischen Gesichtspunkte herrschen. Insbesondere bei technischen Planern und Energieberatern liegen oftmals erhebliche Verständnisprobleme und mangelndes denkmalpflegerisches Fachwissen vor.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
4. Energieeinsparverordnung
Zusammenfassung
Das folgende Kapitel erläutert die Relevanz der Energieeinsparverordnung für Baudenkmale. Des Weiteren erfolgt eine Einführung in die Berechnung von notwendigen Kenngrößen. Dazu zählen in erster Linie die Wärmedurchgangskoeffizienten für verschiedene Bauteile. Diese gehen als notwendige Vorrausetzung in das in Kapitel 4.8 beschriebenen Bauteilverfahren und in das in Kapitel 4.9 erläuterte Referenzgebäudeverfahren ein. Abschließend wird ein Einblick in die verschiedenen Formen des Energieausweises gegeben.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
5. Baukonstruktion im Bestand
Zusammenfassung
Ausgangspunkt einer denkmalpflegerischen und energetischen Bewertung eines Gebäudes sollten die baukonstruktive Analyse und die Dokumentation der Bausubstanz bilden. Als hilfreich kann sich hierbei eine Differenzierung nach dem jeweiligen Baualter des Gebäudes erweisen. Im überwiegenden Teil des Gebäudebestandes spiegeln sich historische Prozesse wider, die zwar regional und sozial unterschiedlich abliefen, aber doch innerhalb begrenzter Zeitabschnitte erkennbare Gemeinsamkeiten aufweisen. Aus diesem Grund hat sich die Einteilung nach Baualtersstufen beziehungsweise nach Baualtersklassen für einen grundsätzlichen Überblick über häufig anzutreffende Baukonstruktionen und deren energetische Probleme bewährt.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
6. Gebäudehülle
Zusammenfassung
Die Gebäudehülle, als Trennung zwischen dem konditionierten Innen- und dem Außenraum, muss eine Vielzahl von Funktionen erfüllen, um die Behaglichkeit und Sicherheit der Nutzer gewährleisten zu können. Sie schützt den Innenraum und damit die Nutzer vor unerwünschten Umwelteinflüssen wie Temperatur, Niederschlag, Wind und Schall.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
7. Gebäudetechnik
Zusammenfassung
Wie im vorhergehenden Kapitel ausführlich erläutert, ist es bei Baudenkmalen nicht immer vertretbar, die Gebäudehülle energetisch entscheidend zu verbessern, da es gilt, den Charakter und das Erscheinungsbild des Gebäudes weitestgehend zu erhalten. Dies befreit den Planer selbstverständlich nicht davon, das Mögliche umzusetzen und weitere, innovative Lösungen zur Energieeinsparung zu finden. Die energetischen Bilanzierungsverfahren, auf die die EnEV verweist und die in Kapitel 4 eingehend behandelt werden, beurteilen die Energieeffizienz eines Gebäudes anhand des Jahres-Primärenergiebedarfs. Die energetische Bewertung eines Gebäudes wird nicht ausschließlich durch den Heizwärmebedarf und damit im Wesentlichen durch die Gebäudehülle bestimmt, sondern auch darüber, auf welche Weise der Energiebedarf gedeckt wird. Einen entscheidenden Einfluss hat dabei der Primärenergiefaktor f p . Er ist ein Indikator für die Umweltrelevanz der eingesetzten Energie. Wird der gesamte Energiebedarf eines Gebäudes über Umweltenergie gedeckt f p = 0,0), so wird der Jahres- Primärenergiebedarf des entsprechenden Gebäudes zu null. Konsequenterweise müsste man bei der Beurteilung von Gebäuden nicht von Energieeffizienz, sondern von energetischer Umweltrelevanz sprechen. Hierin besteht eine große Chance für die energetische Sanierung von Baudenkmalen. So sollte bei der energetischen Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden ein Hauptaugenmerk auf einer innovativen Gebäudetechnik liegen, um damit energetische Defizite der Gebäudehülle zu kompensieren. Werden nicht erneuerbare Energiequellen eingesetzt, so ist die Erzeuger-Aufwandszahl e g ein wesentlicher Einflussfaktor. Sie beschreibt das Verhältnis zwischen eingesetzter Endenergie zu abgegebener Nutzwärme eines Wärmeerzeugers. Sie ist somit ein Kennwert dafür, wie effizient der Wärmeerzeuger die im Energieträger gespeicherte Energie ausnutzt. Damit die erzeugte Nutzwärme möglichst verlustfrei den Verbraucher erreicht, müssen die Verluste bei der Wärmespeicherung, -verteilung und −übergabe auf ein Minimum reduziert werden. Schon durch diese kurze Einführung wird deutlich, welche Bedeutung die Anlagentechnik auf die energetische Bewertung eines Gebäudes hat. Sie ist ein wesentlicher Einflussfaktor, der bei jeglichen Sanierungsüberlegungen mit einbezogen werden muss.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
8. Wirtschaftlichkeit
Zusammenfassung
Da sich die öffentliche Förderung von denkmalpflegerischen Maßnahmen immer weiter reduziert und in erster Linie der Nutzer den Erhalt des Baudenkmals erbringen muss, wächst zunehmend die Bedeutung die Wirtschaftlichkeit. Mit zusätzlich steigenden Rohstoffkosten und internationalen Klimaschutzbemühungen stellt die effiziente Energieversorgung unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten ein entscheidendes Kriterium für eine Umnutzung oder eine Nutzungsfortführung eines Bestandsgebäudes dar. Wiederum kann ohne eine Nutzung nur im Ausnahmefall der Erhalt eines Baudenkmals gesichert werden. Damit können energiesparende Maßnahmen einen wesentlichen Beitrag zur wirtschaftlichen Weiternutzung und zum dauerhaften Erhalt des Bauwerks leisten. Des Weiteren werden im Energieeinsparungsgesetz (EnEG) energetische Maßnahmen mit dem Wirtschaftlichkeitsgebot verknüpft. Das bedeutet, dass sich die erforderlichen Aufwendungen für eine energetische Sanierung innerhalb der üblichen Nutzungsdauer durch die eintretenden Einsparungen erwirtschaftet haben sollen.
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
9. Ökologie
Zusammenfassung
Unter Ökologie – lateinisch „oikos“ (Haushalt) und „logos“(Lehre) – versteht man die Lehre von den Wechselbeziehungen zwischen den Lebewesen untereinander und mit ihrer Umwelt. Im Rahmen der Nachhaltigkeitsbewertung fallen die zentralen Fragestellungen zur Energie und Umwelt in diesen Bereich. Der Begriff geht auf den deutschen Zoologen Ernst Haeckel zurück, der ihn für ein Teilgebiet der Biologie im Jahre 1866 eingeführt hat. Im Laufe des 20. Jahrhunderts hat sich die Bedeutung über den naturwissenschaftlichen Rahmen der Biologie hinaus erweitert. Mittlerweile wird der Begriff auf gesellschaftliche und politische Bereiche übertragen. Der Bedeutungsinhalt des Wortes „Ökologie“ veränderte sich in soweit, als dass die ursprünglich neutrale Bezeichnung eine positive Bedeutung erhielt – „ökologisch“ gilt gleichbedeutend mit umweltverträglich, nachhaltig und klimaschonend. So existieren viele Bezeichnungen, die in der Verbindung mit der Kurzform „Öko“ positiv besetzt sind (Ökosiedlung, Ökostrom oder Ökobauer).
Bernhard Weller, Marc-Steffen Fahrion, Sven Jakubetz
Backmatter
Metadata
Title
Denkmal und Energie
Authors
Bernhard Weller
Marc-Steffen Fahrion
Sven Jakubetz
Copyright Year
2012
Publisher
Vieweg+Teubner Verlag
Electronic ISBN
978-3-8348-8205-9
Print ISBN
978-3-8348-1619-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-8348-8205-9